Weihnachtsgeschichten: Die Mafia der Kosovaren (Einführung)

Wenn Michele L., nachdem der sorgfältig die Klettverschlüsse seiner 12 Kilogramm schweren Panzerweste geprüft hat, das Magazin in seine Maschinenpistole einführt, durchlädt, um dann die Waffe zu sichern, beginnt für ihn und sein Sonderkommando der Guardia di Finanza der nächtliche Krieg unweit der etwa 320.000 Einwohner zählenden Großstadt Bari in Apulien, mitten im Herzen Europas, in Italien. »Nein«, Journalisten will er keine mitnehmen und zeigt bei dieser Feststellung auf drei vom Kugelhagel der AK 47 regelrecht durchsiebten, gepanzerten Geländewagen der Einheit. »Sie benutzen Spezialmunition, mit der sie auch Hauswände durchschießen können«, stellt er bitter fest. Mit „sie“ meint er die die Sacra Corona Unita, ein etwa 1983 zur Mafia mutierter Geheimbund in Apulien.

 

Um was geht es bei diesem Krieg? Um Atomwaffen, Terroristen, Drogenschmuggler? Es ist alles viel harmloser, es geht um schlichten Schmuggel von Zigaretten und trotzdem stanzen auch in dieser Nacht die Salven aus den AK 47 ihre Löcher in die Streifenwagen, verletzen einen Finanzpolizisten aus Micheles L. Einheit leicht.

Sie kooperieren alle miteinander. Serben Albaner, Kosovaren, Kroaten und die Reste der Balkan Al-Qaida, beim großen Geschäft, dem Drogen-, Zigaretten-, Kfz- und Alkohol-, Waffen- Müll- und Menschenschmuggel. Und sie kooperieren international, mit den regionalen und nationalen Mafia Strukturen anderer Länder.

»Nein, wir sind militärisch zu schwach, um in Nordafghanistan gegen den Mohnanbau vorzugehen. Wir fangen sie auf der Seidenstrasse ab.« Sagte der Sicherheitsexperte auf der Konferenz. Wirklich?

Das kleine Amselfeld, das Kosovo,  hat sich zur Drehscheibe und zum Rückzugsgebiet für Europas Schmugglerbanden entwickelt, hat sich mit Hilfe westlicher Dienste das Nest ausgepolstert mit politischer Instabilität, fehlender oder funktionsunfähiger staatlicher Sicherheitsstrukturen, politischer Verflechtung, Verankerung und durch Verhinderung des Aufbaus einer funktionierenden, nachhaltigen Wirtschaft.

Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf her, also beginnen wir in dieser Serie mit den Managern der kosovarischen OK, noch nicht namentlich, sondern mit der Beschreibung ihrer Funktion und diese Funktion hat mit nachweisbarer Kriminalität wenig oder nichts zu tun.

Es sind Entscheidungs- und Einflussträger, welche mit ihrer politischen Macht erst das Umfeld schaffen, in dem sich das Unkraut Mafia ausbreiten kann. Die politische Einflussnahme auf die Sicherheitsdienste und die Justiz ist der Pflug für die Saat Mafia.

Aber auch Mafia braucht Ordnung, braucht Überwachung, Kontrolle und Sanktionen. Erstmals in der Geschichte europäischer OK-Strukturen werden diese Aufgaben nicht an ausgeguckte Vertraute der Bosse vergeben, sondern als teilselbständig, operierenden Organisationsstrukturen in Form der Sicherheitsfirmen, die selbst ihre ausländische Geschäftspartner (Nationale/Regionale OK Strukturen) überwachen und für die Repression gegen OK-Kritiker zuständig sind.

Planstellen mit fest umschriebenen Aufgabengebieten werden allerdings auch nicht in der kosovarischen Mafia vergeben. Verbrechen verlangt Flexibilität und multifunktionale Verwendbarkeit des Einzelnen oder von Teilorganisationen. Der Grad der Spezialisierung innerhalb der kosovarischen Mafia übersteigt aber alles bisher bekannt Gewordene und hat selbst die chinesische oder japanische Mafia längst in Punkto Arbeitsteilung überflügelt.

Kriminalität kennt keine Ebenen, es gibt einfach keine Straftaten ausführende Ebene oder kriminell, operative Ebene, um bei den ND-Begriffen zu bleiben. Kriminalität kennt Hierarchien, also vertikale Untergliederungen, die nichts mit Aufgabenverteilung zu tun haben, sondern mit der Weisungsgewalt und dem Gewinnanteil.

Die EU-Sicherheitsdienste, die längst das Denken verlernt haben und gerne ihre (eigenen) organisatorischen Ebenen auf OK- Strukturen übertragen, laufen bei der Struktur der Kosovaren bisher ins Leere, weil sie diese weder verstehen, noch richtig begreifen können.

