Wenn ehemalige Bürovorsteher von Politikern Karriere machen, so kann grundsätzlich unterstellt werden, dass sie sich die Sporen für diesen Karriereschub in der Müllbeseitigung verdient haben.
Eines von vielen Beispielen ist Edmund Stoiber (CSU), der von 1972 bis 1974 persönlicher Referent und dann Leiter des Ministerbüros im bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen war.
Ein weiteres Beispiel ist Erwin Sellering (SPD), der derzeitige Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Auch der war von 1998 bis 2000 Büroleiter in der Staatskanzlei des Ministerpräsidenten Harald Ringstorff (SPD).
Bei Stoiber reichte es nach einer kurzen Ruhezeit als Landtagsabgeordneter zum Generalsekretär der CSU unter Franz Josef Strauß und bei diesem gab es dann so viel Müll zu entsorgen, dass sein Aufstieg zum Parteichef und Ministerpräsident nicht mehr zu verhindern war. Stoiber bereinigte die Amigo-Affäre und führte die CSU zur ihrer Blütezeit.
Von dem ehemaligen Verwaltungsrichter Erwin Sellering ist wenig bekannt. Dieser kam erst 1994 nach Mecklenburg Vorpommern und hat mit den Machenschaften der Nachwendezeit um den ehemaligen Insolvenzverwalter Hans-Jürgen Lutz wenig zu tun, auch wenn er mit diesem gemeinsam in Münster studierte.
Die Karriere des Mannes gibt dennoch Rätsel auf, zumal in der SPD einige der Parteibonzen den Werdegang des Erwin Sellering nur mit Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen konnten und mir ein SPD- Bundestagsabgeordneter wörtlich sagte: „Sellering rieche für ihn nach einem "2.Werdegang Stoiber".
Zu Gast bei Hansegast
Im Untersuchungsausschuss „Hansegast“ des Schweriner Landtags taucht der Name Erwin Sellering erstmals als Sekretariatsleiter des Untersuchungsausschusses (bis 1996) auf.
In der Hansegastaffäre ging es um dubiose Praktiken bei der Vergabe von Spielkasino- Lizenzen und um den Verbleib von Waffen und Munition aus den Beständen der ehemaligen DDR, die laut einem SPIEGEL- Bericht vom 14.8.1995 vom Schweriner Innenministerium an die Bürgerkriegsparteien im ehemaligen Jugoslawien verkauft wurden.
Es bedarf keiner weiteren Ausführung, die Hansgast-Affäre und der Fall des ehemaligen Insolvenzverwalters Hans- Jürgen Lutz. sind untrennbar miteinander verbunden.
Der Name Erwin Sellering taucht in meinen Rechercheunterlagen noch einmal auf, im Zusammenhang mit dem unterlassenen Vollzug zweier Gerichtsurteile von dem für die Stadt Wittenburg zuständigen Grundbuchamt. Auch dieser Fall steht im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Fall Hans-Jürgen Lutz.
Der Sekretariatsleiter eines Untersuchungsausschusses steuert indirekt den Werdegang der parlamentarischen Untersuchung, also die Beiziehung der Akten, die Zeugenvernehmungen und die Formulierungen im Entwurf des Untersuchungsberichtes.
Es ist kein Job, in dem man politische auffallen kann und dennoch, so scheint es, war diese rein administrative Tätigkeit für den Neubürger Erich Sellering, der erst 1994 nach Mecklenburg Vorpommern kam, das Sprungbrett in die Staatskanzlei und zwar direkt in die Position des Leiters des Büros des Ministerpräsidenten – unmittelbar nach dem der Ausschuss sein Untersuchungsergebnis veröffentlicht hatte.
Ein Schelm – der Böses dabei denkt.
Der Abstieg des Harald Ringstorff (SPD)
Die Gazprom- Tochter Nord Stream AG in Zug/Schweiz plant zwei unterseeische Pipeline- Stränge vom russischen Wyborg bis nach Greifswald in Mecklenburg Vorpommern, unter Umgehung von Transitländern.
Den "geborenen" Transitländern Weißrussland und Polen entgehen Milliarden an Transitgebühren, was bei ihnen das Projekt nicht gerade beliebt macht und Schweden fürchtet um das militärische Gleichgewicht in der Ostsee, da die Pipeline, welche von der russischen Marine geschützt werden wird, ein idealer Überwachungsweg ist, um sämtliche Schiffsbewegungen in der Ostsee zu kontrollieren.
