Staatsakt mit staatlichen Statisten

9. November: Regierungsgäste und Programm werden mit strategisch gut positionierten Polizeischülern beklatscht – ganz wie zu DDR-Zeiten

Am 9. November fanden die Erinnerungs-Feierlichkeiten der Öffnung der Berliner Mauer statt, die den Beginn des Zerfalls eines diktatorischen Regimes einläuteten. Freiheit und Bürgerrechte sollten von da an bald auch für die DDR-Bürger gelten.

Eine Gemeinsamkeit von mehreren ähnlicher Veranstaltungen mit Staatsprominenz in der DDR zeichnete diese Party mit hochrangigen Regierungsvertretern und ausländischen Staatsgästen aus: Die feiernde und „jubelnde“ Menschenmenge, die dieses Event als Zaungäste besuchten, bestand durchaus so wie damals auch aus staatlich verordneten Statisten.

Das würde man gar nicht glauben, leben doch hier die Menschen frei durch das Grundgesetz und müssten von sich aus vor lauter Freude und Begeisterung zur Feier strömen.

Man könnte an eine Art unfreiwillig hergestellter Ostalgie denken, was sich so mancher Berliner Politiker hier wieder einmal geleistet hat.

Wie der Spiegel berichtete, hatte der Berliner Senat „alle verfügbaren Polizeischüler“ der Stadt in Zivilkleidung als bewährte taktische Massnahme so wie bei ähnlichen Veranstaltungen mit hohem Gefährdungspotential an die Zuschauerfront geschickt, als wäre die Feier eine potentielle Kampfzone und kein Grund zu ehrlicher Freude.

Sogar die Polizeigewerkschaft findet das beim „Fest der Freiheit“ unmöglich und meinte, Anwärter dürften für taktische Maßnahmen nicht eingesetzt werden; zudem sei es wenig sensibel, ausgerechnet bei der Feier zum Mauerfall normales Publikum durch angehende Polizisten in Zivil zu ersetzen.

Um der Entmenschlichung unserer Sprache weiterhin Vorschub zu leisten, sind die armen Polizeischüler sogenannte „Stabilisatoren“ wie Schlagesahne-Zusatzstoffe. Barbara Kisseler, Leiterin der Berliner Staatskanzlei hegte mit ihrer Anforderung scheinbar den paranoiden Verdacht, die Menschen am Brandenburger Tor seien instabil, wohl in psychischer Hinsicht. Wie kann man nur auf eine derartige Idee kommen, aber vielleicht dachte sie an die vielen Menschen, die von der Arbeitsagentur gut zwangsbetreut werden.

Oder man brauchte einige beifallspendende Jubelposten auf den vorderen Rängen, so wie damals. als am 7. Oktober 1989 zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR Feierlichkeiten in Berlin mit ausländischen Gästen stattfanden.

Sehen Sie hier noch einmal diesen interessanten Tag von ZDF und ARD kommentiert:

Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,661268,00.html

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