USA: Gnadenakt nach fast einem halben Jahrhundert
Friedliche Protestteilnehmer gegen Rassendiskriminierung von 1963 erhalten Rehabilitation in Birmingham
Im Mai 1963 kam es in Birmingham, Alabama, zu gewaltlosen Protesten der schwarzen Bevölkerung gegen die Rassendiskriminierung.
Der Bürgerrechtler, Pastor und Doktor der Philosophie Martin Luther King organisierte damals mit den Widerstand, der unter allen Umständen ohne Gewalt verlaufen sollte. Dr. King trat stets für Veränderungen in der Gesellschaft mit Hilfe von ausschliesslich friedlichen Demonstrationen ein.
Er sagte einmal über den Einfluss Mahatma Gandhis auf seine Lebenseinstellung
„Durch diese Konzentration Gandhis auf Liebe und Gewaltlosigkeit entdeckte ich die Methode für soziale Reformen, nach der ich suchte“
und über die Gesellschaft
„Das Lesen von Marx überzeugte mich davon, dass die Wahrheit weder im Marxismus noch im traditionellen Kapitalismus zu finden ist. Beide repräsentieren eine Teilwahrheit. Historisch gesehen übersah der Kapitalismus die Wahrheit gemeinschaftlicher Unternehmen und der Marxismus erkannte nicht die Wahrheit individueller Unternehmen. Der Kapitalismus des 19. Jahrhunderts beachtete die sozialen Aspekte des Lebens nicht und der Marxismus übersah und übersieht, dass das Leben individuell und persönlich ist. Das Königreich Gottes ist weder die These von individuellen Unternehmungen noch die Antithese von kollektiven Unternehmungen, sondern stellt eine Synthese dar, welche die Wahrheiten beider vereinigt.“ (1)
In Birmingham sollten Sitzproteste der schwarzen Bevölkerung an Orten stattfinden, die ausschliesslich den Weissen vorbehalten waren. Am 3. April 1963 begannen 30 Freiwillige mit den Sitzprotesten, die sich immer mehr ausdehnten. Um die Gewaltlosigkeit dieser Aktionen zu betonen, schlug Dr. Martin Luther King vor, auch Kinder und Jugendliche zu beteiligen. Die Idee war es, der Welt die Niedertracht und den totalen moralischen Bankrott der Rassentrennungsgesetze zu zeigen.
Es beteiligten sich schliesslich Tausende an den Protesten, so dass die Staatsgewalt ab den 2. Mai 1963 eingriff und mit Brutalität unter dem Kommando des berüchtigten Kommissar Bull Connor versuchte, die Demonstranten auseinander zu treiben, es kam zu Verhaftungen von weit mehr als 2500 Menschen, darunter Hunderte von Kindern. Die Gefängnisse waren überfüllt.
Der Bürgermeister von Birmingham, Herr Larry Langford, erliess heute einen „Akt der Gnade„, indem er die seit damals bestehenden Akteneinträge, die diese Menschen bis heute als Kriminelle auszeichnen, aus den Datenbänken der Polizei löschen liess, um sie somit zu rehabilitieren. (2)
Die Kinder von damals sind heute um die Fünfzig, Sechzig. Was diese Akteneinträge für ihre berufliche Entwicklung bedeutet hat, kann man sich vorstellen.
Die nach fast einem halben Jahrhundert stattgefundene Rehabilitation kommt für die Betroffenen, die sich nichts ausser dem Wunsch nach Gerechtigkeit in der Gesellschaft eingesetzt haben, einfach zu spät.
Quellen:
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Luther_King
(2) http://www.npr.org/blogs/thetwo-way/2009/08/civil_rights_protesters_grante.html