Auch die USA sind gegen dieses Projekt – keineswegs aber aus edlen Motiven.
Bereits im März 2007 wurde mir Material zugespielt, welches dazu führte, dass ich einem Informanten ankündigte, dass der Rücktritt von Harald Ringstorff als Ministerpräsident unmittelbar bevorstehe.
Harald Ringstorff ging damals nicht als Ministerpräsident, aber neuer SPD-Landesvorsitzender wurde Erich Sellering.
NordStream ist untrennbar mit dem Namen Gerhard Schröder verbunden, mit einer Milliardenbürgschaft des Bundes, von der der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder nichts gewusst haben will und mit den Namen Matthias Warnig und Caio Koch-Weser.
Der Aufstieg des Erich Sellering
NordStream ist aber auch mit der Region Greifswald verbunden und diese Region ist mit dem Namen Erwin Sellering verbunden, der im Wahlkreis Greifswald die Interessen der SPD Wähler im Schweriner Landtag vertritt.
Sellering hatte dem Land bisher als Justizminister und als Sozialminister gedient. Unter seiner Regie im Justizministerium (2000 bis 2006) arbeitete die Justiz des Landes Teile der Nachwendekriminalität – besonders im Rotlichtmilieu – auf und wer sich diese Gerichtsverfahren genauer anschaut, der wird schnell feststellen, dass die Zusammenarbeit zwischen OK-Bekämpfer der Polizei und den Staatsanwaltschaften – gelinde gesagt – mehr als BESCHEIDEN war. Der Fall des zwischenzeitlich verurteilten Rotlichtkönigs Artur Bree mag als einer der möglichen Beispielsfälle dienen.
Unmittelbar vor Bereinigung der Rotlichtaffären wurde der Justizminister zum Sozialminister ernannt.
Bereinigungsarbeiten im Bereich der Politik haben immer das gleiche Muster. Der für die Bereinigung Verantwortliche stellt die Weichen der Bereinigung und wird dann abgelöst. Unter seinem Nachfolger wird die so eingeleitete Bereinigung vollendet. Hintergrund dieser Vorgehensweise ist in der Regel die Verschleierung von Verantwortung.
Dann aber (Februar 2008) kam der Moment, zu dem Harald Ringstorff (SPD) aus Altersgründen seinen Rücktritt vom Amt des Ministerpräsidenten ankündigte und als seinen Nachfolger seinen „persönlichen Müllmann“ Erwin Sellering vorschlug.
Selbst den sonst so gut unterrichteten Kreisen im politischen Berlin verschlug es den Atem. Der Vorgang roch nach schnellem Wechsel der Verantwortlichkeit und ein derartig schneller Wechsel in der Verantwortlichkeit riecht nach politischem Ungemach und/oder staatsanwaltlichen Ermittlungen.
Erst einige Wochen nach dieser Ankündigung war am politischen Himmel Rauch zu sehen und es wurde ruchbar, dass die Staatsanwaltschaft Berlin in Zusammenhang mit der NordStream- Finanzierungs- Affäre Ermittlungen aufgenommen hatte, wie die WELT am 8.3.2008 meldete.
Was immer an dieser Sache wirklich dran ist, soll nicht Gegenstand dieses Artikels sein, der sich nur mit den merkwürdigen Verlagerungen von Verantwortung beschäftigt und dessen Autor sich sicher ist, dass ein 100 Millionen € – teueres Gutachten über die Umweltverträglichkeit eines industriellen Großprojektes im Bereich der Energieversorgung nicht das Papier wert ist, auf dem es geschrieben ist.
Der Krisen erfahrene "Müllmann" hat die Position des Verantwortlichen übernommen und wir können sicher sein, dass eine saubere Bereinigung einer Affäre erfolgen wird, bevor diese öffentlich zu einer Affäre wird.
Referenzen des Müllmannes: Hansegast und Rostocker Rotlichtkomplex
Quellen:
http://www.mein-parteibuch.de/2006/12/06/abgetauchter-insolvenzverwalter-in-kanada-verhaftet/
http://www.landtag-mv.de/dokumentenarchiv/drucksachen/2_Wahlperiode/D02-3000/D02-3573U.pdf