Putschkardinal soll in Paris Ehrendoktor werden
Nichtregierungsorganisationen protestieren gegen geplante Würdigung des honduranischen Kirchenfunktionärs Oscar Rodríguez Maradiaga
Paris/Tegucigalpa. Die Putschisten in Honduras bekommen von rechten Kräften aus Europa zunehmend Unterstützung, um die internationale Isolation zu durchbrechen.
Nur wenige Tage vor den geplanten Präsidentschaftswahlen unter dem Gewaltregime von Machthaber Roberto Micheletti Ende des Monats soll in Paris mit Kardinal Oscar Rodríguez Maradiaga einer seiner prominentesten Fürsprecher geehrt werden.
Das Katholische Institut Paris will dem Kirchenfunktionär am 24. November die Ehrendoktorwürde verleihen. Rodríguez Maradiaga wird zusammen mit dem ehemaligen Präsidenten des Internationalen Währungsfonds, Michel Camdessus, geehrt.
Wenige Wochen vor dem Festakt wächst jedoch in Frankreich und in Lateinamerika der Widerstand. Mehrere katholische Organisationen haben sich in einem Protestschreiben vor allem gegen die Verleihung des Ehrendoktors an den „Puschkardinal“ aus Honduras ausgesprochen. Sie verweisen darauf, dass Rodríguez Maradiaga den Staatsstreich gegen die gewählte Regierung von Präsident Manuel Zelaya am 28. Juni mehrfach verteidigt hat.
In einem Essay fasst der katholische Soziologe Francois Houtart die Kritik zusammen. Rodríguez Maradiaga habe einen Putsch verteidigt, „der von der Generalversammlung der Vereinten Nationen einstimmig verurteilt wurde“. Auch habe er sich dafür eingesetzt, dass sich die honduranische Bischofskonferenz hinter das Putschregime stellte.
Auch der Vizedirektor der französischen Wochenzeitung Le Monde diplomatique, Bernard Cassen, beanstandete die geplante Ehrung in einem Beitrag. Man könnte denken, so Cassen, dass die Entscheidung auf das einstige Bild Rodríguez Maradiagas als progressiver Vertreter der katholischen Kirche zurückzuführen ist. „In diesem Fall hätten die Verantwortlichen sich informieren und seine Stellungnahmen zum Staatsstreich lesen müssen“, so Cassen. Rodríguez Maradiaga habe Fälle politischer Morde, von Folter und die massenhaften Inhaftierungen nach dem Putsch weder verurteilt noch habe er sie auch nur erwähnt.
Für den Fall, dass das Katholische Institut von Paris an der Ehrung festhält, haben Nichtregierungsorganisationen, Menschenrechtsverteidiger und politische Gruppierungen Proteste angekündigt.
Quelle: amerika21