Hunderttausende Südkoreaner haben sich von ihrem toten ex-Präsidenten Roh Moo-hyun verabschiedet, welcher sich am Samstag selbst umgebracht haben soll.
Am Mittwoch hatte dazu die ermittelnde örtliche Polizeibehörde offiziell bekannt gegeben, dass der einzige Zeuge für diese Behauptung gelogen hatte. Der von der Residenz des amtierenden rechtsgerichteten Präsidenten Lee Myung-bak abgestellte Leibwächter hatte gegenüber der Polizei bezüglich die Darstellung der Todesumstände des am Samstag morgen mit schwersten Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingelieferten Roh, mehrfach seine Aussage geändert und am Ende behauptet, gar nicht beim „Selbstmord“ Rohs dabei gewesen zu sein (1).
Heute nun gab es aufgebrachte Proteste bei der Beerdigungszeremonie
„Sie sind ein politischer Mörder“, so der Parlamentsabgeordnete Baek Won-woo zu Lee (2), als der Nachfolger Rohs im Präsidentenamt Blumen niederlegte. Sofort sprangen Sicherheitsbeamte auf den Parlamentarier, hielten ihm den Mund zu und brachten ihn unter wütenden Protesten anwesender Trauergäste aus dem Areal.
Das ganze Land ist in Aufruhr und ob der Politik Lees, welcher die von Roh zwischen 2003 und 2008 begonnene Aussöhnungspolitik mit dem Norden nach seiner Amstübernahme sofort beendete und sich eng an die USA und Japan anlehnt, tief gespalten (3). Bei einer Rede während der Trauerzeremonie sagte Rohs ehemalige Premierminsterin Han Myung-sook in Richtung des toten Präsidenten:
„Wir beten dass Du uns zu Versöhnung und Einheit führen wirst, da wir geteilt sind und einander ausgrenzen.“
Roh hatte nach dem Aufkommen von Korruptionsaffären von Mitgliedern seiner Familie, welche mit Vorwürfen gegen ihn Hand in Hand gingen obwohl er selbst nie Zahlungen bekommen hatte, auf seiner Webseite alle Schuld auf sich genommen und geschrieben:
„Es wäre vielleicht angemessen zu dieser Zeit, dass ich die Geschichte eines Scheiterns schreibe“
Seine ehemalige Premierministerin Han nun bei der Beerdigung:
„Diese Worte lassen uns noch jämmerlicher und beschämter zurück.Mr. Präsident: sie haben nicht versagt.“
Etwa eine Million Koreaner haben sich seit seinem Tod bei einer nahe seinem Haus in der Ortschaft Bongha errichteten Gedenkstätte von Roh verabschiedet. Die Trauernden verhinderten dabei durch Blockaden ein Erscheinen des amtierenden Präsident Lee, der ebenfalls bei der Gedenkstätte erscheinen wollte. Ebenso an einem Erscheinen bei der Trauerstätte gehindert wurden der Parlamentssprecher Kim Hyong-o, der frühere Parteivorsitzende der „Grand National Party“ Park Geun-hye, sowie der Parteivorsitzende der „Liberty Forward Party“ (4).
In der Hauptstadt Seoul liess die Regierung eine Gedenkstätte für Roh nahe des Deoksu-Palastes durch die Polizei räumen, nachdem auch dort Zehntausende kodoliert hatten. Man befürchte Proteste gegen die Lee-Regierung, hiess es (3).
Derzeit appellieren regierungsnahe Zeitungen an die Bevölkerung sich ruhig zu verhalten und bekunden Angst vor „sozialen Konflikten“ in Zeiten der Wirtschaftskrise. Der amtierende Permierminister Han Seung-soo bekundete ebenfalls seine Trauer um Roh und sagte, dieser habe sich immer um „soziale Einheit“ eingesetzt und durch seinen Tod sollten weder „soziale Unordnung“ und „politische Fehler“ hervorgerufen werden. „Solidarität“ sei jetzt die wichtigste Sache, so der amtierende Premierminister Han.
Merke: die Solidarität der Regierenden ist immer die Solidarität mit den Regierenden. Das ist nicht nur in Südkorea so.
Derweil trauert die Bevölkerung um einen Hoffnungsträger, der Präsident wurde..
Quellen:
(1) http://www.radio-utopie.de/2009/05/28/Korea-Der-merkwuerdige-Tod-des-ex-Praesidenten-Roh-Moo-hyun
(2) http://www.koreatimes.co.kr/www/news/nation/2009/05/113_45878.html
(3) http://online.wsj.com/article/SB124357012115465663.html
(4) http://news.xinhuanet.com/english/2009-05/28/content_11449710.htm