Der ehemalige Beamte des Bundesnachrichtendienstes im Nahen und Mittleren Osten veröffentlicht Material auf seiner Webseite
Die Zeiten ändern sich. War früher klar, dass von ihrem eigenen Apparat betrogene und hereingelegte Mitglieder der Nachrichtenbranche und Sicherheitsdienste danach in der Versenkung verschwanden, unten gehalten wurden und nie wieder an die Oberfläche kamen, um mit ihren ehemaligen Granden abzurechnen, so passiert heute in der Berliner Republik genau das, was ja angeblich unmöglich ist: eine Demokratisierung der Geheimdienste.
Die alten, jahrzehntelangen Seilschaften, bis tief in den übelsten Geschichtssumpf hinein, werden nach und nach trocken gelegt. Die bundesdeutsche Öffentlichkeit erhält, auch durch die neuen Informationstechnologien rund um das Internet, endlich Einblick in die letzte Grauzone der Gesellschaft: die Machenschaften einer geheimen Exekutive, die keinerlei legislativer oder verfassungsrechtlicher Kontrolle unterliegt.
Dabei gilt das beileibe nicht nur für den Auslandsgeheimdienst BND. Die Tätigkeit der mittlerweile weltweit verdeckt als Auslandsarmee eingesetzten Bundespolizei, oder der Versuch des Bundeskriminalamtes BKA, sich als Hauptdienst im Innern wie im Äusseren zu etablieren, werden von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Reguläre parlamentarische Gremien zur Überwachung gibt es nicht, der Innenausschuss ist ein Witz.
Andere, sehr aktive Dienste, wie der Zollfahndungsdienst Peer Steinbrücks, sind gar kein Begriff.
Der Journalist Wilhelm Dietl, 12 Jahre bei der Zeitschrift „Focus“ und von 1982 bis 1992 beim Bundesnachrichtendienst, hatte zusammen mit dem ehemaligen BND-Beauftragten für das stay-behind-Netzwerk der NATO „Gladio“ in Deutschland, Norbert Juretzko, in einer Reihe von Buchveröffentlichungen mit der Omerta der deutschen Nachrichtenbranche gebrochen.
Nun hat Wilhelm Dietl jüngst seine eigene Webseite mit umfangreichem veröffentlichten Pressematerial, eigenen Recherchen und Informationen zu seinen Büchern ins Netz gestellt. Darunter auch die Richtigstellung in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 13.August, wo diese kläglich eine von vielen in der Presse über den ex-Agenten lancierten Falschbehauptungen zurücknehmen musste.
Dass Wilhelm Dietl nun ab 1994 beim „Focus“ arbeitete, als Insider der Nachrichtenbranche, ist nur eines von vielen Beispielen dafür, dass Nachrichtendienste, Nachrichtenagenturen und Nachrichtenmedien oft und gerne miteinander schwunghaften Tauschhandel betreiben. Dabei war der lukrative Handel mit Informationen bislang ein von der Öffentlichkeit nur unzureichend wahr genommenes Riesengeschäft.
Das Geschäft dürfte demnächst leiden. Das öffentliche Wissen und Bewusstsein dagegen wachsen. Auch dank Wilhelm Dietl.