Von Preisspiralen, Heuschrecken oder wie die Börse funktioniert?

Jeder liest täglich oder fühlt, welche Produkte oder Dienstleistungen wieder teurer werden.
· Liegt das an den Einkünften der Beschäftigten, weil die ständig mehr haben wollen?
· Liegt das an Chefs und Managern, die den Hals nicht voll genug kriegen und mehr wollen?
· Liegt das an steigenden Rohstoffkosten oder Erzeugerpreisen durch Strom und Wasser?

Nein!

Keiner der eben genannten Punkte trifft auf die Problematik steigender Preise zu.

Die Wahrheit ist einerseits viel komplexer als es den Anschein hat, sie ist vor allem viel verwirrender.

Wer würde annehmen, dass weltweit agierende Spekulanten, die an Börsen agieren, dort aber nicht direkt auftreten sondern über „ordentliche“ Firmen ihre Geschäfte abwickeln, um nicht zu sagen tarnen, die eigentlichen Drahtzieher von Kursmanipulationen, imaginären Geldtransfers und Aktiengeschäften sind.

Es sind nicht die vielen Millionen Kleinkunden, die mit ihren Geldeinsätzen bemüht sind, eine Brotkrume von dem Kuchen abzubekommen, der sich als weltweite Kapitalistische Wertschöpfungskette darstellt und überall an den Handelsplätzen seine Heimat findet.

Sicherlich bildet die Masse der Kleinanleger insgesamt auch eine Finanzmacht, aber gegenüber den Spielern der „Premier-League“ sind dies kleine Fische, die verzweifelt nach Luft oder Kapital schnappen. Denn in der Oberklasse der Finanzanleger werden Geschäfte gemacht, die mit Summen beginnen, die bereits mindestens sieben Nullen haben (mit denen sind nicht die Chefs eines Vereins gemeint).

Die an Börsen gehandelten Summen existieren als reale Geldmenge nicht. Es handelt sich um imaginäres Geld, dass nur in Rechnersystemen, auf Handzetteln oder als Abstrakte Zahl vorhanden sind. Es sind Absichten und Versprechen auf Geschäfte und Kontrakte. Es sind Leih Geschäfte auf Kaufabsichten für Aktien, die aber nicht dem Verkäufer gehören, sondern von diesem angemietet werden. Es wird z.B. auf Kurschwankungen von Werten oder Währungen gewettet und dafür kann der Anleger Absicherungen kaufen oder verkaufen. Die tatsächlichen Wirkungen bleiben unberücksichtigt. Kaufabsichten auf zukünftige Firmenbeteiligungen werden gehandelt, weil sie den Börsenkurs beeinflussen. Wenn Firmen die Beschäftigten entlassen steigert dies den Wert des Unternehmens, weil mit den Beschäftigten auch deren Kosten verschwinden – dies führt zu einer einmaligen (deshalb imaginären) Wertschöpfung. Imaginär deshalb, weil das Unternehmen ja keine weiteren Werte erzeugen wird, weil ja die Denker und Handwerker nicht mehr da sind. Das Unternehmen wird also längerfristig in der Wertschöpfung verlieren. Um dies zu verhindern muss es also mit dem „eingesparten“ Geld „per se“ sofort wieder investieren. Tut es das nicht verliert es an Wert und damit an Kapital. Die als Heuschrecken bezeichneten Investmentfirmen haben sich genau darauf spezialisiert.

Eine Heuschrecke findet ein für ihre Gewinnabsichten interessantes Objekt, also eine Firma, dass noch nicht einmal selbst an der Börse dotiert (gehandelt) sein muß.
Zuerst wird sie die Firma nach allen Facetten möglicher Gewinnmaximierung durchleuchten und dann nach Schwachpunkten suchen, um letztendlich die Chefetage einzunehmen (Kapern).
In einem nächsten Schritt werden alle als Gewinnverlust empfundenen Faktoren ausgeschaltet.
Die Firma wird als „Zauberwürfel“ betrachtet. Eine Vielzahl kleiner „in sich geschlossener“ Mini-Unternehmen, die als Profitcenter arbeiten und diese insgesamt in einem „Kubik-Würfel“.

Sind alle als funktionabel betrachteten Firmenbestandteile in eigenständige Profitcenter und nach außen hin als eigenständige Unternehmen umgebaut, folgt der nächste Schritt. Filetieren.

Dazu nehme man alle profitablen Bestandteile der Firma, reichere sie mit etwas hinzu gekauften Fremdanteilen anderer Unternehmen an, werte die finanzielle Ausstattung etwas mit Krediten auf.
Möglichst schnell sollte jetzt die Unternehmensführung durch eine andere ersetzt werden, vielleicht sogar noch ein kurzer Verkauf des Unternehmens an ein anderes aus dem eigenen Familienstrang.
Nun sorge man dafür, dass dieses Unternehmen möglichst schnell an die Börse gehievt wird.

