Himmelfahrtskommando: slowakische Sicherheitsbeamte schmuggeln „aus Versehen“ Sprengstoff RDX nach Irland

Gegensätzliche Darstellungen über den unfreiwilligen Transport aus Ministerien in Bratislava und Dublin

Dem stumm staunenden Publikum wird von den Medien wieder eine Räuberpistole ersten Ranges zugemutet. Die wiederum haben die Story von Regierungsbeamten aufgetischt bekommen, wohl in der Hoffnung, dass man diese Erklärungsversuche zu der sich zugetragenen Geschichte so zur Kenntnis nimmt. (Foto: Kristo /Wikipedia)

Das der geschmuggelte Plastiksprengstoff RDX seinen Weg nach Dublin vom Flughafen Poprad-Tatry in der Hohen Tatra in der Slowakei aus gefunden hat, wird den Tatsachen entsprechen, denn er wurde nach Hinweisen aus der Slowakei in Irland von der Polizei gefunden, was man kaum bezweifeln dürfte.

Die folgenden haaresträubenden Erläuterungen wurden abgegeben, wie sich der Vorfall als missglückte Übung zugetragen haben soll.

Am Samstag, den 2. Januar, hätten slowakische Polzisten neun verschiedenen Flugpassagieren heimlich Sprengstoffpäckchen in das Gepäck gelegt, um zu testen, ob dafür ausgebildete Spürhunde diese bei der Flughafenkontrolle finden würden.

Bei dem hochexplosiven Material soll es sich um jeweils 90 Gramm des Plastiksprengstoffes RDX gehandelt haben.

Nach Angaben der slowakischen Behörden hätten die Hunde bei acht der im Gepäck der unwissenden Pasagiere versteckten Päckchen angeschlagen und damit ihre Aufgabe mit Erfolg gemeistert. Ein neuntes wurde nicht gefunden und man hatte das Nachzählen vergessen.

Als den Beamten auffiel, dass da noch ein unentdecktes Päckchen im Gepäck war, stand das Flugzeug schon auf der Rollbahn, bereit zum Start.

Pflichtbewusst hätte man den Flugkapitän von der brisanten Fracht Mitteilung gemacht mit dem Hinweis, dass ohne Zünder nichts passieren kann und „keine unmittelbare Gefahr“ bestehen würde.

Man hätte daraufhin dem Kapitän – von dem anzunehmen ist, dass er keinerlei Erfahrung und Ausbildung als Sprengexperte besitzt, die Entscheidung überlassen, ob er damit starten möchte oder nicht.

Als richtiger harter Käpt‘n mit Nerven wie Stahlseile lässt sich dieser von so einer Kleinigkeit nicht beeindrucken und startet zu seinem Flug mit dem Päckchen nach Dublin – man könnte sagen, beinahe zu einem richtigen Himmelfahrtskommando.

Da nun das Malheur in der Luft war, informierte der Sicherheitsdienst des Flughafens von Poprad-Tatry die Flughafenleitung von Dublin, hiess es in einer Pressemitteilung.

Diese dementierte diese Berichte jedoch und gab an, keine Informationen über den Ausversehen mitgeschickten Sprengstoff erhalten zu haben.

Von allen diesen Dingen bekam der Vorgesetzte des Beamten, der als der Schuldige ausgemacht wurde, nichts mit, der Polizist hatte einfach vergessen, Mitteilung zu machen und ihn würden nun „disziplinarische Konsequenzen“ erwarten.

Der Chef der slowakischen Grenz- und Fremdenpolizei, Tibor Mako, sagte, dass die irische Seite nicht reagiert habe und die sofortigen Warnungen aus der Slowakei seien zunächst „aus unerklärlichen Gründen ignoriert worden“. (1)

Die Sprecherin des slowakischen Innenministeriums, Ludmila Stanova, sagte, dass der Flughafen von Dublin gewarnt worden sei, dass diese Fracht mit der Landung des Flugzeuges eintreffen würde.

Der betroffene ahnungslose Mann wäre ebenfalls informiert worden nach seiner Ankunft in Irland.

„Er nahm an, dass ihn die Polizei erwarten würde, um das Päckchen zu übernehmen. Aber für uns ist es unverständlich, warum sie die Person in Gewahrsam nahmen, wenn sie doch wussten, dass es nur eine Probe und nur ein Teil der Ausbildung war.“

sagte Stanova der BBC World Service. (2)

Die irische Polizei erklärte, erst am Dienstagmorgen des 5. Januar Informationen aus der Slowakei erhalten zu haben, nach ihrer Darstellung sind mehr als drei Tage vergangen. Der Sprengsatz hätte ausgereicht, um das Flugzeug zum Absturz zu bringen, hiess es.

Seltsamerweise erläuterte man den Iren nicht, dass es sich um eine Übung gehandelt hätte sondern liess die irischen Beamten eine Razzia durchführen, indem man ihnen den Namen des Flugpassagieres mit dem mitgeführten Sprengstoff nannte.

Im Glauben, hier einen potentiellen Terroristen vor sich zu haben, stürmten sie die Wohnung des 49 jährigen Mannes in der Nähe des Dubliner Stadtzentrums, sperrten diese ab und durchsuchten sie mit Bombenräumungsexperten.

Der Mann war auf Heimaturlaub in der Slowakei gewesen und hatte es von Samstag bis Dienstag nicht mal geschafft, seinen Reiserucksack auszuräumen. Das Sprengstoffpäckchen wurde unberührt in seinem Rucksack gefunden, an dem gleichen Ort, an dem die slowakischen Polizisten es gelegt hatten.

Der Mann wurde verhaftet und zum Verhör gebracht. Nach einigen Stunden wurde er wieder ohne Anklage auf freien Fuss gelassen. Er ist slowakischer Staatsbürger, der seit drei Jahren in Irland lebe und von Beruf Elektriker sei.

Am Mittwoch hätte der irische Justizminister Dermot Ahern von der Slowakei unverzüglich eine „vollständige Aufklärung“ gefordert.

Der slowakische Innenminister hätte das „tiefe Bedauern“ seiner Regierung Herrn Ahern gegenüber zum Ausdruck gebracht.

Zu der Anzahl der versteckten Päckchen gibt es unterschiedliche Angaben, die BBC spricht von acht, andere wie der Stern von neun.
Bei der BBC hiess es, die Slowaken wollten ein neues Screeningverfahren ausprobieren, andere Medien sprechen von Suchhunden.

Quellen:
(1) http://www.stern.de/panorama/missglueckter-sicherheitstest-passagier-fliegt-mit-sprengstoff-im-rucksack-nach-dublin-1533775.html
(2) http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/8441891.stm

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