Surreales Mediengeblubber begleitet Ausbruch der Deflation

Während der Bankenstreik die Realwirtschaft erwürgt, leistet sich die systemrelevante Presse eine Stuss-Orgie nach der anderen.

Die „Verbraucherpreise“ im Juli sind laut der Bundesbehörde „Statistisches Bundesamt“ im Vergleich zum Juli 2008 um 0.5 Prozent gesunken. Was die Statistiker in einer zweiten Pressemeldung herausrückten: die Preise der Zwischenhändler und Durchreicher im „Grosshandel“ sanken im Juni 2009 (ebenfalls im Vergleich zum Vorjahresmonat) um 10.6 Prozent. So viel wie noch nie seit Beginn der Erhebung dieser Statistik im Jahre 1968. (2)

Wie verheerend dieser Deflationsausbruch für die Realwirtschaft ist, während gleichzeitig die Banken sektsaufend ihre geschenkten staatlichen Billionen Euro an der Börse verprassen, zeigt z.B. die Einkommensvernichtung für die deutschen Bauern, alles im besten Statistikerdeutsch (2):

„In der Landwirtschaft und im Nahrungsmittelsektor wurden auf Großhandelsebene im Vorjahresvergleich Getreide, Saaten und Futtermittel um 32,1% billiger; Obst, Gemüse und Kartoffeln wurden um 13,9%, Milch und Milcherzeugnisse, Eier, Speiseöle und Nahrungsfette um 10,2% günstiger. Auch gegenüber dem Vormonat (!) wurde für Getreide, Saaten und Futtermittel (– 6,5%), Obst, Gemüse und Kartoffeln (– 2,8%) und für Milch und Milcherzeugnisse, Eier, Speiseöle und Nahrungsfette (– 0,8%) weniger bezahlt.“

Wenn man das liest, ist der erste anerzogene Impuls das Beifallklatschen. Auch Ausbeutung und Existenzvernichtung hat Zustimmung verdient, wenn es nur höflich-jovial vorgetragen wird. Sollte allerdings auch nur ein Bauer sein Gehirn anschalten und noch einen Trecker plus ein paar Freunde haben, so müsste man sich eigentlich im Berliner Regierungsviertel auf einen flugfähigen Gemüseeintopf samt Staugefährdung gefasst machen.
Doch wozu gibt es die „Tagesschau“ (3):

„Das Leben in Deutschland ist erstmals seit 1987 im Vergleich zum Vorjahresmonat billiger geworden.“

Ist das Leben nicht schön?

„Fachleute sprechen deshalb nicht von einer Deflation. Sie ist durch einen länger anhaltenden Preisrückgang auf breiter Front gekennzeichnet.“

Wohlgemerkt – erst wenn dieser schon vorbei ist. Erst dann rechnet man damit. Oder doch nicht?

„Experten rechnen aber wegen der schwachen Konjunktur bis weit in das nächste Jahr hinein mit weitgehend stabilen Preisen. Wegen der Rezession und der steigenden Arbeitslosigkeit fällt es den Unternehmen schwer, höhere Preise durchzusetzen.“

Man stelle sich mal vor, die „Unternehmen“ müssten höhere Löhne durchsetzen, damit irgendjemand ihre Produkte kaufen könnte. Also wie schwierig das würde, Sie machen sich ja keine Vorstellung.
Apropos Vorstellung: Henning Klodt, Leiter des „Zentrums Wirtschaftspolitik am Institut für Weltwirtschaft“ am 6.August in der „Financial Times Deutschland“ (4):

Keine Angst vor der Deflation.
Wie nie zuvor pumpen die Zentralbanken seit einigen Monaten Geld in die Wirtschaftskreisläufe. Einer der Gründe dafür sei die Gefahr einer Deflation, die die betroffenen Volkswirtschaften vollends in eine tiefe Depression stürzen würde, erklärt der in gesamtwirtschaftlichen Fragen exzellent bewanderte Marko seinem Freund Mirko…

Marko gibt sich alle Mühe, Mirkos aufkommende Assoziationen zur Großen Depression zu zerstreuen. Er argumentiert, dass die aktuellen Tendenzen vor allem die im Jahresvergleich stark rückläufigen Preise für Heizöl und Kraftstoffe widerspiegelten.

Darüber hinaus betont er, wie vorbildlich die Zentralbanken durch ihre üppige Geldversorgung alle nachhaltigen Deflationsansätze im Keim erstickt hätten. Segensreich sei auch die Fiskalpolitik gewesen, die allerorten entschlossen und kräftig von der Konsolidierung auf das „Deficit Spending“ umgeschaltet habe.“

Henning Klodt, mit seinen guten Freunden Marko und Mirko, haben die FTD auch heute (5) sicherlich gelesen. Da durfte dann Stefan Angele, „Chef des Investment Managements bei Julius Bär“ Henning, Marko und Mirko erklären…

Keine Angst vor der Inflation.
Die Angst vor einem vollständigen Kollaps des Weltwirtschaftssystems dürfte mittlerweile vom Tisch sein. Umso drängender erscheint aber die Frage nach der künftigen Geldwertentwicklung. Steht uns eine andauernde wirtschaftliche Schwäche und damit eine längere deflationäre Phase bevor? Oder droht infolge der massiven Stabilisierungsmaßnahmen eine starke Inflation oder gar Hyperinflation? Die Wahrheit dürfte in der Mitte liegen. Anleger sollten also ruhig bleiben.“

Verstehen Sie?! Henning, Mirko, Marko und Stefan haben alles im Griff hier.
Und falls wir uns heute nicht mehr lesen sollten: guten Tag, guten Abend und gute Nacht.

(…)

19.06.2009 Deutschland schrammt mit der EU in die Deflation
Die Erzeugerpreise fallen immer schneller, die Verbraucherpreise sind bereits leicht gefallen und der Bevölkerung fehlt das Geld für die Nachfrage die sie hat.

Quellen:
(1) http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2009/08/PD09__295__611,templateId=renderPrint.psml
(2) http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2009/08/PD09__296__61281,templateId=renderPrint.psml
(3) http://www.tagesschau.de/wirtschaft/preisentwicklung102.html
(4) http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Gastkommentar-Keine-Angst-vor-der-Deflation/550127.html
(5) http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Gastkommentar-Keine-Angst-vor-der-Inflation/552008.html

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