Steuerhinterziehung in Höhe von 46 Millionen DM im Rahmen der Berlinförderung lautete 1987 der Vorwurf – Ernst Otto Hibbe ein Genie der Mirkoelektronik „hinter Gitter.“
In der Fachliteratur der Steuerexperten füllte der Fall „Hibbe“ bald ganze Regale. Bei den Finanzgerichten die Akten seines Falles ganze Räume. Der Fall „Hibbe“ – ein Problem der Steuerrechtler? – Oder, West- Deutschlands größte nachrichtendienstliche, kriminelle Operation?
Eine historische Reportage in Form einer Romanerzählung
Keine Bange – dies wird ein Tatsachenbericht – der in Romanform die Hintergründe– einer fast unglaublichen Geschichte – colouriert, welche zeigt, wie Geheimdienste Menschen fertig machen, kriminalisieren, nur auf Grund eines eingebildeten Verdachtes und aus einem einzigen, echten Motiv – dem Motiv der Habgier.
Trulli oder Trullo?
Apuliens Junisonne des Jahres 1986 brannte unbarmherzig vom Himmel. Seit elf Stunden lagen sie auf ihren olivgrünen Isoliermatten, in den neuen Tarnanzügen der US-Armee, ohne Hoheits- oder Rangabzeichen, die Gesichter geschwärzt, mit drückenden Blasen, die Augen und die langen Stäbe ihres technischen Èquipements (richtig wäre der Begriff „matériel“, da tragbare, mobile Ausrüstung) auf eine Ansammlung von sechs Rundbauten aus Feldsteinen gerichtet, die jenseits des kleinen Hügels im Tal lagen.
Trullis, wie diese Fenster-losen – ohne Mörtel – errichteten Rundbauten mit ihren länglichen, antennenartigen Dachspitzen genannt werden, waren von einer der dubiosesten Gestalten des illegalen, internationalen Waffenhandels zu einer Art Luxus- Landsitz ausgebaut worden, umzäunt mit einer etwa 1,50 Meter hohen, vergipsten Feldsteinmauer, hinter der ständig fünf bis sieben Personen entlang gingen, über den Schultern doppelläufige Schrotflinten.
Keiner zwanzig Kilometer von ihnen entfernt strömten die Touristen neugierig in die angenehm kühle, unterirdische Wunderwelt der „Grotte di Castellana“, während sie getarnt hinter wilden Ginsterbüschen hier in der Sonne – unbeweglich – schmorten, mit drückender Blase – aber auch mit der Wut im Bauch, wenn sie an ihren Informanten Lugio dachten, der vor ihren Augen, mitten auf einem belebten Marktplatz. aus einem roten 1500 Fiat erschossen worden war.
Die dünne Staubfahne auf der Feldwegzufahrt zu dieser Ansammlung von Trullos kam näher und wurde immer größer. Endlich! – Da kamen sie! – die Paten des Waffenhandels – in Diplomatenfahrzeugen aus Rom, eine Nummer aus dem Vatikan, drei deutsche Nummern BWL, M und BN und mitten in dieser Blechkarawane ein kleiner, blauer Pinto, mit US- Militärkennzeichen.
»Bullshit!« Das roch nach CIA. Der Pinto war das Standardfahrzeug dieser Jungs.
Zwei Stunden Small Talk – dann drei Stunden Abendessen – und während die einen Espresso tranken – rauchten die anderen geschmuggelten, kubanischen Zigarren im Schutze der Umgrenzungsmauern. Während die Beobachter in der Abenddämmerung den Attacken der Stechmücken ausgesetzt waren, dem Druck ihrer Blase und nun der Kühle der Nacht. Jede Bewegung, jedes Geräusch konnte sie verraten, da die hinter der Mauer patrouillierenden, bewaffneten Wachleute teilweise mit einem Richtmikrophon die Umgebung der Trullo- Ansammlung scannten.
