Iran im medialen Visir

Illegale Grenzübertritte an iranischer Grenze durch Reporter erzeugen Spannungen

Philip Crowley, Stellvertretender Sprecher des US-Aussenministeriums, gab gestern Abend eine Erklärung zu den vermissten Amerikanern im Iran ab:

„Das einzige, was wir nach dem heutigen Stand wissen, ist, dass drei Amerikaner vermisst sind. Wir sind darüber äusserst besorgt und unternehmen alles, um zu klären, was mit ihnen geschehen ist. Notfalls werden sie maximal schnell in die Heimat zurückgebracht.

Einerseits haben wir keinen Grund, den Medienberichten nicht zu glauben, andererseits liegt uns keine Bestätigung der iranischen Regierung dafür vor.

Ich denke, auch Sie müssen zugeben, dass sich Fernsehberichte manchmal als nicht ganz exakt herausstellen. Am Vortag traf sich der Botschafter (Anm.d.R.: Die Schweizer Botschaft vertritt im Iran die amerikanischen Interessen) mit dem iranischen Außenminister. Sie konnten die Inhaftierung (der US-Bürger) nicht bestätigen.“ (1)

Hillary Clinton forderte gestern die iranische Regierung auf, Nachforschungen über den Aufenthalt der Vermissten anzustellen „Natürlich sind wir besorgt. Wir wollen, dass diese Angelegenheit sich so bald wie möglich aufklärt und wir fordern die iranische Regierung auf, uns dabei zu helfen und festzustellen, wo sich die drei fehlenden Amerikanern befinden.“

Nach Berichten in iranischen Lokalzeitungen soll es sich um den Amerikaner Shane Bauer handeln, der für den San Francisco Chronicle und den Christian Science Monitor schreibt, um Sarah Shourd, die für den Matador Artikel verfasst und um Joshua Fattal, der für eine israelische Wochenzeitschrift berichtet.

Angeblich haben sich die drei Reporter am Freitag beim Wandern von irakischer Seite her im iran-irakischen Grenzgebiet verlaufen.

Die Times veröffentlichte heute die Nachricht, dass Shane Bauer der Associated Press eine e-mail geschrieben hätte, in der stand, dass er eine Story über Kurdistan schreiben wolle „Kurdistan is the big story in Iraq now. Mr Bauer wrote in the e-mail provided to the . I‘m off to Kurdistan.“ (3)

Sandy Close, Geschäftsführende Direktorin des Pacific News Service sagte, sie hätte Herrn Bauer beauftragt, da er ein Spezialist für den Nahen Osten sei, über die Wahlen zu der autonomen kurdischen Regierung im Nordirak zu berichten. (4)

Iraj Hassanzadeh, stellvertretender Gouverneur der iranischen Provinz Kurdestan, sagte, dass das staatliche Fernsehen Al Alam gemeldet hätte, dass die drei „vor vier Tagen verhaftet und verhört würden.“

Im Iran müssen Reporter anderer Länder eine Genehmigung einholen, wenn sie sich im Land aufhalten. Einen erfahrenen Nahost-Kenner ist diese Vorschrift nicht unbekannt. Um so verwunderlicher ist sein provozierendes Verhalten, sich ohne Führer über diese spannungsgeladene Grenze zu bewegen.

Fast müsste man argwöhnen, dass man sich hier bewusst verhaften lassen wollte, um die Beziehungen zwischen den beiden Ländern noch mehr zu destabilisieren.

Diese Handlungsweise dient dem Herbeiführen von noch mehr Spannungen zwischen den USA und dem Iran, der wegen seines Atomprogramms ständigen Angriffen ausgesetzt ist. Die iranische Regierung wäre gut beraten, sich nicht zusätzlich provozieren zu lassen und die drei so schnell wie möglich aus dem Land zu werfen und auf weitere Machtspielchen mit ihnen als Faustpfand zu verzichten.

Das gleiche Muster weist die Verhaftung der zwei amerikanischen Reporterinnen Laura Ling and Euna Lee beim illegalen Grenzübertritt an der nordkoreanischen Grenze auf, um deren Freilassung sich heute Bill Clinton in Pjöngjang bemüht. (5)

Artikel zum Thema
04.08.2009 There at last

Quellen:
(1) http://de.rian.ru/world/20090804/122562306.html
(2) http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2009/08/03/AR2009080301081.html
(3) http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/inhaftierte_us-brger_sollen_reporter_sein_1.3274370.html
(4) http://www.timesonline.co.uk/tol/news/world/middle_east/article6738220.ece
(5) http://www.radio-utopie.de/2009/08/04/there-at-last/#more-4181

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