„Putsch-Kardinal“ aus Honduras in Deutschland
Vorsitzender der Bischofskonferenz des mittelamerikanischen Landes in NRW. Einladung von Bistum Münster. Abgeordnete kritisiert Reise
Berlin/Tegucigalpa. Demokratische Kräfte in Deutschland und Honduras haben mit Sorge auf die Einladung des honduranischen Kardinals Oscar Rodríguez Maradiaga nach Deutschland reagiert. Der Vorsitzende der honduranischen Bischofskonferenz steht in seinem Heimatland als einer der bekanntesten Fürsprecher des Putschregimes in massiver Kritik. Wie nun bekannt wurde, traf Rodríguez Maradiaga, der auch der katholischen Organisation Caritas International vorsteht, bereits am Freitag in Nordrhein-Westfalen ein.
Rodríguez Maradiaga wurde vom Bistum Münster eingeladen, informierte der CDU-Kulturdezernent der Stadt Duisburg, Karl Janssen. Nach Angaben der Internetseite des Bistums Münster trat der regimenahe Kardinal am Samstag als Festredner beim Neujahrsempfang des Diözesenkomitees der Katholiken im Bistum Münster auf. Am Montag soll Rodríguez Maradiaga von den Stadtspitzen in Duisburg und Recklinghausen empfangen werden und sich in die Goldenen Bücher beider Rathäuser eintragen.
Unterstützt wurde die Reise von einer „Deutsch Honduranischen Gesellschaft“. Der Verein wurde laut Selbstdarstellung im Jahr 2000 gegründet und hat unter anderem die „Ansiedlung deutscher Unternehmen in Honduras“ zum Ziel. Dem Vorstand gehören der CDU-Politiker Janssen uns seine Ehefrau an.
Deutliche Kritik übte an der Einladung die honduranische Abgeordnete Silvia Ayala. „Kardinal Rodríguez ist leider nicht der beste Vertreter der christlichen Doktrin“, sagte die Vertreterin der honduranischen Partei Demokratische Vereinigung (UD), die den Putsch gegen die letzte demokratisch gewählte Regierung von Honduras am 28. Juni 2009 verurteilt. „Als das honduranische Volk ihn während der vergangenen sechs Monate der Repression und der systematischen Menschenrechtsverletzungen am nötigsten brauchte, hat er nicht nur geschwiegen“, so Ayala: „Kardinal Rodríguez hat die Repression sogar gerechtfertigt“. Die Einladung nach Deutschland sei deswegen „beschämend“, sagte die Parlamentarierin am Sonntag gegenüber amerika21.de in Berlin. Weitere deutsche Organisationen kündigten für Wochenbeginn Proteste gegen den Besuch des Kirchenfunktionärs an, der in Honduras als „Putsch-Kardinal“ bekannt ist.
Nach Auffassung der Parlamentarierin Silvia Ayala genießt Rodríguez Maradiaga wegen seiner antidemokratischen Positionierung keine Unterstützung mehr in der Bevölkerung. Allein die Menschenrechtsorganisation COFADEH hat seit dem Staatsstreich knapp 4500 Menschenrechtsverletzungen dokumentiert.
Der Kardinal und Vorsitzende von Caritas International hat diese Verbrechen mehrfach in Abrede gestellt. Der CDU-Politiker Janssen bezeichnet den Honduraner dennoch als „Kämpfer für Frieden und Demokratie“.
Quelle: amerika21