Dazu verschaffe man ihm eine gute Bewertung (Rating) durch Börsenbewertungsunternehmen (Rating Agentur) und sorge dafür, dass dieses Unternehmen schnellstens ins Auge der Öffentlichkeit gerät, damit sich andere Anleger an der Börse für das neue Unternehmen interessieren. Das Unternehmen sollte so hoch gepuscht werden, dass es überzeichnet ist (nach Papieren mehr Wert, als der wahrhaftige Verkaufswert materiell) und verscheuere es schnellstens.

Es geht diesem “Investor” dabei nicht um die Firma, seine Produkte, Historie oder Arbeitsplätze. Die Absicht des Handelns an der Börse ist die nackte Gewinnabsicht. Sie erfüllt für den Investor nur dann ihren Zweck, wenn die Einkaufssumme klein ist und die Verkaufssumme groß. Üblicherweise wird eine Profitrate zwischen 20 und 25 Prozent voraus gesetzt, oft ist diese weit höher, gerade wenn die Firmen höhere „innere Werte“ hatten, die gewinnbringend verkauft werden konnten.

Oft wird heute nicht einmal mehr mit wirklichen Firmen oder Erzeugnissen gehandelt oder spekuliert. Heute ist es an der Tagesordnung, nur noch zu spekulieren. Damit lässt sich viel schneller Geld verdienen, als mit echten Werten bzw. Objekten. Die Börsengeschäfte heutiger Zeit, die hohe bis sehr hohe Erträge (Renditen) bringen, sind risikoreich und sie funktionieren überhaupt nur, solange es Menschen gibt, die bereit sind, ein in die Luft gemaltes Traumschloss, als ein reales Gebilde begreifen und dafür anderen Menschen Geld zu leihen oder selbst Geld zu investieren.

Pervertiert oder getopt wird dieses System nur noch von den Menschen, die solche Investition nicht mit wirklichem Geld, sondern „auf Kredit“ erwirtschaften.

Diese Weltweit agierende Clique so genannter Geschäftsmänner, Banker und Brocker produziert selbst nichts, sie erzeugen keine Waren, keine Werte nur buchhalterisch vorhandene Zahlen.

Geld verdienen ist bei Ihnen vielleicht auch schon falsch der falsche Ausdruck, denn mit Geld handeln diese Spekulanten bei der Größe der Abschlüsse nicht mehr. Sie handeln nur noch mit Buchwerten. Die Loslösung von einem materiellen Gegenwert zu einem Geldwert macht es möglich, die Geldmenge ständig zu steigern, ohne für einen materiellen Gegenwert zu sorgen.

Wenn z.B. eine Regierung für die erzeugte Menge an Papiergeld keinen realen materiellen Gegenwert zur Verfügung stellen muß und selbst den Wert des Papiers, dass sie als Geld bezeichnet festlegt, wer will dann feststellen, wie viel Geld diese Regierung sich selbst druckt, um es in Umlauf zu bringen und durch Geschäfte oder Kriege, ihre Macht und ihren Einfluss vermehrt. Im Grunde ist das eine Inflation, die allerdings unbemerkt bleibt, solange das virtuelle Geldsystem nicht auseinander bricht oder eine Inflationäre Währung auf eine harte Währung trifft.

Die Macht der Besitzer imaginären Geldes ist so groß, dass sie Existenzen vernichtet, Banken in den Ruin treibt, ganze Volkswirtschaften zum Absturz bringt und letztendlich ein Finanzsystem als oberflächlich und unglaubwürdig diffamiert.

Jeder vernünftige Mensch muß sich fragen, ob die Menschheit so etwas braucht um sich weiter zu entwickeln? Nein! Eher im Gegenteil!

Imaginären Geldsysteme (bedruckte Papierarten o.ä.), die losgelöst von jedem realen Wert, auf den sich jeder berufen könnten, können nur ein Riesenbetrug sein. Sie nutzen denen, die davon ihre Macht, Reichtum und Kontrolle vermehren wollen.

Die Geldwirtschaft erzeugt selbst keine Werte, sie verteilt sie höchstens oder schließt andere davon aus. Die Geldwirtschaft sollte in ihrer ursprünglichen Funktion wieder zugeführt werden.
Sie soll den Handel ermöglichen, wobei Geld als Tauschäquivalent zu „echter Ware“ dient.

Die Geldwirtschaft findet ihre höchste Pervertierung in der Spekulation. Börsen sind zu Casinos verkommen. Aus Geldgier wurde zugelassen, dass Spekulation den Warenfluss bei Handelsgeschäften ersetzen konnte. Statt echtem Handel wird gewettet und gezockt.

Schulden und Zinsen führen zur Abhängigkeit von Volkswirtschaften. Wer einmal in die Fänge der Geldwirtschaft durch Abhängigkeit gerät, kann beurteilen wie schwer es ist, dort wieder heraus zu kommen. Meist ist man hinterher ärmer als vorher, weil Zins und Zinseszins die Schuldenlast erhöhen. Verschuldet sein bedeutet im 21. Jahrhundert unfrei sein!

Schulden als nächste Stufe der Sklaverei?

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