Im Golf von Somalia braut sich seit Wochen ein unheilvoller Sturm zusammen. Damit ist nicht die Entstehung eines Orkantiefs gemeint, sondern die Vorboten kommender kriegerischer Auseinandersetzung um die Vormachtstellung in der Region.
Spätestens nach den Meldungen der letzten Tage über die mögliche Beteiligung der Schweiz und der gestrigen Ankündigung Japans, ebenfalls Kriegsschiffe in die Region zur Piratenabwehr zu senden – obwohl kein einziges japanisches Schiff entführt wurde – muss nun den letzten noch zweifelnden Bürger davon überzeugen, dass es hier nicht um eine Piratenabwehr geht, wie uns die Presse und Regierungen weismachen wollen. Denn wozu schickt Japan Kriegsschiffe nach Somalia, wo dort schon eine ganze internationale Flotte aufgestellt ist?
Nur zur Piratenabwehr ist das aufgebotene Militär aller führender Industrienationen und vieler weiterer Länder zu unverhältnismässig gross. Ausser Australien fehlt nun eigentlich kein grosser Mitspieler der Industrienationen um zukünftigen Machteinfluss am Horn von Afrika mehr.
Zur Verschärfung der militärischen Lage trägt nun auch ein weiteres gemeinsames Flottenmanöver von Russland mit einem Verband der Pazifikflotte und Indien bei, das im Arabischen Meer in ein paar Tagen durchgeführt werden wird.
In dieser hochexplosiven Situation könnte eine Provokation, inszeniert oder durch Zufall, einen militärischen Konflikt auslösen. Die derzeitige Konstellation am Golf gleicht „der Ruhe vor dem Sturm“, man hat den Eindruck, als ob die beteiligten Staaten auf einen Anlass für Auseinandersetzungen warteten. Es erinnert an ein Rudel Wölfe, das sich um eine erlegte Beute versammelt hat und sich nun gegenseitig belauert, dass nicht ja einer zuerst das beste Stück für sich beansprucht und keiner möchte bei der Verteilung leer ausgehen, sondern um eine möglichst grosse Portion kämpfen.
Wer von den beteiligten Staaten spielt welche Rolle: See- und Landräuber, Waffenlieferant oder Beobachter der Situation?