FDP lässt CDU und EADS-Kriegsprofiteure schwitzen
Koalitionsverhandlungen: Die CDU verlangt die Anschaffung von 60 Airbus-Militärtransportern des Typs A400M. Die FDP will nur 49 kaufen. Das würde den Deutschen mindestens 1.2 Milliarden Euro sparen.
Bei der Berliner Militärzeitung „Tagesspiegel“ (1) war man heute etwas voreilig gehorsam. Man verkündete, die FDP habe sich in den derzeitigen (für die tumbe Gewohnheitsjournaille ohne Zweifel überraschenden) Koalitionsverhandlungen mit der Forderung nach dem Kauf von 60 Airbus A400M bereits durchsetzen können.
So ganz stimmt das nicht.
Da man sich in Berlin stets auf „seriöse“ Quellen berufen muss, wenn man keine gediente Presse ist, hier nun die „Financial Times Deutschland“, Seite 2, unauffällig in der Mitte geparkt (2):
„Strittig ist nach wie vor auch die von der FDP geforderte Aussetzung der Wehrpflicht. Keine Einigung gab es bislang über die Kürzung teurer Beschaffungsprogramme für die Bundeswehr.“
Ein deutlicher Hinweis auf die Nöte des armen, armen Eigentümers von Airbus, dem staatlichen Kriegskonzern EADS, welcher stellvertretend für die Staatsbürger von den Regierungen Frankreichs und Deutschlands kontrolliert wird. Sicher müssen demnächst unsere Soldaten im Asienkrieg verhungern weil sie keine Brötchen mehr bekommen. Man denke doch mal an die Luftbrücke nach Stalingrad. Daran müsse man sich doch messen lassen, man hört schon das Wimmern und Klagen und ersäuft in tarngefärbten Krokodilstränen.
Ein weiterer Hinweis, dass auch Kriegslobbyisten derzeit mal den Kaviar im Schrank lassen und zähneknirschend am staubtrockenen Scherzkeks knabbern müssen: im Berliner Militärblatt blödelte man sich (wie immer stets elegant wie ein Nilpferd beim Eiskunstlauf) wenig glaubwürdig um die interessante Frage herum, warum denn im spanischen Airbus-Werk in Sevilla die Produktion des A400 gerade gestoppt ist. Begnadete Ausrede, stilvoll und überzeugend (1):
„Die aktuelle Produktion ist derzeit gestoppt, um die weiteren Maschinen gleich dem neuesten technologischen Stand anzupassen, wie es Firmensprecherin Barbara Kracht formuliert.“
Kein Wunder, dass dieses Land „Exportweltmeister“ ist. Dass wir bei der Weltmeisterschaft „Waffenverkäufe“ im Ermorden, im Erschiessen, im Verstümmeln, im Unterdrücken und Plattbomben leider nur den dritten Platz belegen, wird sicher viele zum Weinen bringen.
Aber nur Mut. Die „grosse Koalition“ aus SPD, CDU und CSU schaffte es laut einem Bericht des Stockholmer International Peace Research Institute (SIPRI) vom April dieses Jahres die Waffenverkäufe der Kriegskonzerne in den letzten fünf Jahren um 70 Prozent zu steigern, über ein Jahr rot-grüne Menschenrechtspolitik miteinbezogen. Vor uns liegen in der Kriegsweltmeisterschaft nur noch die USA, die seit Kriegsbeginn 2001 immerhin ein Land mehr als wir besetzt haben, und Russland. (3)
Nun wird auch das die Bimbesbürger stolz machen. Aber für den dritten Platz in der Kriegsweltmeisterschaft auch noch selbst bezahlen? Schliesslich kosten schon 49 A400 Militärtransporter 5 Milliarden und 439 Millionen Euro (wieviel ist das eigentlich in „Hartz IV Empfänger“, „Kita-“ oder „Studiengebühren“?).
Nun, bleibt der Eindruck der ersten echten Koalitionsverhandlungen von drei Parteien auf Augenhöhe seit dem 2.Weltkrieg.
Immerhin.
Ergänzung, 13 Uhr: es geht auch um über 3 Milliarden Euro, welche die Staatsbürger erstens für die Waffenlobby und zweitens für deren IG Metall bezahlen soll. Die DGB-Gewerkschaft verlangte vor kurzem von der CDU den Kauf von weiteren 37 technisch längst überholten „Eurofightern“ in den Koalitionsvertrag mit der FDP zu diktieren.(4)
Produzent des „Eurofighters“: EADS.
(…)
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04.03.2007 EADS, Pentagon: ziviler Airbus für Militär-Deals geopfert
Quellen:
(1) http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Airbus-Militaertransporter;art271,2926342
(2) http://www.ftd.de/politik/deutschland/:koalitionsverhandlungen-fdp-zwingt-union-zum-rueckzieher-beim-gesundheitsfonds/50024666.html
(3) http://reset.to/blog/sipri-deutschland-ist-drittgroesster-waffenexporteur
(4) http://nachrichten.rp-online.de/article/titelseite/FDP-will-Auftraege-fuer-Militaerflugzeuge-stornieren/53879