Wie heute bei turi2.de zu lesen war, plant der Springerkonzern nun doch eine Gratiszeitung, als zusätzlichen Müll, in den Berliner Briefkästen verteilen zu lassen.
Das ist besonders deshalb pikant, weil Döpfner nun, um die Berliner zu ärgern, mit seinem Erzrivalen zusammen arbeitet:
Springer und Post bringen Berliner Gratiszeitung mit 1 Mio Auflage.
Berliner-Morgenpost-Wochenend-extraJanz Berlin is eene Zeitung – und zwar eine dunkelgrüne von Springer: Ab 20. September versorgt der Axel Springer Verlag die satte Zahl von 1 Million Berliner Haushalten jeden Samstag mit einem kostenlosen, 16 Seiten starken „Wochenend-Extra“ der „Berliner Morgenpost“. Zustellen wird das Blatt – ausgerechnet! – die Deutsche Post, bis vor kurzem noch der Lieblingsfeind des expansionswütigen Springer-Kopfes Mathias Döpfner. Der hatte stets gegen tägliche Gratiszeitungen argumentiert und gegen alle Post-Pläne protestiert. Doch seitdem er seine Träume von der grünen Anti-Post Pin AG mitsamt tausenden von Arbeitsplätzen beiseite gelegt hat, zählt die „bewährte Expertise“ der Gelben wieder was. Branche schlägt sich, Branche verträgt sich eben im real existierenden Kapitalismus. Ausgedacht hat sich den Spaß, den Springer keinesfalls als profane Gratiszeitung, sondern als „ganz neue Zeitungskategorie“ verstanden wissen will, „Morgenpost“-Chefredakteur Carsten Erdmann, 42; mit spitzer Feder durchgerechnet hat Verlagsgeschäftsführer Ulrich Lingnau, 40.Produziert werden soll das Gratisblatt, das mehr als die Hälfte aller 1,9 Mio Berliner Haushalte erreichen soll, relativ kostengünstig – die Redaktion der „Berliner Morgenpost“ (von Berlinern mehr oder weniger liebevoll „Motte“ genannt) soll eine Art „Best of“ der Woche zusammenstellen. Die hauseigene „Service- und Entwicklungsredaktion“, eine Gruppe von ausgelagerten, ehemaligen „Welt“- und „Morgenpost“-Redakteuren (Kritiker sprechen vom „Redaktions-Gulag“), soll Termine und anderen Service aus den Berliner Kiezen beitragen. Dass das Gratisblatt der bezahlten „Morgenpost“ (Auflage: knapp 150.000) und den anderen bezahlten Zeitungen nicht schaden soll, wird im Hause Springer zwar versichert, ist letztlich aber unklar. Jedenfalls steht fest, dass die vielgescholtene Gratiskultur des Internet immer weiter auch in den Printmarkt vordringt. Stoppen kann die Gratis-Motte nur noch die zahlende Anzeigenkundenschaft, die eingeladen ist, die ganze Chose zu finanzieren – dafür sind zunächst 2 der 16 Seiten reserviert.
Es ist ja nicht so, dass irgendjemand von Döpfner oder dem Springer Konzern so etwas wie Moral oder gar Charakter verlangen würde. Dafür sind diese Leute nicht geboren. Aber es macht schon Spaß, festzustellen wie wenig sie ihr Geschwätz von Gestern interessiert. Das ist halt Springer wie stinkt und lebt. Natürlich nimmt Springer auch keine Rücksicht und lässt seine Dreck einfach ohne zu fragen bei den Bürgern abladen.
Das sind die Berliner Bürger ja schon seit langem gewohnt. Wenn die Auflagen der Springerblättchen nicht an zahlende Kunden verkauft werden können, stecken sie als „Werbegeschenk“ in den Briefkästen der Berliner Bürger, die alles mögliche wollen, aber sicher nichts, was aus dem Hause Springer kommt. Da nützt übrigens kein Schreiben oder lamentieren. Selbst finsterste Drohungen prallen an der Springer Arroganz vollständig ab.
Heute tobt an der Spitze dieses Haufens Dr. Mathias Döpfner durch die Lande und bereichert sich an den Tränen der arbeitenden Menschen. Das kann ich nicht verhindern. Aber wenn dieser Typ noch einmal meinen Briefkasten dazu verwendet, um den Müll, den er Zeitung nennt, durch mich entsorgen zu lassen, dann werde ich ihm zwei Tankwagen voll Scheiße in den Vorgarten kippen
Springer befindet sich wie viele andere von diesen wirtschaftsfaschistischen Neoliberalen in einem rechtsfreien Raum und reagiert nicht auf Mahnungen und Mails. Es ist völlig egal was die Menschen wollen. Da können sie an ihre Briefkästen kleben, was auch immer sie wollen. Springer hat recht. Diesmal hat der Autor es wieder einmal mit einer Mail an die Verantwortlichen versucht, die natürlich nicht lesen können und auch nicht reagieren:
Sollten Sie sich allerdings jetzt erdreisten für ihr neues Blättchen wiederum meinen Briefkasten als Endlager zu benutzen, werde ich von den Herren Döpfner und Erdmann jeweils 10.000 Euro für die Entsorgung verlangen. Die Menschen in Berlin sind nicht ihr Müllablageplatz. Da sie bei Springer arbeiten weise ich ausdrücklich noch einmal darauf hin, das sich meine Adresse im unteren Bereich dieser Mail befindet. Selbst Leute wie Sie sollten in der Lage sein, die Adresse zu erkennen und dafür zu sorgen, dass ich von Ihnen nicht belästigt werde.
Es wird sie nicht interessieren. Vermutlich werden sie vor Gericht erklären, dass sie nicht lesen können, was bei ihren Positionen auch wahrscheinlich ist. Warum sollte man bei Springer lesen können, wenn schon Denken nicht verlangt wird.
Es bleibt nur eine Hoffnung. Das in den Berliner U- und S-Bahnen die gleichen Durchsagen die Regel werden, die man schon aus Wien kennt.
Wie Die Presse.com berichtet, laufen in der Wiener U-Bahn zur Zeit häufig folgende Ansagen:
„Nehmen Sie die in den U-Bahn-Bereich mitgebrachten Zeitungen wieder mit und entsorgen sie ihre Abfälle in die dafür vorgesehenen Behältnisse“
Wenn seine gedruckten Lügen als Abfälle bezeichnet werden, stockt manchem Qualitätsjournalisten und Zeitungsbesitzer der Atem.
Solche Durchsagen wären ja nicht nötig, wenn in den Blättchen irgendetwas Sinnvolles oder gar etwas Wahres stehen würde. Innerhalb der Medienobjekte der Springerpresse ist aber nicht einmal dem Datum zu trauen. Wenn die dafür nur gut genug bezahlt werden, verlängern die den Monat auch um drei oder zehn Tage, nur damit ihre Freunde weniger Gehalt bezahlen müssen. Es gibt keinen Betrug, für den die sich zu schade wären.
Deshalb ist ein weiteres Springerblättchen überflüssig wie ein Kropf, zumal das Zeug als Klopapier eindeutig zu hart ist.