Lafontaine: alte DDR-Blockflötenparteien und Frau Merkel
Oskar Lafontaine weist auf die komplette Übernahme der Alibi-DDR-Parteien nach der Wende hin
Der erboste Oskar Lafontaine hat ja völlig recht mit seinem ergrimmten Worten, zu denen er sich so kurz vor der Bundestagswahl hinreissen lässt. Sie entsprechen dieses Mal voll und ganz der Wahrheit, weshalb sie an dieser Stelle gern auch noch einmal wiederholt werden sollen.
„Sie (Frau Merkel, Anm. d.R.) gehörte zur Kampfreserve der SED. Die Kanzlerin war früher eine hervorgehobene FDJ-Funktionärin für Agitation und Propaganda. Sie gehörte zur Kampfreserve der SED. Merkel habe in der DDR besondere Vorteile genossen, die andere nicht hatten. Sie war an einer Akademie, an der man nur studieren durfte, wenn man linientreu war. Sie durfte auch im Ausland studieren, konnte in die Bundesrepublik reisen.“
Viele Finger würden auf die CDU zurück zeigen, wenn sie mit dem Finger auf andere zeigt, ereiferte er sich.
„Die Debatte über die DDR-Vergangenheit verlaufe heuchlerisch, weil sich CDU und FDP jeweils zwei SED-Blockparteien einverleibt haben und so tun, als wäre das alles nicht gewesen.“
Blockparteien nannte man in der DDR die neben der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland SED zugelassenen Parteien, die politisch nach der Pfeife der grossen Führerin tanzen mussten und absolut nichts zu sagen hatten ausser es diente der grossen Linie der Diktatur des Proletariates. Es gab vier derartige Alibi-Parteien in der DDR.
Am Anfang dienten sie dem Anschein einer Demokratie des Systems für die Bürger der sowjetischen Besatzungszone, um jeden Widerstand auf propagandistische Art zu ersticken. Sehr bald liess sich dieser schöne Schein nicht mehr im Alltagsleben aufrecht erhalten und nahm die Gestalt einer Farce an.
Für das Ausland war es jedoch immer noch eine beabsichtigte Täuschung über die wahren Verhältnisse in dem Land, soweit diese sich aufrechterhalten liess.
Nach der Wende wurde die Christlich-Demokratische Union Deutschlands (CDU) und
die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD), die als „bürgerliche“ Parteien etabliert worden waren, in die westdeutsche CDU bzw. FDP komplett übernommen.
Neben diesen beiden gab es noch die Bauernpartei DBD und für die ehemaligen Nazis die NDPD. Die DBD ging ebenfalls in der westdeutschen CDU auf und die FDP nahm die NDPD in ihren Reihen auf.
Alle DDR-Parteien wurden in der Führungsspitze mit SED-treuen Kadern besetzt und kontrolliert, um sicher zu stellen, dass alles schön auf Linie blieb. Sie alle vertraten ohne Aufzubegehren den SED-Kurs und richten es sich gemütlich im System ein, vier kleine SED-Ableger.