US-Regierungsbeamte sprachen gestern davon, dass bisher keine Beweise vorliegen würden, dass Nordkorea am Montag tatsächlich einen unterirdischen Atomversuch durchgeführt hätte.
Um die Methoden ihrer Informationsbeschaffung nicht preiszugeben, hielten sie sich mit weiteren Angaben zurück. Es wurde die Untersuchung einer US-Luft-Probenentnahme über dem Testgelände erwähnt, die negativ ausgefallen sei „Es wurde nichts gefunden, was bestätigen würde, dass ein atomarer Sprengsatz gezündet wurde.“ (1)
WC-135W Constant Phoenix Flugzeuge nahmen in dieser Woche auch Luftproben über dem japanischen Meer unter Berücksichtigung der Winddrift, um eventuelle radioaktive Partikel festzustellen. Diese spezialisierten Flugzeuge gehören der 45. Reconnaissance Squadron, 55. Wing die auf der Offutt Air Force Base, Nebraska, stationiert sind.(2)
Einziger bisheriger realer Nachweis seien seismische Messungen von der Grössenordnung 4,7 (nach anderen Angaben 4,5) in dem vermuteten Testgebiet, was einer Sprengung von weniger als 2 Kilotonnen entsprechen würde.
Weitere Ergebnisse über die Art der tatsächlichen Zusammensetzung der gezündeten Bombe sind bis zum Abschluss der Untersuchungen erst einmal abzuwarten, sagte ein Experte in Washington.
Robert Gates sprach gestern auf seinem Flug nach Signapur gegenüber Journalisten, dass in Nordkorea keine ungewöhnlichen Truppenbewegungen und Vorbereitungen zu einem Angriffskrieg festzustellen und keine entsprechenden Gegenmassnahmen zu ergreifen sind.(3)
Nordkoreas Führer spielen mit dem atomaren Feuer, um in der Weltgemeinschaft anerkannt und als gleichberechtigter Verhandlungspartner ernst genommen zu werden.
Anfang April versuchte das Land mit dem Aussetzen eines eigenen Kommunikationssatelliten in die Erdumlaufbahn seine technologische Entwicklung zu demonstrieren. Verbunden war mit dieser erstaunlichen Leistung die Hoffnung auf konstruktive Verhandlungen auf gleichem Niveau mit den USA und den anderen Teilnehmerstaaten der Sechsergespräche und nicht als minderwertiger Schurkenstaat behandelt zu werden.
Die Reaktionen der USA und der restlichen Industrienationen, die in einem nicht enden wollenden demütigenden Medienfeuerwerk das Versagen dieses Startes proklamierten, sollten für Nordkorea vernichtend sein – obwohl die ersten Meldungen der russischen Weltraumbehörde Roskosmos zunächst von einem gelungenen Abschuss der Rakete sprachen (7), die sich dann aber weiterer Kommentare in Anbetracht der guten Zusammenarbeit im Bereich der zivilen Raumstarts mit Südkorea enthielten „wir wollen keine Probleme haben.“(6)
Die Völkergemeinschaft hatte unter Leitung der Vereinten Nationen Ende der neunziger Jahre den Kernwaffenteststopp-Vertrag (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty, CTBT) ausgearbeitet, den inzwischen 180 Staaten unterschrieben und 148 ratifiziert haben, der aber noch wegen fehlender Unterschriften einiger Länder noch nicht in Kraft getreten ist.
Ein aus vier weltweiten Messnetzen bestehendes internationales Überwachungssystem IMS (International Monitoring System) soll die Einhaltung des Vertrages überprüfen.
Die USA haben diesen internationalen Vertrag noch nicht unterschrieben, seine Ratifizierung wurde am 13. Oktober 1999 vom US-Senat abgelehnt.
Präsident Obama hatte im April in Prag angekündigt, sich für die Ratifizierung einzusetzen. Dieses Beispiel würde, wenn die Menschheit Glück hat, die noch ausstehenden Länder zur Unterschrift bewegen können. Ansonsten könnte eine Reihe von neuen Atombombentests eine weitere Runde der Aufrüstungsbemühungen im atomaren Bereich einleiten.
Der südkoreanische Aussenminister Yu Myung-hwan wird in einer Woche nach Washington zu einem Gespräch über Nordkorea reisen und trifft sich am 5.Juni mit der US-Aussenministerin Hillary Clinton. Er wird von seinem nuklearen Verhandlungsführer Wi Sung-See begleitet werden, der sich mit dem US-Sondergesandten für Nordkorea, Stephen Bosworth und seinem Assistenten Sung Kim treffen wird.(4)
Am 16.Juni werden sich der südkoreanische Präsident Lee Myung-bak und der US-Präsident Barack Obama zu einem Gipfelgespräch in Washington treffen.
Südkorea will auf Grund der neuen militärischen Bedrohungen die three-ways- (drei-Wege) Gespräche der Aussenminister Südkoreas, der Vereinigten Staaten und Japans erweitern.
Nordkoreas derzeitiges Verhalten der politischen Eskalation kommt zu keinem günstigen Zeitpunkt, da ausgerechnet am gleichen Tag mit dem nordkoreanischen „Atomtest“ die japanische Regierungspartei LDP einen Antrag auf Verfassungsänderung eingebracht hat, der Japan einen Erstangriff im Falle eines drohenden Militärschlags eines anderen Landes erlauben würde, was die japanische Verfassung bisher untersagt.(5)
Artikel zum Thema
25.05.2009 Kontrollkrieg der Weltraummächte gegen Nordkorea
05.04.2009 Start des nordkoreanischen Kommunikationssatelliten
Quellen:
(1) http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE54S0GZ20090529
(2) http://www.aviationweek.com/aw/generic/story_channel.jsp?channel=defense&id=news/KOREA052709.xml&headline=U.S.%20Awaits%20North%20Korean%20Test%20Results
(3) http://www.voanews.com/english/2009-05-29-voa7.cfm
(4) http://www.koreaherald.co.kr/NEWKHSITE/data/html_dir/2009/05/30/200905300027.asp
(5) http://kleinezeitung.at/nachrichten/politik/1985019/index.do
(6) http://de.rian.ru/society/20090405/120926004.html
(7) http://www.radio-utopie.de/2009/05/25/Kontrollkrieg-der-Weltraummaechte-gegen-Nordkorea