Wer das Kunstwerk „Planet der Affen“ gesehen hat, der kennt den „Planeten der Menschen“ und weiss, welche Rolle Mohammad Ali Jafari darin spielt. Der Kommandeur der sogenannten „Revolutionsgarden“ 30 Jahre nach der Revolution hatte heute, rein zufällig im Wahlkampfgetöse der baldigen Präsidentschaftsahlen, den begnadeten Einfall darauf hinzuweisen, dass auch der Iran zu einem atomaren Angriff auf Israel fähig wäre.
Schliesslich könne man mit den eigenen Raketen die Atomanlagen Israels erreichen und zerstören, um sich dann quasi im Nachhinein bezüglich der leidigen Holocaust-Frage präventiv selbst zu widerlegen.
„Der Iran verfügt gegenwärtig über Raketen mit einer Reichweite von über 2000 Kilometern. Somit liegt das gesamte Territorium des zionistischen Regimes, darunter auch seine Atomobjekte, im Wirkungsbereich unserer Raketen..Die Kampfkraft des Iran ist derart groß, dass weder die USA noch Israel im Stande sind, unser Land anzugreifen,“
so Jafari. Der Kommandeur des Parallel-Militärs im Iran weiss hingegen wenigstens, wovon er nicht spricht: von der Kampfkraft der iranischen Wähler bei der Verteilung des Präsidentenamtes.
WAHLKAMPF IM IRAN
Irans Ex-Präsident (1997 bis 2005) Seyyed Mohammad Khatami, hat vor kurzem – wie Telepolis zu Recht schrieb, „zum Schrecken des konservativen Establishments“ – seine erneute Kandidatur bei den Wahlen um das Präsidentenamt verkündet. Seine Präsidentschaft markierte damals einen Aufbruch des uralten Landes, die Amtsübernahme von Mahmud Ahmadinejad 2005 dagegen, nach Meinung gerade der Intellektuellen, Künstler und Dissidenten im Iran, einen Rückschritt der Islamischen Republik. Die Wahlen der persischen Demokratie am Golf versprechen spannend zu werden.
Umso mehr muss natürlich nun die iranische Oberschicht fürchten, dass ihr der iranische 11.September durch die Lappen geht. Ein Angriff auf den Iran durch die USA, Grossbritannien, Frankreich oder Israel (samt unwichtiger devoter NATO-Gartenzwerge), hätte die Fraktion hinter Ahmadinejad auf ein Jahrzehnt an der Macht einbetoniert.
Genauso wie in den USA hätte eine vermeintliche (bzw. tatsächliche) Attacke von aussen das Land schockiert, die demokratischen und fortschrittlichen Prozesse zum Erliegen gebracht, Militär und Regierung die Möglichkeit gegeben die Verfassung auszuhebeln und einen totalitären Polizeistaat befördert.
Nun braucht auch kein Konservativer, auf die Souveränität und den Stolz des eigenen Landes verpflichteter Staatsbürger des Iran vor Mohammad Khatami Angst zu haben. Der ehemalige Minister für „Kultur und Religiöse Führung“ unter Ayatollah Khomeni war in den nachrevolutionären Machtkämpfen sowie während des gesamten, verheerenden Krieges nach dem US-gestützten Überfall des Irak (1980-1988) ein strammer Verfechter der Politik Teherans. Seine Toleranz aber gegenüber den eigenen Mitbürgern wurde ihm in der ganz normalen Machtpolitik Irans zum Verhängnis: seine Liberalität bezüglich der iranischen Presse, Musikern und Filmemachern wurde von Feinden als Schwäche gegenüber dem Volk ausgelegt. Er musste als Kulturminister zurücktreten.
GETÖSE AUS TEHERAN
Dass die Sympathien des mächtigen Obersten Rechtsgelehrten im Iran, Seyyed Ali Chamenei, eher beim derzeitigen Amtsinhaber der Präsidentschaft liegen, zeigte sich heute bei Auftritten des Staatsoberhauptes Seite an Seite mit Ahmadinejad bei einer zur Zeit stattfindenden Palästina-Konferenz in Teheran
Der Oberste Rechtsgelehrte Chamenei setzte den neuen Präsidenten der USA Barack Obama mit seinem Amtsvorgänger Bush gleich, nannte den Staat Israel einen „Krebstumor“ und Präsident Ahmadinejad musste sich wieder einmal zur Shoa („Holocaust“) äussern und nannte diese eine „grosse Lüge“.
Auch Garden-Kommandeur Jafari hatte dort seinen Kommentar zum besten gegeben.
Möge auch dieser Wahlkampf möglichst bald zu Ende gehn und sich diesmal vielleicht – ausnahmsweise – auf das eigene Land beschränken. Vielen Dank.
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