(Jena) Die Partei Die Guten solidarisiert sich mit den Protesten der Studenten und Studentinnen der Universitäten sowie der Fachhochschulen in der Republik, sowie mit der weltweiten Bewegung des Bildungsprotestes. Mittlerweile sind über 70 Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland besetzt und die Studierenden fordern lautstark ihr Menschenrecht auf Bildung.
Die Studenten weisen zurecht auf die Sachlage hin, dass der durchgeführte Bolognaprozess seine Ziele verfehlt hat und die Lage an den Universitäten massiv verschlechtert hat. Durch die Einführung bindender Studienzeiten, der massiven Beschränkung der Fachkombinationen, sowie der fehlenden Selbstgestaltung des Studiums wurde das Studium mehr und mehr „verschult“. Die standardmäßigen sechs Semester für einen Bachelor-Abschluss macht für keinen Studiengang Sinn, weder für die wissenschaftliche noch für die praktische, berufsbezogene Anwendung. Die Starre und der Umfang des vorgegebenen Studienablaufes erlaubt nicht die einzelnen Themen intensiv zu vertiefen noch ermöglicht es Studierenden nebenbei für den Lebensunterhalt zu arbeiten oder sich gesellschaftlich zu engagieren.
Zudem werden die demokratischen Mitbestimmungsrechte, welche von Dozenten und Studenten seit den 60ern und im Osten vor 20 Jahren erwirkt wurden, zunehmend ausgehöhlt. Zum Einen sind zunehmend externe Vertreter vornehmlich aus der Wirtschaft im Hochschulrat vertreten, in welchem keine Studentenvertreter und nur wenige Vertreter der Dozentenschaft vertreten sind. Zum Anderen wurde ähnlich in anderen Ländern mit der Thüringer Hochschulreform auch eine weitere Hirarchisierung der Hochschulorganisation vorgenommen, so dass faktisch das Präsidium aus Präsident und dessen Vize sowie Kanzler wesentliche Kompetenzen übertragen wurden während der Senat, in dem auch studentische Vertreter eine Stimme haben, zu einem bloßen Bekundungsgremium ohne Bestimmungsrechte degradiert wurden. Zudem führt das Bachelor-System zu einem enormen Zeitverlust für hochschulpolitisches Engagement und durch den enormen Verwaltungs- und Verwertungsaufwand der Lehrenden können auch diese wenig ihre hochschulpolitischen Rechte wahrnehmen.
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der Proteste ist die Forderung nach einer Entkommerzialisierung der Universitäten. Die Universitäten werden von Tag zu Tag enger mit der Wirtschaft verknüpft und von dieser fast vollständig abhängig. Ein steigender Drittmittelzwang führt zur Ausrichtung der Forschung auf wirtschaftliche Verwertungsinteressen. Hörsäle werden nach Unternehmen benannt und goldene Schilder der Stifter zieren die Eingänge der Universitätsgebäude. Vertreter der Handylobby verkaufen Verträge vor den Hörsälen und andere Shops nehmen Räume ein, welche die Studierenden für eigene Veranstaltungen besser gebrauchen könnten. Das Studium wird nach den Vorgaben des Wirtschaft- und nicht des Wissenschaftsystems ausgestaltet. Dies ist einer „Bildungsrepublik“ unwürdig und führt, wie ein Berliner Student sagt, zu „Fachidioten, die vielleicht den Ansprüchen der Wirtschaft zum aktuellen Zeitpunkt genügen, die letztendlich aber kaum fähig sein werden, neue Ideen und neue kreative Ansätze zu finden – damit entsteht ein großer gesellschaftlicher Schaden.“ (Tom Amir, Sprecher der Studenten in München). Diesen Worten können wir nur zustimmen. Wenn die Gesellschaft der kommenden Generation den Zugang zu Bildung und Wissenschaft versagt, verfehlt sie eines ihrer Hauptziele.
Die Forschung findet in dem bestehenden Hochschulsystem immer weniger Platz. Nicht nur die Drittmittelabhängigkeit ist eine Gefährdung der freien Wissenschaft, sondern auch ein enormer Verwaltungsaufwand – aber vor Allem der entstehende Druck durch Publikations- und Zitationsrankings führen zu psychischen und organisatorischen Schwierigkeiten. Für eigene Forschungen ist wenig Zeit, aber auch die Vorbereitungen der Lehre geraten zu kurz. Noch dazu leiden viele unter einer quasi-prekären Arbeit, welche nur für kurze Zeit durch Verträge gesichert ist bei gleichzeitig Unmengen von Überstunden. Auch ist ein massives Problem eine geringe Bezahlung für wissenschaftliche Mitarbeiter und Hilfskräfte sowie eine unmenschliche prekäre Arbeit von Wächtern, Reinigungskräften und anderem Personal.
Die Guten treten aus diesem Grund für ein freies und selbstbestimmtes Studium ein, welches jedem Studenten und jeder Studentin die Möglichkeit gibt seine individuellen Schwerpunkte zu setzen, sowie die zur Verfügung stehende Zeit frei zu gestalten und die Länge seines Studiums selbst zu bestimmen. Außerdem treten die Guten für eine demokratische Hochschule ein, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist und dieser nachkommen kann.
Die Guten rufen alle Studenten auf, am weltweiten Protest und Streik für eine bessere Bildung teilzunehmen und selbst Proteste und Demonstrationen kreativ und friedlich zu organisieren.
Zwar sind im Grundsatzprogramm der Partei Die Guten noch kaum Punkte zum Hochschulwesen verankert, doch sind ähnliche Gedanken zur Bildung allgemein sowie in den Hochschulen festgehalten, welche mit den Ansichten über die Hochschulen jedoch kompatibel sind. Martin Michel, Bundesvorsitzender der Guten kündigt an „Die Forderungen und Thesen der Studierenden genau zu prüfen und als Grundlage für neue Anregungen im Grundsatzprogramm der Guten zu verankern“. Auf dem kommenden Bundesparteitag im Januar 2010 in Jena werden diese Punkte diskutiert werden.