Endlich kamen sie in den Trulli zur Sache und was die drei Beobachter auf ihren Isoliermatten mithörten, ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Dies war keine Versammlung von Kriminellen. Dies war die wirtschaftliche und administrative Elite mehrer NATO Staaten – unter Beteiligung einiger westlicher Geheimdienste, Beamte des DoJ (*) und des DoC(**), die sich – als wäre es das Selbstverständlichste dieser Welt mit Mafia- Gangstern, Geldwäschern und internationale Waffenschiebern über neue geschäftliche Möglichkeiten unterhielten.
Vom Chip zur Bombe
Die obige Szene hat es tatsächlich gegeben. Sogar die Ortsangabe stimmt, lediglich die Zeitangabe wurde etwas manipuliert.
Es war „das“ Geschäft der Achtziger. Blaupausen und Technologietransfer – aber auch dünne Blättchen aus Silicon – Chips für die Waffenproduktion. Und Mitten drin eine Sonderermittlungsgruppe, die damals noch nach den historischen, nachrichtendienstlichen Prinzip handelte: „Guter Nachrichtendienst ist – wenn keiner seine Anwesenheit ahnt.“
Wie einfach man an fremde Technologie kommt
Die „Trulli- Gang“ hatte weder den Zugang, noch das notwendige Wissen, aber diese Bande wusste, wie man sich Zugang und Wissen beschaffen konnte.
Im fernen Berlin lebte das Mikroelektronik Genie der damaligen Zeit – Ernst Otto Hibbe. Ob bestimmte Chips für das erste wirkliche brauchbare Handy – der „Banane“ mit dem Namen Nokia Mobira Cityman – oder Chips für den damals neuartigen, elektronischen Zünder der Plutoniumbombe. – Entwickelt, produziert und verkauft wurden sie in Berlin, bei Hibbe.
Ernst Otto Hibbe nutzt extensiv die damalige Berlinförderung und lässt in Berlin entwickeln und herstellen. Dann werden seine Chips – mit Umsatzsteuer – an ein bayerisches Unternehmen verkauft, welche den größten Teil der Produktion ins Ausland verkauft, aber auch an Siemens, Bosch, MBB, Telefunken und viele andere mehr.
Der steuerliche Schmäh liegt in der Berlinförderung der damaligen Zeit. Hibbe darf zwar die Umsatzsteuer – für seine Berliner Produkte – berechnen, muss sie aber nicht abführen.
Die Firma in Bayern darf die an die Hibbe- Gesellschaften in Berlin bezahlte Umsatzsteuer als Vorsteuer in Abzug bringen und da überwiegend ins Ausland geliefert wurde, entgeht dem deutschen Fiskus die Umsatzsteuer – und der eigentliche Sinn und Zweck des Berlinförderungsgesetzes, der darin bestand, das die deutsche Wirtschaft die Berlinförderung zu tragen hatte. ging im Falle Hibbe verloren – und richtet sich gegen den Fiskus, denn dieser muss an die bayerische Firma die nach Berlin bezahlte „Vorsteuer“ zurückbezahlen.
Aus diesem völlig legalen Vorgehen, wird dem Unternehmer ein Strick gedreht. Er wird zu einer Besprechung auf das Finanzamt München einbestellt, verhaftet und vier Jahre in Untersuchungshaft gehalten.
Ausreichend Zeit für kriminelle Technologietransfer- Händler sich seines Wissens und seiner Produkte zu bemächtigen. Ernst Otto Hibbe verstarb vor einigen Monaten. Nun stürzen sich die Aasgeier auf sein letztes Vermögen – ein Ministerialdirigent ist sich nicht zu Schade Handlangerdienste für die deutsche „Erbschafts- Rechtspfleger- Mafia“ zu erbringen.
Details?
Demnächst auf Radio Utopie.
(*) DoJ = US- Department of Justice
(**) DoC = US- Department of Commerce