Kopenhagen ohne Netanyahu „Ausser Spesen nichts gewesen…“

Das Gipfeltreffen zum Klimawandel wird ohne den israelischen Ministerpräsidenten stattfinden

„Ausser Spesen nichts gewesen…“ sagte sich wohl der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und sagte deshalb kurzerhand seine für die nächste Woche geplante Reise nach Kopenhagen zum Klima-Gipfel ab.

Viel kann er sich nicht von seiner persönlichen Anwesenheit erhofft haben, wenn er als Grund für die Absage durch einen seiner Mitarbeiter verlauten lässt, dass er den israelischen Steuerzahlern nicht zumuten könne, die hohen Kosten seiner Reise zu tragen.

Das könnte -theoretisch – Musik in den Ohren der Bürger sein, zum ersten Mal auf der Welt gibt es einen Ministerpräsidenten, der über die Aufwendungen seiner Aktivitäten nachdenkt und wer sie letztendlich bezahlt, trotz der hohen Bedeutung der Konferenz in Kopenhagen. Aber man bewegt sich ja hier auf dem Parkett der Politik und weiss, dass man stets erst einmal vom Gegenteil des Gesagten ausgehen muss, will man sich der Wahrheit annähern. Für einen Staatsführer ist das ja nun wirklich eine zu kuriose Ausrede, die das Zeug dazu hat, eigentlich ins Guiness-Buch der Rekorde eingetragen werden zu können.

Die Veranstalter des Klimagipfels tragen die Kosten der Unterkunft und Verpflegung für bis zu sechs Delegationsteilnehmer.

Da der Ministerpräsident aber über ein umfangreiches Personal verfügen muss, um jedes Sicherheitsdetail abzuchecken, würden die Kosten für diese Prozeduren sehr exzessiv werden, hiess es.

Quellen aus der näheren Umgebung des Premierministers fügten hinzu, dass die Organisatoren der Konferenz gefordert hätten, dass die israelische Delegation Hotelzimmer für die Mindestdauer von einer Woche reservieren müsste, dass aber Netanyahu nicht die Absicht eines Aufenthalts in Kopenhagen für länger als zwei Nächte hatte.

In einem solchen Szenario würden Dutzende von Hotelzimmern leer bleiben und mit einem Kostenaufwand von Zehntausenden von Euro bezahlt werden müssen.

Netanyahu fügte hinzu, dass das Präsidium des Ministerpräsidenten einen engen Zeitplan und deshalb einen längeren Aufenthalt in Kopenhagen ausgeschlossen hat.

Am gestrigen Mittwochnachmittag sprach Netanyahu mit Präsident Shimon Peres, um ihm die Bedeutung des Klimagipfels für Israel zum Schutz der Umwelt und der Förderung erneuerbarer Energiequellen zu erläutern und noch einmal ans Herz zu legen.

Netanyahu Anliegen an Peres ist sehr unaufrichtig, wenn man bedenkt, dass der Peres zunächst als Vertreter Israels auf dem Gipfel ernannt wurde.

Auf Antrag des Ministerpräsidenten Netanyahu trat Peres letzte Woche beiseite, damit dieser die israelische Delegation führen könne. Nun macht der Premierminister erneut einen Kurswechsel.

In der letzten Woche schwankte Netanyahu hin und her, ob er denn nun zum Gipfel reisen würde, sagte sein Mitarbeiter. An einem Punkt, der auf sein Zögern zurückzuführen sein könnte, hätte sich gezeigt, dass die Anwesenheit des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad‘s bei der Veranstaltung ein Grund dafür wäre.

Es lassen sich noch ganz andere Ursachen dafür finden, dass Netanyahu die Begegnung mit mehreren Politikern aus der ganzen Welt scheut, die nicht zu seinen Freunden zählen.

Artikel zum Thema

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06.11.2009 UNO-Vollversammlung: Abstimmung zu dem Goldstone-Bericht

Quelle: http://www.haaretz.com/hasen/spages/1133908.html

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