CIA räumt die Möglichkeit eines Rückzuges der ISAF-Truppen aus Afghanistan ein

Die CIA schliesst einen Rückzug der militärischen Aktionen im Rahmen des ISAF-Mandates in Afghanistan nicht mehr aus für den Fall, dass es nicht gelingt, die Strategie des US-General David Petraeus umzusetzen, die darin bestand, die Bevölkerung und die Stammesführer für sich zu gewinnen, um sie auf die westliche Seite zu ziehen.

„Im Irak hat es geklappt. Sollte es in Afghanistan nicht so gelingen, bleibt für die ISAF-Truppen nur der Abzug.“

Experten und Kenner der Situation in Afghanistan wissen, dass das Gewinnen der Bevölkerung mit der bisherigen Methode der Allierten nicht zu realisieren ist.

Da sich unsere Regierung stets nach den Vorgaben aus Washington richtet, bleibt zu hoffen, dass ein Rückzug der Bundeswehr endlich auch in Deutschland thematisiert wird.

Der Bundesnachrichtendienst bereitet das Feld dafür vor „Wenn wir die Hintermänner der Anschläge in Kundus nicht fassen können, sieht es wirklich schlecht aus.“

Dem pflichtet die Analyse der Bundeswehr bei „Die Bedrohung sei insgesamt erheblich“, man sei „sehr beunruhigt“. Der Bundeswehr ist es nicht gelungen, den Gouverneur der Provinz Kundus, Mohammed Omar, auf die Seite der westlichen Allierten zu ziehen. Er wird verdächtigt, insgeheim mit den afghanischischen Widerstandskämpfern zu sympathisieren.

Merkwürdig daran ist, dass dies alles noch vor kurzer Zeit ganz anders dargestellt wurde.

Vertreter deutscher und amerikanischer Nachrichtendienste sind sich einig, dass der Aufenthalt der Bundeswehr bald auf des Messers Schneide stehen würde oder sie lässt sich in bevorstehende verstärkte Kämpfe verwickeln „Die Taliban wollen in Kundus den Hebel ansetzen.“ (1)

Auch der afghanischen Geheimdienst NDS schätzt die Lage sehr dramatisch ein und die Kämpfer „werden auf die Bundeswehrsoldaten mit aller Schärfe vorgehen.“

Keinen Beitrag zum längeren Verbleib der ISAF-Truppen liefert der gestrige Vorfall in der Provinzhauptstadt Assadabad, als ein US-Soldat ohne Grund eine Handgranate auf Passanten warf, die meisten Verletzten sind Kinder „Ich war auf dem Weg zur Schule“, sagte ein zwölfjähriger Junge, der mit Verletzungen am Bein im Krankenhaus lag. „Ihr Reifen ist geplatzt, und dann hat ein Soldat eine Handgranate vom Konvoi aus geschleudert.“ Auch ein Ladenbesitzer berichtete, ein amerikanischer Soldat habe eine Granate geworfen. (2)

Auch der Luftangriff am 4. Mai auf die beiden Dörfer im Bezirk Bala Baluk der westlichen Provinz Farah, bei dem fast 150 Menschen, darunter 95 Kinder ums Leben kamen, sowie zahlreiche Verbrennungen der Bevölkerung mit weisser Phosphormunition werden vom US-Militär als Fehler zugegeben. (3)

Bundesverteidigungsminister sprach noch Anfang April davon, dass die Bundeswehr noch jahrelang, von bis zu zehn Jahren war die Rede, in Afghanistan bleiben könnte. (4)

Wie ist der Friedenseinsatz der Bundeswehrsoldaten unter den gegebenen Umständen zu bezeichnen, den das deutsche Parlament ohne zu Überlegen mit ihrem Mandat abgesegnet hatte?

Videos mit Peter Scholl-Latour zu Afghanistan:

Deutschland im Krieg – Raus aus Afghanistan? (1/5)

Deutschland im Krieg – Raus aus Afghanistan? (2/5)

Deutschland im Krieg – Raus aus Afghanistan? (3/5)

Deutschland im Krieg – Raus aus Afghanistan? (4/5)

Deutschland im Krieg – Raus aus Afghanistan? (5/5)

 

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Quelle:
(1) http://www.aschaffenburg24.de/default.aspx?ID=4818&showNews=459471
(2) http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE55807B20090609

(3) http://www.presstv.ir/detail.aspx?id=96917&sectionid=351020403

(4) 06.04.2009 Jung: Bundeswehr könnte bis zu 10 Jahren in Afghanistan bleiben