Ansichten eines ehemaligen sowjetischen oberkommandierenden Generals zu Obamas neuer Afghanistan-Strategie
General Victor Yermakov, der von Mai 1982 bis November 1983 Oberbefehlshaber der 40. Armee der Sowjetunion war, einer von insgesamt sechs aufeinander folgenden Befehlshabern über die sowjetische Task Force nach ihrer Invasion 1979 in Afghanistan und ehemaliger stellvertretender Verteidigungsminister findet deutliche Worte über die Aussichtslosigkeit, jemals einen Krieg in Afghanistan zu gewinnen.
Für ihn ist die Situation der Amerikaner nicht anders als damals die der Russen und er warnt sie in einen heutigen „CNN“-Interview (1) in einen „nicht zu gewinnenden Krieg zu versinken.“
Fast 20 Jahre später wiederholt sich das Gleiche und Präsident Barack hat eine Truppenaufstockung auf rund 100.000 zugelassen, die mit rund 45.000 NATO-Personal verstärkt wurden. Die Anzahl der Jahre und Höhe der eingesetzten Soldaten entsprechen sich, und Afghanistan ist unstabiler denn je. Der US-Einsatz hat nichts gebracht in Sachen „westlicher Demokratie“.
Der Kreml unterstützte in einer blutigen neun Jahre dauernden Kampagne die marxistische Regierung in Kabul, die mehr als 15.000 Soldaten das Leben kostete und die sowjetische Wirtschaft in die Knie zwang – man wurde zu einem demütigenden Rückzug der 100.000 Mann starken Roten Armee gezwungen.
Die Strategie des militärischen Aufzwingen des Willens in Afghanistan scheiterte angesichts des unnachgiebigen Guerilla-Aufstandes, der ironischerweise von US-Geld und Waffen unterstützt wurde. Afghanistan hatte sich zu Moskaus „Vietnam-Krieg“ entwickelt.
Noch fataler für die Russen, die damals mit US-amerikanischen Geld besiegt wurden stellt sich die Lage für die Amerikaner heute dar, die diesmal mit eigenem Geld das grösste Fiasko ihrer Geschichte erleben werden. (2), (3), (4)
Die USA werden diesem finanziellen Druck der horrenden Kriegsausgaben eben so wenig standhalten können wie die Sowjetunion und auseinander brechen, wie es grosse Reiche schon immer zu tun pflegten, wenn die Eroberung und Unterwerfung neuer Gebiete zum Stillstand kommt. Das chinesische Reich hat bis auf alle anderen Zusammenbrüche den Lauf der Geschichte in seinen Grenzen relativ unbeschadet überstanden, hier wechselten nur die Herrscherdynastien.
„Wir traten in Afghanistan auch mit einer grossen Kraft an. Wir kamen nicht nach Afghanistan um zu erobern, sondern die internationale Hilfe zu leisten, um die Lage dort zu stabilisieren.“
sagt General Yermakov.
„Aber man kann nicht Demokratie unter Anwendung von Gewalt verhängen. Ein Afghane vereinbart heute etwas mit Ihnen, die Sie mit vorgehaltener Waffe dastehen, und sagt, dass die amerikanische Demokratie die beste Sache der Welt ist so wie er damals bei uns sagte, dass das sowjetische System das beste sei.
Aber sobald Sie sich umdrehen, dann wird er Sie in den Rücken schiessen und sofort vergessen, was er gerade gesagt hatte.
Aber selbst wenn die US-geführte Truppen ihr Ziel erreichen, wieder ein Dorf oder eine Stadt von den „Taliban“ zu befreien, wiederholen Sie die sowjetischen Fehler. Wenn der Anführer einer Provinz nicht Teil des lokalen Stammes ist, dann wird niemand ihm folgen.
„Ich möchte Sie daran erinnern, was der erste Mensch, der die afghanischen Stämme vereinigte, Zar Babur, sagte: „Afghanistan ist bisher nicht und wird niemals besiegt werden, und wird sich niemals jemanden ergeben. Afghanen sind ein sehr freiheitsliebendes und stolzes Volk.“
Quelle: Babur auf der Jagd, Darstellung von ca. 1605 / Wikipedia)
Babur war ein Nachkomme von Dschingis Khan, der die Mogul-Dynastie gegründet hatte, die viele Gebiete von Zentralasien im Jahr 1500 eroberte.
Yermakov wies darauf hin, wie viel in Afghanistan während der sowjetischen Besatzung unter der Kontrolle der Regierung im Laufe des Tages angeordnet wurde, aber in der Nacht hat sich die Macht zu den Mudschaheddin verschoben. „Etwas Ähnliches geschieht derzeit mit den Taliban.“
Zu der erneuten Truppenaufstockung sagte er trocken
„Ich sehe nur eins: Obama wird immer häufiger zum Flughafen gehen, um seine letzte Ehre den (eingeflogen US) Soldaten zu zollen, die in Afghanistan getötet wurden.
Das ist der einzige Unterschied, den ich unabhängig von der Grösse der Task Force sehen kann.“
Der ehemalige General riet den westlichen Regierungen, ihr Geld nach Afghanistan zu überweisen und das Land damit durch wirkliche zivile Entwicklungshilfe zu stabilisieren.
„Wiederherstellen der afghanischen Wirtschaft, der Industrie-Unternehmen, ihr Bildungssystem, Schulen und Moscheen wird ihre Autorität erhöhen. Krieg kann nur Widerstand hervorrufen. Die Afghanen sehen jede militärische Einmischung nur als einen Versuch, sie zu versklaven.“
Nach Schätzungen des Weissen Hauses kostet es etwa 1 Million Dollar pro Jahr nur einen Soldaten nach Afghanistan zu entsenden. Diese Zahl enthält die Kosten für die Ausrüstung der Soldaten, den Transport, Nahrung, Unterkunft, Munition und diverse andere Kosten.
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Quellen:
(1) http://edition.cnn.com/2009/WORLD/asiapcf/12/01/afghanistan.soviet.lessons/
(2) http://www.radio-utopie.de/2009/11/23/us-spezialeinheiten-bilden-offiziell-anti-taliban-in-afghanistan-aus/
(3) http://www.radio-utopie.de/2009/11/04/afghanische-warlords-stehen-jahrlich-mit-hunderten-von-millionen-dollar-margen-auf-nato-gehaltslisten/
(4) http://www.radio-utopie.de/2009/10/28/nyt-karzais-bruder-organisiert-als-cia-agent-todesschwadronen-aus-altem-taliban-hauptquartier/