Das „Büro für antimilitaristische Maßnahmen“ zeigt in seiner Presseerklärung zu seinem Counter-Plakat welches Geistes Kind es ist
Berlin: Zuerst hält man das Ganze für eine Satire mit der Unterschrift der Bundesregierung. Dann hält man es für eine Aktion von V-Leuten die nichts anderes wollen als unbedingt zu beweisen dass die Deutschen die miesesten Linken der Welt haben. Dann stellt man fest: es ist ein Plakat mit der Unterschrift des „Büros für antimilitaristische Maßnahmen“ BamM und die finden das Plakat richtig gut.
Dieses Plakat wurde, so war jetzt zu lesen, bereits vor 5 Jahren durch die BamM entworfen und ins Internet gestellt. Vor einigen Tagen fing es an aufzufallen, nachdem ein deutscher Soldat in Afghanistan getötet worden war.
Die Reaktionen kann man sich denken. Wenn man noch denken kann. Eine bessere Steilvorlage für Nationalisten, Militaristen und Kriegslobby um für deren Parolen von innerer und äusserer Kriegführung innerhalb der Truppe zu werben, kann es gar nicht geben.
Der mit der BamM assoziierte Landesverband Berlin-Brandenburg der „Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“ brachte es nicht fertig sich sowohl von der BamM, als auch von dem Plakat kurz und schmerzlos zu trennen. Der Bundessprecherkreis des DFG-VK vermeldete lediglich, das Plakat versuche zwar „in drastischer Form auf die tödlichen Folgen von Kriegseinsätzen hinzuweisen“, sei aber zynisch und deshalb „für uns schwer erträglich“. Es wurde zugleich darauf hingewiesen, dass das Plakat vom BamM kreiert wurde, das letztlich nicht zur DFG-VK gehöre, aber mit dem Landesverband zusammenarbeite.
Vor unserer Einschätzung hier erst noch die Presseerklärung der BamM vom 3.September:
„Unser Plakat soll die notwendige Empörung über den Krieg befördern. Es soll einer Gesellschaft, die den permanenten Krieg nach außen als Normalität hinnimmt, den Spiegel vorhalten. Es soll die moralische Unterstützung der Heimatfront für die Truppe erschüttern. Der Hass, mit dem Halb- und Ganznazis uns nun bedrohen, zeigt, dass wir in eine offene Wunde gestoßen haben. Wir werden weiter das Unsere dazu beitragen, dem deutschen Militarismus die Ehre zu nehmen und die Wehrkraft zu zersetzen.“
Hierzu gilt es festzustellen:
Mit diesem Plakat, und mit dieser Presseerklärung, wurde dem deutschen Militarismus mehr unverdiente Ehre gemacht als durch sämtliche Aktionen von rechts, rechtsaussen und seitens transatlantischer Kriegszirkel in den letzten Jahren.
Mit diesem Plakat, und mit dieser Presseerklärung, wurde die sogenannte „Wehrkraft“, ein faschistischer Begriff über die Kriegsbegeisterung einer geblendeten und uninformierten Bevölkerung, erst wieder als Begriff in die Öffentlichkeit eingeführt, initialgezündet und massiv verstärkt.
Ebenso wurde die moralische Unterstützung für die Bundeswehrsoldaten und ihren Krieg in Afghanstan massiv gefördert, völlig unabhängig von der Sinnhaftigkeit ihres Einsatzes, der Tatsache dass sie unter US-Kommando stehen und sie selbst wie die deutsche Bevölkerung zuhause durch die penetranten Lügen und Fehlinformationen der bellizistischen Presse über die wahren Vorgänge in Afghanistan im Unklaren gelassen werden.
In allen Diskussionen, ob zuhause, in den Kantinen, den Kneipen und Versammlungen, da gibt es ihn jetzt wieder: den hässlichen Linken. Den Feigling. Den gemeinen Schuft, der den Tod eines jungen Menschen im Krieg bejubelt als wäre das der Sieg der linken Ideen.
In keinem anderen Land wäre so etwas denkbar. Nur in der deutschen Linken, die sich selbst teilweise antideutsch nennt.
Die „notwendige Empörung über den Krieg“ vernebelt man am Besten durch Empörung über solche menschlich, politisch, moralisch, ideell und nach sozialistischen, humanistischen und pazifistischen Werten abstossende AgitProp.
Insofern kann sich das NATO-Militärkommando der deutschen Soldaten jetzt die Hände reiben. Nichts schafft der Kriegslobby mehr Rückhalt in einer Bevölkerung, welche den Krieg im Innern wie im Äusseren ablehnt, als solcher Abgrund an Zynismus und Gemeinheit.
Dieses Plakat hat nicht nur in eine offene Wunde gestossen, es hat eine neue gerissen. Für uns z.B., auf Radio Utopie, wie sicherlich auch auf einer ganzen Reihe von anderen Zeitungen oder Informationsmedien, wird die BamM jedenfalls nicht noch einmal anders denn als abschreckendes Beispiel vorkommen.
Dieses sogenannte „Büro für antimilitaristische Maßnahmen“ hat mit einer Treffsicherheit das Gegenteil von dem erreicht was es vorgab tun zu wollen, die verdächtig ist. Auch wenn die Empörung über das 5 Jahre alte Plakat nun ebenfalls seltsam pünktlich kam.
Über Umwege nun ausgerechnet wieder die Linke Hessen erreichen und treffen zu wollen (Fraktionschef der Linken im Hessischen Landtag, Willi van Ooyen, war in den 70er-Jahren Vorstandsmitglied der „Deutschen Friedensgesellschaft“) ist sicher Teil des Interesses. Auch die angekündigten Demonstrationen am 20. September in Berlin und Stuttgart unter dem Motto „Truppen raus aus Afghanistan“ haben nun endlich den gewünschten propagandistischen Feldzug gegen sich, der für die Kriegslobby angesichts der eindeutigen Forderung der Bevölkerungsmehrheit nach Rückkehr aller deutschen Soldaten nach Hause so dringend notwendig geworden war.
Es bleibt der DFG überlassen, und auch der Partei-Linken, ihr politisches Ansinnen und den Erfolg der Demonstration zu retten und sowohl Plakat als auch „BamM“ sofort aus allen Zusammenhängen rauszuschmeissen.
Dass es nach dieser Affäre einfach weitergeht wie bisher, davon ist jedenfalls nicht auszugehen. Wir jedenfalls haben es satt jeden Tag gegen den Krieg anzukämpfen und dafür dann mitzuerleben, dass unsere Arbeit von den miesesten Linken der Welt verraten, verkauft und dem Gegner zum Frass vorgeworfen wird.
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