Eine amerikanische Familie beim Fernsehen, ca. 1958 Foto: Evert F. Baumgardner /Wikipedia
Mit US-finanzierten Steuergeldern in Höhe von Hunderten von Millionen Dollar medialer orientalischer Propaganda-Flop der US-Führung
Der durch die US-Regierung finanzierte Fernsehsender Al Hurra (übersetzt „Die Freie“) sollte ein wichtiger Bestandteil der amerikanischen Bemühungen werden, um die Herzen und Köpfe in der arabischen Welt zu gewinnen. Es war eine schlechte Idee, als das Projekt im Jahr 2004 ins Leben gerufen wurde. Es ist gescheitert, und doch wird es nicht sterben.
Al Hurra ist ein im US-Bundesstaat Virginia ansässiger arabischsprachiger Fernsehsender, der mit Nachrichten und Programmen zu aktuellen Vorgängen laut Eigendarstellung Werte wie etwa die Redefreiheit zu vermitteln versucht. Der Fernsehsender produziert ebenfalls Ableger für Europa und den Irak. Im Nahen Osten erreicht der Sender nach eigenen Angaben über Satellit etwa 25% der Bevölkerung. Programmveranstalter ist das Middle East Television Network (MTN). (1) Middle East Television Network Inc., eine Holdinggesellschaft, ist im Besitz und Beaufsichtigung von der US-finanzierten Broadcasting Board of Governors. (2)
Die Washington Post beschrieb Al Hurra als “ die von der US-Regierung grösste und teuerste Bemühung um die ausländische Meinung in der Ätherherrschaft seit der Gründung von Voice of America im Jahr 1942.“
In diesem Monat genehmigte der US-Kongress weitere 112 Millionen Dollar zur laufenden Finanzierung im Jahr 2010 für Al Hurra, so dass sich die Kosten für diese „schlechte Idee“ bisher für die amerikanischen Steuerzahler auf mehr als 650 Millionen Dollar belaufen. (3)
Dr. James J. Zogby ist Präsident des Arabischen-Amerikanischen Institutes in Washington und berichtete über das Scheitern dieses US-Regierungssenders, der mit seiner Programmgestaltung kaum jemanden erreicht hat.
Dr. Zogby sagte, dass der Gründer des TV-Netzwerkes ihm die Strategie vorher vorstellte, um ihn von dem Wert seiner Idee überzeugen. „Ich hörte mir sie an, war aber nicht überzeugt.“ sagte er. „Es war zwar klar, dass der Herr US-Medien kannte, es war aber auch klar, dass er die arabische Szene nicht verstanden hatte.“
Die arabische Welt brauchte nicht auf einen durch die US-Regierung finanzierten Sender zu warten, denn sie war nicht hinter einem „Eisernen Vorhang“ verborgen, der den Menschen Zugang zu Informationen aus der Aussenwelt verwehrt hätte.
Den arabischen Zuschauern stehen Hunderte von konkurrierenden terrestrischen und Satelliten-Netzwerken und Abo-Pakete zur Verfügung, die auf unterschiedliche Weise in der Vielfalt ihrer Programmgestaltung und Offenheit ein breites Spektrum von amerikanischen Nachrichten, Sport- und Unterhaltungssendungen anbieten.
Arabische Netze wie MBC, ART, und nun auch Abu Dhabi erwarben die Rechte an Programmen, die von US-amerikanischen Netzen zur Verfügung gestellt werden und sie haben alle häufige Partnerschaften mit US-Netzen gesucht.
„Angesichts dieser schon vorhandenen Vielfalt und Offenheit waren die Anstrengungen für die Einrichtung eines konkurrierenden Senders der US-Regierung, glaube ich, ein unnötiger Aufwand für die amerikanischen Steuerzahler.“ sagte Dr. Zogby. „Ich hatte zwei andere Sorgen. Die erste war, dass es keine US-Version der BBC gab, eine angesehene internationale Marke mit einem erfahrenen Team von Profis. Die BBC hätte einen leichteren Einstieg mit einem arabischen Sender gehabt und nachdem man ihn akzeptiert hätte, wäre da ein ernsthafter neuer Betrieb entstanden.
