Bisher gab es in Berlin drei um Mitglieder kungelnde Taxiverbände:
Die „Innung des Berliner Taxigewerbes e.V.“ als traditionell älteste Gewerbevertretung, seit 1975 den „Taxi Verband Berlin e.V.“ (später Taxi Verband Berlin-Brandenburg e.V.) und seit 1993 den „Verband alleinfahrender Taxifahrer“. Durch diverse Machtavancen versuchen sich die Verbände gemäß dem Motto „Dividere et impera“ gegenseitig die Mitglieder abzujagen. Aber seit den Zeiten eines Heinz Peter als Vorstand der Berliner Taxi-Innung hatte nie wieder jemand soviel Einfluß beim Senator für Verkehr, dem Landeseinwohneramt und nicht zuletzt bei der Fahrerschaft. Und dieses zu einem allgemeinen, guten Auskommen der verschiedenen Parteien miteinander. Seitdem hat sich viel verändert.
Nicht nur mußte der Kuchen an viel mehr Anspruchsteller verteilt werden, sondern es wurden allesamt mitgerissen in den Sog einer verarmenden Hauptstadt. Seit dem durch bestimmte Unternehmerzusammenschlüsse erwirkten Gerichtsbeschluss, wonach der vom Landeseinwohneramt als aufsichtsführender Behörde verfügte Konzessionsvergabestop mithilfe europäischer Wirtschaftsfreiheitsrichtlinen gekippt wurde, die in Deutschland außer für Berlin nur ebenso in Hamburg für das Taxigewerbe geltend gemacht wurden, sind die Taxler einem äußerst harten Überlebenskampf ausgesetzt, durch dessen Schneisenschlag so manch ein Kleinunternehmer als auch alteherne Qualitätsinsignien geopfert wurden. Und der Hunger nach zu verheizenden Wagenlenkern hat sich eher noch vergrößert.
Wenn also heute die Solidarität der Taxifahrer mit eben diesen selbst vernichteten Standarts zerstört werden soll, kann das nur einen Grund haben: Man will davon ablenken, daß man am TXL unbedingt ein neuartiges Mautsystem testen will, mit dem früher oder später noch ganz andere Verkehrsteilnehmer Bekanntschaft machen werden! Da kämen z.B. Parkhäuser, Hotelvorfahrten, Brücken, Tunnel, privatisierte Straßenabschnitte usw. in Frage.
Da hat nun also „Taxi Deutschland“, zwar mit einem plakativen Etappensieg, seinen Fuß in die zuschlagende Tür gestellt. Aber wir machen uns natürlich echt Sorgen über den Zustand der Zehen! War wohl etwas spät. Die Tariferhöhung und das Flughafen-Maut-Experiment sind von den üblichen Verdächtigen durchgewunken worden.
Die beim TVB bereits erwähnten Tausenden von Taxlern, die bereits seit 2005 dem TXL wegen der unakzeptablen Standgebühr fernbleiben, werden eben weiterhin mit den „Füßen“ abstimmen! Und beklagt Euch bloß nicht über ein mangelndes Demokratieverständnis, Ihr Heuchler! Wir haben es immerhin versucht, durch unseren kleinen, unspektakulären Warnstreik auf diese Entwicklung hinzuweisen.
Gemäß der Methode: Weil alles teurer geworden ist, erhöhen wir die Preise und weil damit alles immer teurer wird, können es sich auch immer weniger Leute leisten und immer weniger daran verdienen. Und wer gewinnt am Ende, na? Richtig – einzig die „Hochfinanz“!
Die haben dann auch genug Kleingeld dafür übrig, mit uns als menschlichen Beutelratten immer bessere Experimente durchzuführen, die nur unserer m Besten besseren Ausschlachtung dienen.
Treffen wir uns also im Wartezimmer der Kassenpatienten als Hundertster in der Warteschlange. Ihr mit Euren kaputten Zehen und wir mit unseren kaputten Bandscheiben und unseren Psychomacken, weil wir nicht mehr wissen, wie wir trotz Arbeit unsere Familien durchbringen sollen und dabei auch noch die immer dreisteren Ansprüche der Frohnripper unter deren Gewaltandrohung erfüllen sollen, ohne auf der Straße zu landen! Ach so, da waren wir ja schon immer und da bleiben wir wohl auch. Aber es könnte ja sein, daß wir bald in einer ganz anderen Rolle auftreten, als Ihr das von uns erwartet hättet!
Für alle, die mal was Echtes gucken wollen und sich nicht immer was vormachen lassen wollen, weil sie meinen, sie hätten keine Kraft mehr dafür, gibt es hier Alternativ-TV als Lehrbeispiel und Phantasieanreiz dafür, was alles möglich wäre, wenn man es selber auch tut und nicht nur davon träumt!
(Dank an Ali für‘s Rendern des Handy-TVs!)
16.06.09 Erfolgreicher Warnstreik gegen parasitäre Taxi-„Industrie“