Von Lopez Suarez | Womblog | – Nun, wer hätte gedacht, dass auch die Politik den Grundregeln der Grammatik gehorcht und somit einsilbige Eigenschaften mit dunklen Selbstlauten im Kern einen Umlaut plus männlicher Endung benutzen, um die Vergleichsform eigentlich nicht zur Debatte stehender Persönlichkeiten zu bilden. Nach Kohl wurde es also Köhler… und wird es auch noch die nächsten fünf Jahre bleiben.
Dass dies voraussehbar war, lässt sich ganz einfach beweisen. Schließlich sollte man sich vor Augen halten, dass Köhler als Hersteller von Holzkohle mitunter sehr viel Sitzfleisch beweisen mussten, um in Einsamkeit und bei hohen Temperaturen ihre Meiler zu bewachen und Zustände der Angst, wie aber auch Brandnarben und sonstige Brandzeichen alleine die Stirn zu bieten.
Insofern konnten weder Gesine Schwan, Peter Sodann noch andere schimmer(l)nde Figuren verhindern, dass Deutschland auch die nächsten fünf Jahre mit ansehen muss, wie Horst Köhler dafür sorgt, dass die Begeisterung für ihn weder zu hohe Flammen schlägt noch ganz erlöscht. Dafür hat er ja sein Handwerk gut gelernt und weiß, wann er wo kleine Löcher verschließen oder auch aufstechen muss, um den Zug des wind of change immer im optimalen Pegel zu halten. Der Verkohlungsprozess hat indes längst begonnen und es schein kein Entrinnen aus dem feuerschacht zu geben.
Wer weiß, ob womöglich die Kandidatur des Tatort-Kommissars und der Gäh(n)sine nichts als das bloße Zeichen des Einverständnisses seitens der SPD und der Linken war. Keiner kann doch im Ernst behaupten, dass beide eine wirkliche Alternative zu Horst Köhler gewesen wären. Seit wann ersetzt man denn Lethargie mit Phlegma? Nun, ähnlich müssen wohl die Wahlmänner- und Frauen gedacht haben und entschieden sich letztendlich, wenn auch knapp für den amtierenden Meister der Gähnattacken.
Somit ist der Ausblick auf die nächsten fünf Jahre eigentlich ein Rückblick auf die letzten fünf Jahre, was wiederum beweist, dass das Raum-Zeit-Kontinuum nicht nur durch Drogen außer Kraft gesetzt werden kann und die vierdimensionale Struktur um das fünfte Element – Horst Köhler – erweitert und schließlich wohl irgendwann gesprengt wird.
Dass Horst Köhler etwas zweideutig darauf bestand, das nächste mal bitte direkt vom Volk gewählt zu werden, mag man als belesener Mensch mit den Hillebillen – tönende Buchenholzbretter, die auch heute noch von Köhlern als Alarm- und Informationsmedium in abgelegenen Regionen benutzt werden- gleichsetzen. Schließlich beinhaltet auch ihr Klang immer etwas an Hilferuf. So wünschte sich der Bundespräsident wohl, dass sich seine angeblich so hohen Beliebtheitswerte auch in einem weniger knappen Ergebnis widergespiegelt und sein Sieg somit legitimer gewesen wäre.
Nun, schließlich bleibt wohl nichts anderes übrig als darauf zu vertrauen, dass es mit Horst ein ähnliches Ende nimmt wie mit dem Köhlerhandwerk: Ab ins Museum (am besten hinter Doppelglas und luftdicht verschlossen) oder tief vergraben in den Archiven von Traditionsvereinen, weil die Moderne es überholt hat und sich auch bald keiner mehr daran erinnern kann, was wohl die ursprüngliche Funktion dieser obskuren Einrichtung gewesen sein mag.
Vielen Dank an womblog