Das Buch „Vorsicht Bürgerkrieg“ und bestimmte Meldungen im Internet haben wenig mit der Realität zu tun. Zwar stimme ich im Grundsatz der These des Buches zu – sie bereiten einen Krieg gegen das eigene Volk vor – die Beweisführung des Buchautors hält jedoch keiner Überprüfung stand. Er will nach meinem Eindruck seinen Lesern ja auch nicht die Wahrheit sagen, er will Stimmung machen, gegen Mitbürger mit einem Migrationshintergrund, insbesondere gegen Muslime.
Erste Stichprobe:
Selbst wenn man die Quellen des Buches auf der Internetseite des Autors durchgeht und dabei auf eine Seite des Business Journal geführt wird, welches sich auf das US Army War College (Boston) bezieht, so ist dies medialer Bullshit, da sich das War College auf eine Aussage des IWF bezieht, welche unschwer – hier – in seriöser Form nachgelesen werden kann.
Was ist das „US Army War College“?
Es ist ein so genannten Junior College in Boston, die Québécois würden dazu collèges d’enseignement general et professional sagen, also eine Bildungseinrichtung zur Erlangung der Hochschulreife in Form einer Fachhochschulausbildung. Auf diesen Schulen durchläuft der Schüler das Advanced Placement Programm, welches er mit dem Scholastic Assessment Test, dem SAT oder dem Abitur und mit einem undergraduate level Berufsabschluss endet. Beides sind die Voraussetzungen, um sich an einer Universität zu bewerben, welche sich ihre Studenten aussucht. „Kommen und mit dem Abi zu wedeln“ – geht an den guten Universitäten in Nordamerika nicht.
Von der Aussage einer solchen Bildungseinrichtung bin ich natürlich „sehr beeindruckt“, zeigt mir diese Aussage doch, mit welchen unreifen Girls and Boys sich diese Bildungseinrichtung herumschlagen muss, zumal ich dieser Aussage entgegenhalten muss, dass sie Teile einer geheimen CIA Studie (unfreiwillig) offen legt. „Üben“, kann man den Urhebern dieser Behauptung nur amüsiert zurufen.
Zweite Stichprobe:
Die Finanzkrise war bereits 2003 Gegenstand einer Besprechung im Bundeskanzleramt:
Am 24.02.2003 meldete das Handelsblatt:
Indiskretion nach Spitzentreffen
„Bad Bank“ sorgt für Aufregung
Diskussionen um eine Auffanggesellschaft für notleidende Kredite deutscher Institute schrecken die gesamte Finanzbranche auf. Der hochbrisante Vorschlag wurde bei der jüngsten Kanzlerrunde mit Spitzenkräften aus der Banken- und der Versicherungsbranche gemacht.
Hier geht es nicht um die drohende Finanzkrise von 2008, sondern um das völlig normale, nationale Kreditausfallsrisiko, wie jeder selbst nachlesen kann.
Dritte Stichprobe:
Unwahr sind Behauptungen, wonach der damalige CIA Direktor Hayden im April 2008 in der Washington Post vor schweren Unruhen in Europa gewarnt hat – Auszüge aus seiner Rede vor der Kansas State University sind – hier – nachzulesen.
Hayden sprach eindeutig vor drohenden Spannungen und von möglichen „Hungerunruhen“ zum Beispiel in Afrika.
Vierte Stichprobe:
Am 17.9.2004 schlossen die EU- Staaten – Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Holland in Noordwijk den EGF – Vertrag (European Gendarmerie Force), auch Eurogendfor genannt. Die Webseite dieser Polizeieinheit sagt etwas über ihre Aufgaben:
To perform all kinds of police functions in Crisis Management Operations…….
performing security and public order missions;
monitoring of and advice for local police in their day-to-day work, including criminal investigation work;
conducting public surveillance, traffic regulations, border policing and general intelligence;
performing criminal investigation work, covering detection of offences, tracing of offenders and their transfer to the appropriate judicial authorities;
protecting people and property and keeping order in the event of public disturbances;
training of police officers as regards international standards;
training of instructors, particularly through co-operation programs;
Gleich Punkt zwei dieser Auflistung macht stutzig. Überwachung und Beratung der örtlichen Polizei. Wohlgemerkt, die EGF ist eine Kriseneingreiftruppe, wie sie selbst auf ihrer Internetseite schreibt.
