Im Gegensatz zu den Schlussfolgerungen, die die Weltgesundheitsorganisation WHO vorgestern dazu veranlasste, die Phase 4 weltweit für die Schweinegrippe auszurufen, kommen russische Experten nach Auswertung des Verlaufs der Ereignisse zu der Ansicht, dass die Schweinegrippe Anzeichen eines Rückgangs aufweist.
Ilja Drosdow, Chef des in Nowosibirsk ansässigen staatlichen Forschungszentrums für Virologie und Biotechnologien, sieht keine Gefahr für Russlands Bevölkerung und sagte gestern zu der weltweiten Pandemiebefürchtung:
„Es gibt nicht nur Aggressions-, sondern auch Regressionsmerkmale. Unter anderem ist kein progressiver Anstieg der Todesfälle zu beobachten. Das ermöglicht, die nächste Zukunft positiv zu betrachten und damit zu rechnen, dass wir einen Kollaps dieser Erscheinung erleben werden.
Ausser in Mexiko gibt es keine Todesfälle. Die dort aufgetreten Fälle seien vielleicht auf eine ungenügende medizinische Hilfe in dem von der Infektion am stärksten betroffenen Gebiet zurückzuführen“, meinte Ilja Drosdow. (1)
In Deutschland gibt es bisher immer noch keinen einzigen bestätigten Fall einer Infektion mit dem merkwürdigen Virus.
Auch nicht die junge Hamburgerin, die in das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) zur Behandlung gebracht wurde und ein Grippevirus vom Typ H1N1 nachgewiesen wurde und vorsorglich mit Tamiflu behandelt wird.
Der Stern schreibt dazu: Zu diesem Typ gehört zwar auch eine gewöhnliche Grippeart, doch daran scheinen die Ärzte nicht zu glauben.
Stephan Günther, Leiter der Virologie des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, dessen Institut die Proben untersucht:
„Sie passt in das Raster, der Verdacht auf Schweinegrippe sei hochgradig.“(2)
In allen anderen bisher erwähnten Fällen wurde noch gestern Entwarnung gegeben.
Schlagzeilenbesetzungen wie diese „Die Schweinegrippe scheint Hamburg erreicht zu haben“ (2) sind zu verurteilen, die Bevölkerung wird total verunsichert.
Gerade die älteren Leute und die Eltern mit kleinen Kindern, die als Risikogruppe bei einer Grippewelle gelten, werden mit unnötigen Sorgen und Verunsicherung belastet, die als unverantwortlich anzusehen sind.
Wie waren noch gleich einmal die Vorwürfe zur Berichterstattung der Presse im Falle Winnenden?
Heute kam die Meldung, dass sich der Deutsche Presserat Mitte Mai zur Berichterstattung dieses Amoklaufes im Bezug auf den Pressekodex auseinandersetzen wird.(4)
Hier im aktuellen Fall wird man keine Ermahnungen zur Mässigung dazu hören, kommt doch die Angst vor einer Pandemie einigen gelegen, bestimmte einzuleitende Massnahmen, die mit Überwachung und Einschränkungen gewisser Freiheiten zu tun haben, begründen zu können.
Die Bild malt uns ein düsteres katastrophenartig anmutendes Bild von den Massnahmen auf Deutschlands Flughäfen:
Ausnahmezustand auch auf anderen deutschen Flughäfen:
Virenalarm gestern Nachmittag am Frankfurter Flughafen!
15.30 Uhr. Condor-Flug DE1257 aus Cancún (Mexiko), eine Boeing 767-300 mit 263 Passagieren landet mit 100 Minuten Verspätung. Die Maschine rollt auf eine besonders gesicherte Position des Vorfeldes.
Niemand darf aussteigen! Der medizinische Dienst des Flughafens rückt an. Ärzte kommen ins Flugzeug.
„Fraport“-Pressesprecher Klaus J. Busch: „Der Crew waren zwei Passagiere aufgefallen, die während des Fluges gehustet hatten. Zwei Ärzte untersuchten die beiden gründlich. Um 16.50 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden. Beide Passagiere haben definitiv keine Grippesymptome. Alle Passagiere durften daraufhin das Flugzeug verlassen.“
• In Berlin dürfen Flugzeuge mit Patienten an Bord, bei denen Verdacht auf eine Schweinegrippe-Infektion besteht, ab sofort nicht mehr landen.
• In München und Frankfurt müssen Reisende ihre persönlichen Daten auf einem Formular angeben.(3)
Update 29.04.2009 5.53 Uhr
Um 5.00 Uhr wurde der erste neutrale Bericht über die Schweinegrippe in der Mainstreampresse geschrieben. Man könnte meinen, die Süddeutsche liest Radio-Utopie
„Es gibt jedoch Ungereimtheiten, die dafür sprechen, dass die Schweinegrippe nicht die ihr mitunter zugeschriebene Schlagkraft erreicht. So ist nach allgemeinem Kenntnisstand außerhalb von Mexiko bislang kein Mensch an der Schweinegrippe gestorben. Das kann mehrere Gründe haben: Entweder ist die Versorgungslage in den Krankenhäusern Mexikos so desolat, dass Menschen dort an einer Krankheit sterben, die sich anderswo mit gängigen Medikamenten heilen ließe. Oder das Virus verliert auf seinem Weg in andere Erdteile an Schlagkraft. Oder aber die Zahlen aus Mexiko sind falsch: Womöglich werden in der allgemeinen Aufregung Todesfälle mit anderen Ursachen der Schweinegrippe zugeschrieben. Allen drei Möglichkeiten ist gemein: Sie sprechen gegen eine unmittelbar bevorstehende Pandemie.“
und es klingt fast wie eine Entschuldigung der WHO
Die Weltgesundheitsorganisation WHO notiert die von Mexiko ausgehende Schweinegrippe seit Montagabend eine Alarmstufe höher als zuvor. Doch das alleine ist kein Anlass zur Besorgnis. Es war vor allem ein formaler Akt, der die Behörde dazu bewegte, das neue H1N1-Virus nun auf Stufe vier einer sechsstufigen Warnskala zu befördern.
Update 29.4.2009 11.47 Uhr
Tagesschau 8.34 Uhr
Normale Grippe oder Schweinegrippe?
Verwirrung über Todeszahlen in Mexiko
In Mexiko mehren sich die Zweifel an der Informationspolitik der Regierung. Nach einer Untersuchung durch die WHO sollen nun „nur“ sieben Menschen an dem neuen Schweinegrippen-Virus gestorben sein. Was geht in Mexiko vor sich?
Diskutieren Sie mit im Forum über diese neue weltweite angebliche virale Bedrohung.
Artikel zum Thema
28.04.2009 Schweinegrippe: WHO verkündet Warnstufe 4
27.04.2009 Nationaler Pandemieplan: Weltgesundheitsregierung WHO entscheidet morgen über Phase 4
26.04.2009 Schweinegrippe: US-Seuchenzentrum CDC hat Vorräte des Virus, bezeichnet Herstellung eines Impfstoffes als „verfrüht“
26.04.2009 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft jetzt schon den internationalen Gesundheits-Notstand aus
25.04.2009 Panik vor Schweinegrippe: Produkt im Zeichen des Genoismus
Quellen
(1) http://de.rian.ru/society/20090428/121350393.html
(2) http://www.stern.de/panorama/:H1N1-Virus-Hamburg-Schweinegrippe-Deutschland/662351.html
(3) http://www.bild.de/BILD/news/2009/04/29/schweinegrippe/erste-deutsche-in-quarantaene.html