Erfolgreicher Warnstreik gegen parasitäre Taxi-"Industrie"

Berliner Fährleute bremsen Personenbeförderung am TXL für 1 1/2 Stunden aus

Es ist vielleicht nicht weltbewegend, jedoch bewegen sie täglich einen Teil der Welt: Nach etlichen Jahren der untertänigen Zurückhaltung und einem im Jahre 2005 gescheiterten Warnstreik am Berliner Flughafen Tegel gegen Standgebühren, haben die Berliner TaxifahrerInnen am Morgen des 15.6. von 9 – ca. 10 Uhr 30 ihrem Widerstand gegen eine neuerdings von der BFG (Berliner Flughafen Gesellschaft) ersonnene Nutzungsgebühr von 0,50 € pro Fahrgastaufnahme ab TXL vorerst gebührend Geltung verschafft.

Damit regt sich seit langem endlich einmal wieder so etwas wie ein Solidaritätsgefühl innerhalb der Fahrerschaft, welche es ganz offenbar leid ist, ihre Ansprüche durch ungewählte Gewerbevertreter wie der „Taxi-Innung“ oder dem „Taxi-Verband Berlin-Brandenburg e.V.“ in voraus eilendem Gehorsam mit neoliberalen Firmenkonglomeraten verzerren zu lassen.

Denn wenn man weiß, daß sowohl die Länder Berlin und Brandenburg Anteilseigner des Firmenkonstruktes BFG mbH sind, von denen ja bereits Steuern von den Taxiunternehmen kassiert werden und für die somit ein Anspruch auf Nutzung von Infrastruktur besteht, kann man sich schnell ausrechnen, wie der Hase laufen soll: Im Geschäftsbericht 2008 der BFG wird ein Passagieraufkommen von knapp 14,5 Mio allein am TXL angegeben. Ein nicht unerheblicher Teil davon verläßt den Flughafen per Taxi.

Das bedeutet nichts anderes, als daß man sich auf dem Rücken der Kutscher ein nettes Zusatzgeschäft in Millionenhöhe verspricht. Die sollen zu ihrer Nutzbarmachung auch noch selber einen so genannten „Transponder“ für ca. 20 € anschaffen: Ein Gerät, welches anscheinend optoelektronisch die Zugangsberechtigung jedes Fahrzeuges zum sog. Nachrückbereich verifiziert. Das macht sie gleichsam zu Versuchskaninchen für weiterreichende Abkassiersysteme für den Individualverkehr in unserer dystopischen Zukunft nach der Bundestagswahl. Um von den eigentlichen Absichten der Initiatoren dieser Versuchsanordnung abzulenken, verweist man jedoch darauf, daß sechs(!) neue Arbeitsplätze für „Sherrifs“ geschaffen würden, die die Einhaltung von Qualitätsmerkmalen wie Deutschkenntnisse, Sauberkeit, Einhaltung des Brüsseler Nichtraucherbefehls, EC-, und Kreditkartenakzeptanz überwachen.

Daß jeder Kartenzahlungstransfer von den vermittelnden Companies wiederum mit zusätzlichen 1,67 € zu Buche schlägt und tarifgemäß vom Fahrgast dafür nur wiederum 0,50 € kassiert werden dürfen; daß das Akzeptieren von EC-Kartenzahlung den Kutscher zum Hilfssherrif degradiert, der sich den Ausweis des Fahrgastes zeigen lassen muß, um die Unterschrift zu vergleichen – ohne Garantie dafür, daß nicht hinterher irgend ein Winkelbürokrat der Bankster bei Nichtgefallen des Signaturabgleiches den Geldtransfer storniert, soll hier am Rande ebenso erwähnt werden.

Ganz nett war auch der Versuch der Berliner Polizei, die multikulturelle „Herde“ der Fährleute daran zu hindern, den Außenring des Flughafens per Taxikorso zu verstopfen, indem die Masse der Taxen nur stoßweise vom Nachrückplatz in den fließenden Verkehr ventiliert wurde. Als der Ruf „Lasst uns ‚raus“ skandiert wurde, aber nichts brachte, beschloss man eben, die Fahrbahn in Massen hin und her zu überqueren und dadurch seinem Anliegen Nachdruck zu verschaffen. Dies gelang dann auch schließlich, da Grün-Weiß-Berlin kaum an einer weiteren Eskalation interessiert zu sein schien. Selbst dem Altvorderen Heinz Peter gelang es, durch simples Erfragen der Namen, zwei zur Einschüchterung Abgesandter des „LABO“ wieder zum Rückzug zu bewegen.

Sehr eindrucksvoll war die Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor. Nicht so sehr wegen der Versuche zweier „Grüner“ Transatlantiker, das Ganze als Wahlkampfveranstaltung zu zweckentfremden und auch nicht wegen der Mitgliederwerbung durch „TaxiDeutschland“, einer sich anschickenden neuen Gewerbevertretung – Welcher Kutscher kann sich schon angesichts permanent sinkender Fahrgastzahlen aus dem Bevölkerungsquerschnitt noch Mitgliedsbeiträge leisten? – sondern vielmehr durch das zahlenmäßig höchst beeindruckende Erscheinen tausender Taxen, die fast den gesamten 17.6. von der Siegessäule bis zum Tor zugeparkt hatten.

Ab heute will „TaxiDeutschland“ mit den entsprechenden Gremien über die Abschaffung des verwerflichen „Anliegens“ verhandeln. Und wer weiß, wenn sie es hinbekommen sollten, gibt‘s ja vielleicht endlich mal wieder solidarische Mitglieder….Den Fährleuten dürfte jedenfalls seit gestern wieder etwas bewußter geworden sein, daß nur sie selber in Geschlossenheit ihre Lobby sein können.

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