Es geht uns nicht um das starke Deutschland, sondern um jeden einzelnen Menschen auf dieser ganzen verdammten Welt!
Am gestrigen Mittwochabend kam es zu einem Polizeieinsatz, um das besetzte Universitätsgebäude auf dem Campus Westend der Uni Frankfurt zu räumen.
Das Gebäude wurde seit dem 30. November von Studenten besetzt. Einige hundert Studenten waren am Abend zu einem Plenum zusammengekommen, als das Präsidium der Uni Frankfurt ihnen mitteilte, keine Anzeigen wegen Hausfriedensbruch gegen jene stellen zu wollen, die das besetzte Gebäude freiwillig verlassen. Der Grund für den Polizeieinsatz zur Räumung des Gebäudes waren Wände, die in der Nacht zuvor unbekannte Störenfriede des Bildungsstreikes beschmierten, darunter wurde leider auch eine historische Wandvertäfelung besprüht.
Der Aufforderung zum Verlassen des Hörsaales sind nur sehr wenige gefolgt, worauf die Polizei in voller Kampfausrüstung das Gebäude umstellte, um keinen ungeschoren davonkommen zu lassen und von jedem die Personalien aufzunehmen. Anschliessend räumte die Polizei das Gebäude, Studenten, die nicht gehen wollten, wurden hinausgetragen.
Vor dem Gebäude versammelte Studenten wurden abgedrängt, schrieb der „Campusreporter“.
Inzwischen wurde eine Notiz vom Bildungsforum der Bauhaus-Universität in Weimar ins Internet gesetzt mit folgendem Inhalt zur Räumung der Universität Frankfurt (2)
BILDUNGSFORUM // BAUHAUS-UNIVERSITÄT WEIMAR
Hallo zusammen,
über 100 Frankfurter_innen wurden heute mit massiver Gewalt
und Schlagstockeinsatz aus den besetzten Casino geräumt.
Von Fingerbrüchen bis Krankenwageneinsatz war alles dabei.
Den Besetzer_innen gegenüber, die in der Stadt wohnen wurden Stadtverbote
ausgesprochen und denen, die auf den Campus wohnen Campusverbote.
Sollten sie dagegen handeln – also quasi nach Hause gehen wollen –
droht ihnen eine Festnahme.
Bitte solidarisiert euch mit den Frankfurter_innen!
Stellt klar, dass Repression der Rektor_innen wie
auch der Polizist_innen scharf zu verurteilen ist!
Bitte leitet diese Info weiter!
kopfschüttelnde Grüße,
Christina
Am Montag hatten die Studenten in einer Vollversammlung eine Resolution zu einem freien Studium jenseits von Karrierechancen verabschiedet und anschliessend mit der Besetzung begonnen.
1. Unser Protest richtet sich gegen die aktuelle Bildungspolitik im Ganzen und nicht um kleine Nachbesserungen wie die Erweiterung des Bachelor auf vier Jahre oder die Abschaffung von Anwesenheitslisten. Wir wollen nicht unsere studentischen Privilegien verteidigen, sondern das Ende des Privilegs der Bildung für wenige. Wir treten für eine offene Hochschule ohne Zäune, Gebühren, Rassismus, Sexismus und Leistungsdruck sowie für den freien Zugang zu Hochschulbildung für alle ein.
2. Bildung kann für uns nicht bedeuten, sich fremden Zwecken unterzuordnen und sich für diese ausbilden zu lassen. Bildung bedeutet wesentlich selbständige Reflexion und Kritik. Daher lassen uns die Solidaritätsbekundungen von Annette Schavan und Co kalt. Sie wollen höchstens teilweise das Richtige und das immer aus den falschen Gründen.
3. Wir stehen nicht an der Seite derer, die als Protestler oder Politiker deswegen Bildungspolitik betreiben, damit Deutschland in der internationalen Konkurrenz besser dasteht. Auch wenn die Gesellschaft uns vielleicht dafür bestraft: Wir sind nicht hier um unsere eigenen Karrierechancen zu verbessern. Weder mit unseren Kommilitonen und Kommilitoninnen, noch mit irgendwem anders, an anderen Hochschulen, in anderen Bundesländern, oder in anderen Ländern wollen wir konkurrieren. Es geht uns nicht um die Stärkung des Standorts Deutschlands durch eine Stärkung der Ressourcen Bildung und Wissenschaft. Es geht uns nicht um das starke Deutschland, sondern um jeden einzelnen Menschen auf dieser ganzen verdammten Welt!
4. An der Hochschule des 21. Jahrhunderts ist weder Zeit noch Raum für ein selbständiges Studieren, politisches und kulturelles studentisches Engagement, überhaupt demokratische und selbstbestimmte Ziele vorgesehen. Wir müssen uns daher beides nehmen!
Quellen:
(1) http://de.campusreporter.net/Nachrichten/frankfurt/2009/12/02/uni+frankfurt+im+bildungsstreik+polizei+raeumt+besetztes+unigebaeude.php
(2) http://m18.uni-weimar.de/protest/