Insbesondere die idiotische Annahme einzelner Sicherheitsdienste, dass es Key Player gebe, die zu Netzwerken in Verbindung stünden ist schlicht abenteuerlich, falsch und mehr eine Verniedlichung als echter, polizeilicher Nachrichtendienst.

Keine OK-Struktur ist der Analyse zugänglich, wenn der Analyst ihre Geschichte nicht kennt und die Geschichte der kosovarischen Mafia ist durch eine Vielzahl prägender Ereignisse etwas Besonderes.

Schlitzohrigkeit und mangelnder Respekt vor dem Eigentum und dem Leben von Christen war den albanischen Großfamilien schon immer eigen. Ein albanischer Zuhälter in Hamburg sagte wörtlich in einem Interview: »Die Deutschen haben es nicht anders verdient.« Dass diese Einstellung nicht unterging, als die serbische, nationalistische Politik die Chance zur Unabhängigkeit des Kosovo bot, braucht wohl nicht erläutert zu werden.

Nun wurden die kriminellen Aktivitäten in Deutschland und der Schweiz mit der Geldbeschaffung für die UCK kaschiert und insbesondere deutsche Sicherheitsdienste übersahen, dass solche Geldbeschaffungsaktivitäten in muslimischen Ländern immer auch mit der persönlichen Bereicherung der Geldbeschaffer verbunden sind.

Weshalb die Regierung Schröder/Fischer froh war, als die UCK sich in der Zusammenarbeit mit den tschetschenischen Freiheitskämpfern eigene Geldquellen im Schleusen erschloss und etwas dumm aus der Wäsche schaute, als sie von der Visa-Affäre weggespült wurde, weil sie schlicht übersah, dass die UCK in Kooperation mit den Tschetschenen und der kosheren, ukrainischen/russischen Mafia den Menschenhandel bis nach Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und Portugal ausgedehnt hatte.

Das dritte prägende Ereignis dieser Netzwerke war die Geldbeschaffung zum Zwecke der Gründung und der Finanzierung politischer Parteien im Kosovo, zum Wahlstimmenkauf und für Repressionen.

Das vierte prägende Ereignis war die Nützlichkeit der Mafia/UCK Kooperation für die westliche Geheimdienste und die daraus resultierenden Freiräume für einige Personen oder OK-Netzwerke.

Einen echten finanziellen Schub erhielten die Netzwerke durch die Einführung des € und die dadurch notwendige Rückgabe der nationalen Sorten der Euro-Zone. Allein an falschen DM Scheinen dürfte gut 250 Millionen Gewinn zu erwirtschaften gewesen sein, da zum Beispiel die deutsche Bundesbank gar nicht mehr prüfte was in den Geldpaketen aus dem Ausland wirklich war. Die Scheine mussten sich nur maschinell zählen lassen.

Das diese prägende Ereignisse, von denen hier nur einige wenige genannt sind, gerade zu zwangsläufig zu einer Verflechtung von OK und Politik führten, bedarf wohl keiner detaillierten Ausführung.

Ein weiterer Grund der entstandenen engen Verflechtung ist schlicht das Clan-Wesen in diesen Ländern – insbesondere im Kosovo mit seinen Großfamilien, dessen Wehrtürme vor den Bauernhäusern nicht aus Jux und Tollerei errichtet wurden.

Der dritte Verflechtungsgrund ist eine arabische Weisheit die besagt: »Wem Du den Kopf nicht abschlagen kannst, mit dem musst Du reden.« Dass dies nicht nur ein Sprichwort sondern eine Notwendigkeit des Agierens und des Überlebens ist, wird jeder bestätigen, der in diesen Ländern schon gelebt oder erfolgreich gearbeitet hat. In der Kriminalität gewinnt diese Weisheit einen noch sehr viel höheren Stellenwert, als in der Wirtschaft oder im Nachrichtendienst.

Zusammenfassend ist daher festzustellen, dass die kosovarische Mafia keineswegs nur aus dem Blickwinkel der Verbrechensbekämpfung gesehen, beurteilt und analysiert werden kann. Historische Notwendigkeiten zur Geldbeschaffung aus militärischen, politischen und parteipolitischen Motiven verbinden sich im Kosovo mit dem Geldhunger der Clans, der eigenen Großfamilie und der persönlichen Gier der Akteure und hat zu einzigartigen Organisationsformen dieser OK-Netzwerke geführt.

Die, wenn die Zeit mir reichen sollte, in dieser Serie am Bespiel einiger Firmen (sehr aktuell) dargestellt werden wird.

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