Dies riecht schlicht nach einer internationalen Einheit zur Bekämpfung innerer Unruhen und zur Aushebelung örtlicher Polizeikräfte.
Keineswegs ist die EGF eine Reaktion auf die Unruhen in den französischen Vorstädten, wie das Buch behauptet. Diese begannen nach dem 27.10.2005, da gab es den EGF Vertrag bereits.
Was sagt die CIA Studie, auf die sich dieses Buch bezieht:
Im Jahre 2030, so glauben Analysten der CIA werden wir in der EU und in den USA eine „Kaste“ der Underdogs haben, eine Subkultur, die für staatliche Organe nicht mehr erreichbar ist.
Eine Entwicklung, welche in den USA längst das Interesse der Soziologen geweckt hat. Ein Phänomen, welches weniger die Einwanderer betrifft, als die zweite und dritte Generation.
Zudem wird sich in einigen Regionen die Mehrheiten verschieben, da die „eigene“ Bevölkerung überaltert und die Geburtenrate bei bestimmten Einwanderungsgruppen sehr hoch ist.
Die USA haben in diesem Fall ein weiteres Problem. Das Land kennt keine Amtssprache, nur Gesetze müssen in Englisch verkündet werden. Dies bedeutet, die Einwohner eines Gebietes bestimmen die Sprache. In Florida längst Realität und in Wohngebieten der Deutschen schon immer Realität gewesen. (Sebastian Blau lesen.)
30 Millionen Menschen werden sich in den USA zunehmend mit der reinen Beschaffung von Essbarem beschäftigen.
Was in den Gettos und Slums der Armen in den USA abgeht, interessiert in der US Öffentlichkeit und in der Politik fast keinen. Wir haben im Teil zwei der „Serie Apocalypse Now“ gesehen, das 12 Prozent oder 37 Millionen US Bürger als Arm gelten. 30.000 Sterben jährlich in diesen Gettos durch den Gebrauch von Schusswaffen. Nur einmal – nach dem Ende des Alkoholverbotes – hat die Nation aufgeschrieen, als die Zahl der Ermordeten auf über 650.000 stieg.
Unruhen und Aufständen in den Slums gehören seit Jahren zu den Pressemeldungen amerikanischer Zentren und reißt keinen US- Zeitungsleser mehr vom Hocker.
Die gleiche Gefahr sieht die CIA für bestimmte EU Regionen.
Na denn, ich sehe nach Neapel und frage mich, wann wir in bestimmten Regionen die organisierte Kriminalität in den Griff bekommen?
Die Unruhen in den Pariser Vororten hatten einen sozialen Hintergrund. Auch die Sprösslinge der Einwanderer müssen lernen, dass ihnen keiner den Zucker in den Darm bläst. Sie haben sich auf ihren Po zu setzen und zu lernen, wenn sie etwas werden wollen. Keiner hat in Europa auf sie gewartet, auch nicht die Beschäftigten in den Sozialämtern, in deren Gänge – einige – ihre Zeit totschlagen.
Aber und dies ist wohl unstrittig, man muss ihnen auch die Chancen geben, etwas werden zu können. Eine Chance, die Frankreichs feine Gesellschaft ihnen tatsächlich – teilweise – vorenthält.
Mit den Thesen der Serie „Apocalypse Now“ hat dieses Buch sehr wenig zu tun. Am Anfang des Buches zitiert der Autor einen Betriebsrat und bei dessen Wut sind wir beim Thema der Serie, welche bisher das obere Fünftel und das untere Fünftel der Einkommensskala gestreift hat und 60 Prozent (drei Fünftel) der US Bevölkerung ignorierte.
Natürlich stellt sich auch für mich die Frage:
Warum haben sich diese Staaten eine solche halbmilitärische Polizei zugelegt? Befürchteten sie bereits 2004 innere Unruhen? Spätesten nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers können wir vergleichbares im Internet lesen, z.B. unter
http://hw71.wordpress.com/2009/03/29/europa-sicherheitsbehorden-bereiten-sich-auf-unruhen-vor/.