Tun wir doch mal so, als ob die UBS pleite gehen könnte

Nein, nein. Keine Sorge. Heute morgen tun wir einfach nur so. Der Untergang kommt erst nächste oder übernächste Woche und vielleicht ja auch gar nicht. Vielleicht kauft sie ja Hank Paulson oder lässt sie von JP Morgan oder Goldman Sachs aufkaufen. Immerhin ist die UBS immer noch die größte Vermögensverwalterin der Welt. Da wären reiche Kunden einzusammeln.

So ähnlich wie Josef Ackermann sich in die Postbank eingekauft hat, um die „Peanuts“ der kleinen Leute für seine nächsten Spekulationen abgraben zu können und so sicher wie er die Postbank und ihre Kunden zerstören wird, ist auch der Fall der UBS. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Die UBS hat zeitweilig mit einem Hebel von über 50 gearbeitet oder besser war mit 1:50 geleveraged, was aber auch nichts anderes bedeutet, als dass sie Verpflichtungen eingegangen ist, die mehr als fünfzig mal so hoch waren, wie ihr Eigenkapital. Seriösität nach Schweizer Art.

Aber die Kunden der UBS brauchen sich keine Sorgen zu machen. Der Fall von Lehman Brothers kostet die UBS nur 300 Millionen. Da ist es auch völlig unbedeutend, dass der Chefökonom der UBS, Klaus Wellershoff, es als offensichtlichen Fehler bezeichnet, dass die US-Behörden den Konkurs der Investmentbank Lehman Brothers nicht verhindert haben. Das ist kein Hilfeschrei. Ganz und gar nicht.

Die UBS ist robust. So tönt es aus allen Ecken und Kanten. Das Wort robust ist heute eines der viel gebrauchten Worte, nach dem es von dem Darsteller eines Finanzminsters, Peer Steinbrück, ständig in die Landschaft gefeuert wird. Allerdings ist es wie alles, was aus Steinbrück herauskommt, völlig wertlos. Das Wort Robustheit von dem die Eigenschaft robust abstammt braucht nämlich immer einen Bezug gegen was etwas robust ist.

Robustheit (lat. robustus, von robur Hart-, Eichenholz) ist die Fähigkeit eines Systems, seine Funktion auch bei Schwankung der Umgebungsbedingungen aufrecht zu erhalten. Meist ist es sinnvoll anzugeben, wogegen das System robust ist (z.B. gegen Änderung der Umgebungstemperatur oder gegen Fehlbedienung).

So ist die SPD zur Zeit robust über 12 Prozent der Wählerstimmen und ebenso robust unter 30 Prozent. Die UBS ist extrem robust gegen die Hochwassergefahren in den Niederlanden und gegen Sandstürme in der Sahara. Gegenüber den Gefahren des Kapitalmarktes ist sie ungefähr so robust wie es Lehman Brothers vor drei Monaten waren.

Wer davon spricht, dass die UBS oder die deutsche Wirtschaft robust sei, der will betrügen, wenn er nicht sagt gegen was. Selbstverständlich sind auch die amerikanische Regionalbank Bank Wachovia und die belgischen Fortis noch nicht tot. Noch rinnt die Sanduhr. Es ist aber nicht Sand, was da rinnt sondern Eigenkapital und es rinnt nicht innerhalb eines geschlossenen Systems, sondern es läuft weg.

Die Ankündigung, die drei Geschäftsbereiche Private Banking, Asset Management und Investmentbanking bei UBS voneinander zu trennen, ist natürlich auch kein Verkaufssignal, aber die Börsen haben es am Freitag so interpretiert und der Kurs konnte sich erholen. Die Anleger greifen eben nach jedem Strohhalm. 19 Milliarden Dollar sind bisher schon offiziell verloren worden.

Dazu kommen die ordentlichen Geldstrafen in den USA wegen der Beihilfe zur Steuerhinterziehung und der Rückkauf von ARS Papieren für 19,4 Milliarden aus den USA, die wohl auch ein Totalverlust sein dürften.

Viel schlimmer aber ist, dass die UBS defacto einen Präzedenzfall geschaffen hat und mit den amerikanischen Steuerbehörden zusammenarbeitet. Der einzige Vorteil einer Schweizer Bank war aber immer nur das Schweizer Bankgeheimnis, das es Kriminellen jeder Art erlaubte, ihr Geld vor der Justiz in Sicherheit zu bringen. Drogenhändler, Terroristen, Betrüger, Steuerhinterzieher und Diktatoren, aber auch sonstige Politiker hatten dort immer einen sicheren Hafen.

