„Frankfurter Rundschau“ deckt neuen Bahn-Skandal auf, Spionagechef Bähr abgetaucht

Die „Frankfurter Rundschau“ (1) hat heute einen weiteren Skandal im staatlichen Bahnkonzern aufgedeckt. Wie die Zeitung nach vorliegenden Dokumenten meldet, fälschte der Konzern einen angeblichen Fotobeweis welcher belegen sollte, dass die Kündigung einer Angestellten rechtzeitig in deren Briefkasten eingeworfen wurde, nämlich am 28.9.2007 um 15.29 Uhr.
Peinlich – nach Vergrösserung des Fotos stellte sich laut einem der FR vorliegenden Gutachten des Fotografie-Professors Heiner Schmitz heraus: die Uhr des Bahnzustellers zeigte eine ganz andere Zeit.

Der angebliche Fotobeweis war durch die staatliche Bahn AG bei einem Gerichtsprozess eingebracht worden. Handelt es sich hierbei tatsächlich um eine Fälschung, wäre dies eine kriminelle Handlung.

Durch den Gerichtsprozess wollte der Staatskonzern nicht nur die Angestellte loswerden, sondern auch Betriebsratschef Ralf Skripietz. Dieser sollte so einer „Falschaussage“ überführt und ebenfalls gekündigt werden. Dieser Schuss ging nun gewaltig nach hinten los.

Weitere Berichte sorgen ebenfalls für geistige Unruhen in der Obrigkeitswelt der Konzernbosse: diese haben nämlich, wie FR unter Bezug auf Veröffentlichung des Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff meldet, ihren Angestellen über den eigenen Konzerngeheimdienst falsche „Beweise“ wie Hitlers „Mein Kampf“ oder Pornografie auf deren Computer untergeschoben um sie besser loswerden zu können.

Ein gigantisches Spionagenetzwerk des Konzerns, unter Führung des Leiters der „Konzernsicherheit“ Josef Bähr, soll in einer zentralen Datenbank sämtliche dienstlichen, privaten und gesellschaftlichen Kontakte der Führungskräfte“ gespeichert haben. Durch irgendwelche dubiosen Massnahmen kamen Konzernspione sogar an die Filmaufnahmen von Tankstellen, man spionierte Computer und Termine aus und erstellte „Kontaktdiagramme“ der Angestellten in der DBAG.

Vor nicht allzu langer Zeit war bekannt geworden, dass die Konzernspione sogar einen Bundestagsabgeordneten überwacht hatten, sowie den Mitarbeiter eines weiteren (2). Trotzdem weigern sich die den Justizministerien unterstehenden Staatsanwaltschaften der Republik bisher irgendeinen Handschlag zu tun, obwohl selbst der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix dem Konzern „Rechtsverstöße“ vorgeworfen hatte.

Bahn-Spionagechef Bähr ist derweil seit Monaten „krankgeschrieben“. Aus „Konzernkreisen“ hiesse es, so die FR,

„auch Personalchefin Margret Suckale könnte bald abtauchen“

Die während des Lokführerstreiks der GDL 2007 in jeder Talkshow präsente Vertraute von ex-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn soll „von vielem gewusst haben“, wie es heisst.

Von den bisher absolut untätigen Abgeordneten des Bundestages, eigentlich Kontrolleure der Regierung, ist auch diesmal nichts zu sehen. Einzig Winfried Hermann (Grüne) verlautbarte, es sei

„ungeheuerlich, dass in einem öffentlichen Unternehmen eines demokratischen Staates solche Zustände herrschen. Das hat Züge eines totalitären Überwachungssystems wie man es von der Stasi kennt.“

Der Staatskonzern habe

„einen eigenen rechtsfreien Raum geschaffen. Ich empfinde Abscheu und Entsetzen – es ist skandalös.“

Der grüne Verkehrsexperte Hermann hat selbst einiges zu erklären. Wie konnte es sein, dass dem parlamentarischen Kontrolleur (3) weder im „Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung“, noch im „Unterausschuss Eisenbahninfrastruktur“ jahrelang nichts von den völlig zügellosen Praktiken des Staatskonzerns auffiel?

(…)

vorher:

30.03.2009 Mehdorns Räder stehen still
27.03.2009 Du bist Mehdorn
28.01.2009 Bahn AG spionierte 173.000 Mitarbeiter aus und „glich“ Daten mit 80.000 Konzernen „ab“
23.12.2007 „Streik“:Wann schmeisst Tiefensee endlich diese Bahn-Extremisten raus?
24.11.2007 „Tarifdach“,“Sozialgemeinschaft“: Mehdorn den Tränen nah
15.11.2007 SPD,DGB,Kapital: der faschistische Putsch gegen das Streikrecht
„Gott sei Dank, eine Entscheidung für das Streikrecht.“ Wer sprach diese Worte nach dem Chemnitzer Gerichtsurteil zugunsten der Lokführer und der Verfassung? Ein Kommunist? Ein Terrorist? Ein Verwirrter, Chaot oder ungebildeter, hässlicher, degenerierter, fauler und unmotivierter Unterschichtler?
Nicht doch. Es war Konrad Freiberg, der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP)…

22.10.2007 Warum Linke, SPD und DGB die GDL-Lokführer verraten
04.10.2007 ARD-Experte Möller zu GDL:“nur indirektes Streikrecht im Grundgesetz“
30.09.2007 Der wahre Gegner der GDL: Bundesregierung und DGB
06.08.2007 GDL-Vorsitzender Schell zum Streik:“Wir glauben an die Gerechtigkeit“

Quellen:
(1) http://www.fr-online.de/top_news/1731298_Kriminelles-System-DB-Allumfassende-ueberwachung.html
(2) http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/:Datenaff%E4re-Bahn-Festplatten-Schn%FCffelei/661331.html
(3) http://www.bundestag.de/mdb/bio/H/hermawi0.html

Artikel technisch aktualisiert am 26.04.2015. Der Inhalt wurde nicht verändert.

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