ARD manipuliert Bericht über deutsches Massaker und zieht Vergleich zwischen Isaf-Spitze und "militantem Islamismus"

Luftangriff in Afghanistan: Wie die ARD eine Zustimmung von Afghanen an einem Massaker an Afghanen zurecht log und einen Vergleich zwischen Isaf und Taliban zieht.

Am frühen Freitag morgen wurden durch einen vom deutschen Militärkommando in Kunduz befohlenen Luftangriff auf zwei Tanklaster inmitten einer Menschenmenge der Nato zufolge 125 Menschen umgebracht. Dieses Kriegsverbrechen, dieser gezielte Massenmord des deutschen Militärs, der mit Lügen und Nebelkerzen des Militäroberkommandos und seiner Regierung einher ging, setzte eine weitere hässliche Seiten des Krieges frei: Manipulation der Bevölkerung durch staatlich kontrollierte Informationsmedien.

Der ARD-Korrespondent Klaus Scherer in der gestrigen 20 Uhr Tagesschau in einem Bericht über den von deutschen Truppen angeordneten Massenmord (1):

„Es heisst auch, Bewohner hätten eher mehr solche Angriffe verlangt, um die Taliban zu stoppen. Tatsächlich sei er gut gewesen.“

Das Bild zum Text geht auf einen Ausschnitt des am 5. erschienenen Artikels der „Washington Post“ (2). Zu sehen sind die Wörter „good operation“.

Klaus Scherer manipuliert hier. Kein „Bewohner“ der Region hat behauptet, es sei „gut“ gewesen über Hundert von ihnen zu massakrieren. Der Bericht der „Washington Post“ zitiert einen „key local official“, der den auf der Isaf-Basis in Kunduz eingetroffenen Afghanistan-Kommandeur Stanley McChrystal mit der Äusserung überrascht:

„I don‘t agree with the rumor that there were a lot of civilian casualties. Who goes out at 2 in the morning for fuel? These were bad people, and this was a good operation.“

„Ich stimme nicht überein mit dem Gerücht, dass es da eine Menge ziviler Opfer gab. Wer geht denn um 2 Uhr nachts raus um sich Treibstoff zu holen? Das waren böse Leute (”bad people”) und das war eine gute Operation.”

Es war also kein „Bewohner“, der angesichts von 125 Toten sagte, dies „sei gut gewesen“, wie ARD-Korrespondent Klaus Scherer es in seinem Bericht darstellte. Es war ein „key local official“, ein „Schlüsselbeamter der Region“ in der deutschen Besatzungszone; mithin der Profiteur einer seit 7 1/2 Jahren herrschenden deutschen Besatzungsmacht.

Wie wir gestern berichteten, spricht zudem vieles dafür, dass es sich bei diesem „Schlüsselbeamten der Region“ um den Gouverneur der Provinz Kunduz handelt: Mohammed Omar. (Bundeswehr-Oberst befahl offenbar nach BND-Behauptungen Luftangriff auf sichtbare Menschenmenge: 125 Tote)

Nach Verlautbarungen des deutschen Auslandsgeheimdienst BND überwacht dieser Omar, weil

„er den Taliban Informationen weitergegeben haben soll, mit denen ihre Kommandeure vor einer bevorstehenden Festnahme gewarnt wurden.“

Ebenso hatte Omar einen „Selbstmordanschlag“ von Afghanen auf einen Konvoi mit deutschen Soldaten am Samstag in der Nähe des deutschen Militärstützpunktes behauptet, just zu der Zeit als das Nato-Untersuchungsteam und Isaf-Chef Stanley McChrystal – gegen den Widerstand des deutschen lokalen Isaf-Kommandeurs Oberst Georg Klein – den Ort des von Klein befohlenen Luftangriffs besichtigte, nur 4 Meilen entfernt vom Isaf-Flughafen in Kunduz.

Einen weiteren Knaller leistete sich die ARD mit einem heutigen Beitrag der NDR-Redakteurin Sabina Matthay vom ARD-Hörfunkstudio Südasien auf „tagessschau.de“. Mattay wörtlich (3):

„Militärisch sind die Taliban keine Gefahr für die ausländischen Truppen in Afghanistan. Wohl aber propagandistisch. Derzeit können die „Spindoctors“ des militanten Islamismus sich jedoch entspannt zurücklehnen – die Spitze der Internationalen Schutztruppe nimmt ihnen die Aufgabe ab. Die Öffentlichkeitsarbeit der ISAF nach den Luftangriffen von Kundus nämlich düpiert den deutschen Nato-Verbündeten und gefährdet den politischen Rückhalt der Mission in Berlin.“

Hier zieht das deutsche Staatsfernsehen einen Vergleich mit dem Afghanistan-Kommandeur von US-Streitkräften und Nato-Truppen und „militanten Islamisten“; und das nur, weil Stanley McChrystal und die Nato sich um Aufklärung eines Kriegsverbrechens deutscher Militärs bemühen. Nichts anderes zeigt besser die vollkommene Isolierung der deutschen Regierung und ihrer Helfershelfer in der Presse. Sogar die Nato, die EU (und die gesamte Weltöffentlichkeit sowieso) glaubt der Darstellung der deutschen Bundesregierung aus SPD, CDU und CSU nicht mehr. Das Ansehen der Berliner Republik ist nicht nur durch diesen Massenmord an 125 Afghanen schwer beschädigt, die Vernebelung und Vertuschung durch staatliche Stellen in Deutschland lassen alles nur noch schlimmer werden.

Dazu kommt, dass der gerade vom deutschen Aussenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), von bellizistischen Vertretern von Bündnis 90/Die Grünen, sowie natürlich von der ehemaligen neokonservativen Regierung in Washington jahrelang protegierte „Präsident“ Hamid Karzai (ein faktischer Prokonsul der Besatzungsmächte ohne Rückhalt in der afghanischen Bevölkerung) laut der Aussage eines „führenden westlichen Diplomaten“ gegenüber der „New York Times“ zur Präsidentenwahl nicht weniger als 800 Schein-Wahllokale errichten liess, die nie geöffnet hatten, aber nichtsdestotrotz jeweils Tausende Stimmen für Karzai nach Kabul meldeten.

Das Gebaren der Bundesregierung und ihrer Unterstützer gleicht mehr und mehr dem Gebaren einer Sekte. Fakten werden verschwiegen, vertuscht oder manipuliert, auf Argumente wird nicht mehr reagiert, man igelt sich ein, blendet die Aussenwirkung komplett aus, nimmt alles nur noch durch einen ganz eigenen Realitätstunnel wahr und macht zunehmend einen verwirrten Eindruck.

Es wird Zeit, dass sich die Bevölkerung der Republik nicht nur vom Afghanistan-Krieg, vom weltweiten Krieg und vom Krieg überhaupt, sondern endlich auch von dieser durchgeknallten Regierung befreit.

(…)

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Quelle:
(1) http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts14516.html
(2) http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2009/09/05/AR2009090502832.html
(3) http://www.tagesschau.de/ausland/kommentarafghanistan104.html
(4) http://www.nytimes.com/2009/09/07/world/asia/07fraud.html

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