Bei den Löchern in der Mole, die durch die US-Justiz gerissen wurde, gibt es dort aber keinen sicheren Hafen mehr und über kurz oder lang wird der Hafen ganz verschwunden sein. Schon jetzt ziehen Anleger sich vorsichtig zurück. Selbstverständlich meldet die UBS noch Mittelzuflüsse, muss aber selbst zugeben, dass diese weit geringer als sonst üblich ausfallen. Die KfW hat ja auch noch an Lehman Brothers überwiesen, als die schon tot waren.

Im ersten Quartal verlor die UBS 11,3 Milliarden an Kundengeldern und konnte nur 3,4 Milliarden dazu gewinnen. Mittlerweile sind die Quartalsverluste an Kundengeldern bei 43 Milliarden angekommen. Außerdem geht man davon aus, das in den USA bisher 33 Milliarden Euro verballert wurden und niemand weiß, welche Leichen da noch in den Depots vor sich hin modern.

Natürlich könnte die Schweiz die UBS retten. So wie die USA Fannie Mae, Freddie Mac und AIG aus dem Rennen genommen hat, wie sie J.P. Morgan und Goldman Sachs praktisch verstaatlichte und jetzt Washington Mutal und Meryll Lynch quasi mit Staatsgeld aufkaufen ließ. Aber das bringt die Schulden ja nur in andere Bücher. Es ändert sich dadurch ja nichts.

Sowie die USA es vorhatte und nun scheinbar nicht hinbekommt, müsste die Schweiz ihren Banken alle faulen Kredite und Papiere abnehmen. Allerdings würde schon ein solcher Versuch vermutlich von einer Volksabstimmung hinweggefegt. Es blieb nur der Weg über Kredite durch die Notenbank. Theoretisch auch machbar, aber mit schlimmen Folgen für den Schweizer Franken.

Neben dem mächtigen Euro und dem immer noch allmächtigen Dollar, war der Schweizer Franken eigentlich immer wegen seiner Seriösität gefragt. Kein aufregendes Geld, aber solide. Wenn die Schweizer ihre Währung jetzt verwässern, wird der Schaden unendlich sein. Denn alle, die ihr Geld in der Schweiz in Schweizer Franken angelegt haben, würden verlieren. Genau wie die Bürger der Schweiz.

Die logische Folge wäre eine konsequente Abwanderung aus dem Schweizer Franken, was diesen in ein tiefes Loch fallen lies und weitere Mittelabflüsse aus der Schweiz praktisch erzwingt. Denn eines ist jetzt schon klar. Schweizer Banken, die keine Sicherheit vor den fremden Steuer- und Justizbehörden bieten, sind nur dann noch interessant, wenn wenigstens die Währung gut ist und die Verzinsung stimmt.

Denn aus der Steueraffäre und dem absehbaren Fall des Bankgeheimnisses wird ein Zinsdruck entstehen, der die Ergebnisse der Schweizer Banken zusätzlich belastet. Bisher spielte die Verzinsung von Anlagen doch kaum eine Rolle, weil es vor allem darum ging, Geld vor dem Zugriff von Steuer und Justiz zu sichern. Da diese Sicherheit nicht mehr gegeben ist, müssen nun vernünftige Zinsen gezahlt werden.

In der Klemme zwischen Geldabfluss und Zinsforderungen, Kapitalverlust durch Abschreibung und einer sehr bald zu erwartenden Ratinganpassung ist UBS wohl nicht mehr wirklich zu retten. Allerdings dürften überall auf der Welt schon Käufer bereitstehen, die die Kunden gerne übernehmen möchten. Auch die Deutsche Bank dürfte mehr als interessiert an Teilbereichen sein.

Die Schweiz wird sich schon bald entscheiden müssen, ob sie die Spekulationsverluste sozialisiert oder den Markt arbeiten lässt. Vermutlich wird sie sich für den Markt entscheiden, weil alles andere viel zu teuer wäre.

Leider scheint es das Buch nur in Englisch zu geben, aber wer etwas mehr über den Lügenpoker wissen möchte, der mit dem Geld aller Menschen gespielt wurde und wird, ist mit diesem Buch sehr gut bedient.

Quelle Duckhome

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