Die USA, auf der anderen Seite, haben keine solche Organisation und die Schaffung einer solchen wäre dann auch „aus einem anderen Stoff“. Und es wäre ohne Zweifel als Propaganda-Anstrengungen gesehen worden – da diese ganz einfach auch das gewesen worden wäre, denn das sollen sie sein.
Und dann war da noch das Problem der Marke. Mit der Popularität der Bewertungen der US-Regierung auf All-Time-Lows in der Region sollte es klar gewesen sein, dass eine Regierungspropaganda Probleme haben würde als eine legitime Nachrichtenquelle angesehen zu werden.“
Zur gleichen Zeit zeigten Umfragen, dass das „American TV“ und „das amerikanische Volk“ in der gesamten arabischen Welt sehr positiv angesehen waren (fünf Mal höher als „die US-Regierung“) und es machte keinen Sinn, dass eine Einrichtung als regierungsbetriebenes Netzwerk mit einigen der besten eigenen Produkte Amerikas konkurrieren sollte, erklärte Dr. Zogby weiter.
„An einer Stelle wurde ich bei Anhörungen von Mitarbeitern des Senats-Ausschusses erwähnt, was ich von der Initiierung und Finanzierung dieser „schlechten Idee“ hielt. Ich sagte, ich würde mich freuen, meine Ansichten dort darzulegen. Ein paar Tage später wurde ich wieder kontaktiert, um meine Einschätzung zu diesem Wagnis zu geben. Ich erklärte sie zu diesem Fall (die gleichen Argumente, die ich hier vorgetragen habe) und schlug vor, dass anstelle der Verschwendung von 100 Millionen Dollar für ein Jahr, es besser sein könnte, einen Fonds zur Förderung öffentlich-privater Co-Produktionen zu schaffen mit Vereinbarungen zwischen arabischen und US-Netzwerken und anderen Möglichkeiten für ein arabisches Journalisten-Netzwerk, um mit amerikanischen Kollegen zu arbeiten, dies würde weniger kosten und wäre von grösserem Nutzen. Aber der Ausschuss hatte bereits seine Gedanken auf Al Hurra zu gründen fixiert und ich wurde nicht gefragt, als Zeuge dort auszusagen.“
Sechs Jahre später zeigte sich deutlich, dass die „schlechte Idee“ ein Misserfolg war und ist auch allgemein als solche anerkannt worden.
Und doch, aufgrund der Trägheit, die so charakteristisch für die Regierung ist, wird sie nach wie vor finanziert werden, mit immer mehr Mitteln pro Jahr und Mitarbeitern, die aus einer ersten Anfangsphase von 167 bis auf mehr als 650 Beschäftigten angewachsen ist.
Während Al Hurra-Befürworter behaupten, dass die Zuschauerquoute 9 Prozent hoch wäre, zeigten Umfragen, dass es eher nur 2 Prozent in der gesamten Region sind.
Der Ruf des Senders hat sich nicht verbessert, vor allem weil die Qualität der Programmsendungen nicht auf eine Stufe mit anderen US- oder arabischen Netzen steht und der „arabische“ Al Hurra klägliche Personalentscheidungen gemacht hat: Der Kopf für die Redaktion über die Nachrichten ist der ehemalige Leiter einer parteipolitischen rechtsextremistischen libanesischen Gruppe und einer, der die wöchentlichen „Features“ leitet, ist ein leitender Beamter in einem Pro-Israel-Think-Tank, begründete Dr. Zogby den bleibenden Misserfolg von Al Hurra.
Unterm Strich: Al Hurra bleibt eine „schlechte Idee“, sie schlug fehl und wird um mindestens ein weiteres Jahr fehlschlagen.
Quellen:
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Al-Hurra
(2) http://www.sourcewatch.org/index.php?title=Al_Hurra
(3) http://www.thenational.ae/apps/pbcs.dll/article?AID=/20091227/OPINION/712269964/1080/FOREIGN