Der ehemalige Ministerpräsident Oskar Lafontaine könnte gegen seinen ehemaligen SPD-Zögling noch verlieren, wenn er so weitermacht.
Seit Wochen gibt es schon keine Umfragen mehr, weil man denen ja sowieso nicht trauen kann. Die „Linke“ im April bei 23 Prozent (1) und das in einem westdeutschen Bundesland, was sowieso viel zu nah bei diesen irren Franzosen liegt denen auch nie zu trauen war, nein, nein – das geht nicht.
SPD-Wunderkind Heiko Maas, der es als ehemaliger Angestellter des Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine nach dessen Abgang aus SPD und Bundesregierung 1999 immerhin schaffte dessen letztes Wahlergebnis von 49 Prozent in 1994 bis heute noch nicht ganz zu halbieren (2), hat schon jetzt eine ländliche Auflage des in Berlin so erfolgreichen Modells der Unterwerfung unter die CDU angekündigt. Das steht ihm auch gut. Bei den letzten Umfragen lag er noch bei 26 Prozent und wenn er Glück hat hält er Platz zwei, hinter wem auch immer.
Oskar Lafontaine und seine Partei – das ist „die Linke“ im Saarland, das betreitet niemand, im Rest der Republik ist „die Linke“ die Gysi-Partei – werden am 30. August zwar nicht gegen das deutsche Grundgesetz kämpfen müssen (das tun ja schon alle anderen), aber dafür gegen das deutsche Obergesetz: die Gewohnheit.
Man geht nicht wählen, in Deutschland, man geht in die Kirche. Sonst geht man noch zur Hölle. Man hört auf den Grossvater, auch wenn der schon gar nichts mehr sagt, man denkt sich, nein, denkt sich lieber nichts, knippst am Wahlsonntag den Autopiloten an und dann schnurstracks hin in die Wahlurne und reinlegen.
Wenn man dann drei Tage später wieder auferstanden ist von den Toten und Zeitung liest, merkt man dann was für einen Dreck man da wieder gebaut hat, aber dann hat man ja vier, nein, fünf Jahre Zeit sich wieder abzuregen. Man könnte das die innere preussische Wahlordnung nennen. Einfach machen, kurz aufregen, Jahre zubuddeln, man kann ja nichts machen, Sie wissen schon.
Nun ist Oskar Lafontaine seit dem Attentat auf ihn 1990 gesundheitlich angeschlagen. Darüber redet niemand gerne, er schon gar nicht.
Wovon man aber ausgehen kann, das ist so sicher wie das Amen in der Wahlkabine, dass er nach einem Wahlergebnis von 25 Prozent am 30.August 2009 und darauffolgenden 5 schrecklichen Jahren einer grossen Koalition im Jahre 2014 wieder dastehn wird und dann 30 Prozent bekommen wird. Und wenn er dann wieder nicht werden darf, was er noch werden will bevor er stirbt, dann wird er 2019 eben wieder dastehn (ob es „die Linke“ gibt oder nicht gibt spielt sowieso keine Rolle) und noch im Rollstuhl 40 Prozent holen.
Es gibt so Leute. Denen sollte man lieber gleich geben was sie wollen, sonst holen sie es sich. Egal wie lang das dauert.
Wenn Heiko Maas jetzt also wie immer ist, dann versucht er in der Tat mehr als „der linke Finger von Oskar Lafontaine“ zu holen und kann dann wenigstens von Peter Müller (CDU) verlangen so zu tun, als wäre er, Heiko Maas, ein fähiger stellvertretender Ministerpräsident. Dieses Ziel wird er aber nicht erreichen, wenn er einen Wahlkampf gegen Lafontaine führt.
Wenn Lafontaine wiederum schlau ist, dann führt er den Wahlkampf gegen die CDU den sonst niemand führt, tut so, als ob die SPD gar nicht da ist (was politisch den Tatsachen entspricht) und tätschelt dann Heiko Mass als Mr.Drittplatzierten gönnerhaft den Schädel und sagt, „Geh, mach doch wuff bei der CDU, ich halte noch bis 2014 durch, bis Du die SPD in Zeiten der Weltwährung bei 15% geparkt hast.“
Wenn Lafontaine aber so weitermacht und sich versucht bei einer Partei einzuschleimen die wiederum seit 10 Jahren nichts macht ausser sich bei der CDU einzuschleimen, dann wird Lafontaine schon wieder und doch noch verlieren.
Seine Antwort auf eine Userfrage im ARD-Interview am Sonntag war bezeichnend für das Versagen jeder irgendwie progressiven politischen Richtung, Partei oder Bewegung, seit die sozialdemokratische Weisheit in den 60ern die Runde machte „Die anderen haben den Rundfunk, wir haben den Mundfunk“.
Auf die Frage „Wie kann die Linke effektiv gegen die gezielten Medienampagnen vorgehen?“ war Lafontaines Antwort (3): „Indem wir sie zum Thema machen“. Und dann zählte er auch noch Beispiele seiner Gegner auf.
Im Leben nie käme Lafontaine, der „Linken“, der „SPD“ oder den „Grünen“ die Idee, selber Medien aufzubauen. Dazu sind diese Apparate doch viel zu dumm und zu faul. Lieber schleimt man sich bei den Medienmonopolen ein, versucht diese noch besser zu bestechen als die anderen (was naturgemäss unmöglich ist) und hält sich maximal ein, zwei Haus- und Hofpostillen die niemand mehr sehen kann, weil sie so grottenschlecht und langweilig sind. Oder man lässt einfach zu, wie die wenigen Blätter und Redaktionen in wenigen Sendern die noch nicht von den Hohepriestern der Gegenseite bequatscht wurden, substanziell umgelenkt und unterwandert werden, eben wie die eigenen Parteien; weil der politische Gegner in der Rechten immer offensiv denkt und man selber immer meint, nur ja verlieren zu müssen um wieder mal Opfer und abschreckendes Beispiel zu spielen.
Andrea Ypsilanti und Kurt Beck waren da zwei Beispiele. Bis heute gibt es nicht eine einzige Zeitung bundesweit, ob Printmedien oder im Internet, welche die SPD offensiv verteidigt und vertritt – weil die SPD sich nicht mal selber offensiv verteidigt und vertritt.
Bei der Gysi-Linken sieht´s genauso aus. Wer ernsthaft das „Neue Deutschland“ als die eigene Medienlobby ausgibt und schon vor der „Jungen Welt“ wegläuft, der will verlieren und kann das auch, wenn man auch sonst nichts kann in dieser Fantom-Linken.
Der Posten des saarländischen Ministerpräsidenten war und ist die Rolle, die Oskar Lafontaine zusteht. Das wollte er immer und das konnte er auch gut. Er ist ein Landesvater und Bundesvater wollte er ja nicht werden, sondern musste uns unbedingt 11 Jahre Schröderpartei auf den Hals hetzen. Soll er jetzt wenigstens im Saarland einmal was riskieren.
Es liegt jetzt bei Lafontaine selbst, ob er Ministerpräsident im Saarland werden will. Angst zu haben braucht da jedenfalls keiner mehr.
Und wer die immer noch hat, soll in die Kirche gehen.
Quelle:
(1) http://www.welt.de/die-welt/article3563503/Das-Schicksal-der-Saar-SPD-haengt-von-Lafontaine-ab.html
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Landtagswahlen_(Saarland)
(3) http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video542386.html