Haiti: US-Militär erhält Vollmacht über Flughafen von Bellerive – Aristide am Flughafen in Johannisburg bereit zur Rückkehr
Reuters: bis zu 200000 Todesopfer nach Angaben haitianischer Behörden – Haitis Premierminister Jean-Max Bellerive hätte ein Memorandum unterzeichnet, das den Vereinigten Staaten von Amerika die vorläufige Kontrolle über den Flughafen einräumt, um die Katastrophenhilfe zu beschleunigen.
„Ministerpräsident Jean-Max Bellerive unterzeichnete ein Memorandum um den Vereinigten Staaten die Kontrolle über den Flughafen zu übertragen.“
sagte der Sprecher des Aussenministeriums der USA, Crowley in einer Erklärung vom Freitag.
„Natürlich werden wir uns dieser Verantwortung stellen, solange das angemessenen ist und bis zu dem Punkt, wo die haitianische Regierung in der Lage und bereit sein wird, diese Funktion wieder zu übernehmen.“
hiess es weiter. (1)
Der Flugzeugträger USS Carl Vinson, dass grösste amerikanische Schiff, wurde nach Haiti gesandt, wo es am Freitag im Hafen der Hauptstadt Port-au-Prince eintraf. Mehr als 3.000 Soldaten der 82. Infanterie-Division der Armee werden auf dem Boden in Haiti an diesem Wochenende abgesetzt werden.
Die USS Bataan, ein Amphibien-Schiff, das 2200 Soldaten an Bord hat, wird vor der Küste Haitis in der kommenden Woche neben der USNS Comfort, dem grössten medizinischen Schiff des US-Militärs, eintreffen, schrieb das WallstreetJournal.
Admiral Mike Mullen, Chef der US-Streitkräfte, hätte am Freitag gesagt, dass bis zu 10.000 amerikanische Soldaten in Haiti und Umgebung bis zum Montag eintreffen werden. Mullen hätte angekündigt, dass die Grösse des Engagement des US-Militärs in den nächsten Tagen sogar noch anwachsen könnte. (2)
Barack Obama hat die Zerstörung Haitis durch das Erdbeben vom 12.Januar (13.Januar MEZ) zur Chefsache gemacht. Und das gelte auch für seine Aussenministerin und seinen Verteidigungsminsters, zitierte die Tagesschau am 15.Januar den US-Präsidenten. (3)
Clinton brach am 13.Januar in Hawaii eine Reise ab, die sie noch nach Papua-Neuguinea, Australien und Neuseeland geführt hätte, um die US-Hilfsmassnahmen in Haiti zu überwachen.
Verteidigungsminister Robert Gates verschob eine Reise nach Australien. Pentagon-Sprecher Geoff Morrell sagte am 13.Januar, dass das gemeinsame Treffen mit der australischen Regierung in Canberra um eine Woche verschoben wird, damit Gates und Clinton an der Krise von Haiti arbeiten können. (4)
Die Haiti-Katastrophe sei einer jener Momente, die förmlich nach amerikanischer Führungsstärke riefen, meinte Obama nach einem Bericht der Tagesschau.
Zum einen aus humanitärem Engagement, aber auch, um zu zeigen, dass er am Ende seines ersten Jahres im Weissen Haus das Krisenmanagement perfekt beherrscht, hiess es weiter.
Obama ist eine Enttäuschung und eine Marionette des US-Militärs, für das die Not Haitis ein Glücksfall darstellt.
Bill Quickley vom US-Zentrum für Verfassungsrecht sagte in der Radiosendung „DemocracyNow“, dass die Obama-Regierung neue Flüchtlingsströme aus dem Erdbebengebiet in Richtung USA auf jeden Fall verhindern will. Die USA versuchten seit langem, die Bewohner Haitis von ihrer Küste fernzuhalten. Im Grossraum Miami halten sich mehrere hunderttausend Immigranten auf und dieser wird als „Little Haiti“ bezeichnet. (3)
Auf Kuba und Venezuela kommen harte Zeiten zu. Das US-Militär wird den Standort Haiti, der ihm durch das Unglück von vielen Millionen Menschen zugefallen ist – ironischerweise sogar als Retter in der Not – nicht mehr so schnell verlassen.
Zumal Haiti keine funktionierende Regierung hat und seit Jahrzehnten unter Machtkämpfen leidet. Schon hätte sich der im Asyl in Südafrika lebende ehemalige Präsident Jean-Bertrand Aristide gemeldet, würde auf seinen gepackten Koffern sitzen und hat ein Flugzeug mit Hilfsgütern organisiert, um mit seiner Frau nach Haiti zu fliegen, hiess es in einem Medienbericht. LatinaPress zitierte ihn, als er am Freitag am Flughafen-Hotel in Johannesburg in Begleitung seiner Frau eine Pressekonferenz abhielt. (5)
„Wir bedauern zutiefst, was in Haiti passiert ist. Meine Frau und ich sind bereit heute, morgen oder wann immer nach Haiti zurückzukehren und beim Wiederaufbau zu helfen. Ich teile das Leid meiner Landsleute und wünsche mir ich könnte ein weiteres Sterben meiner Landsleute verhindern.“
Berichte über Plünderungen und Gewalt in Haiti wegen der ausweglosen Lage gehen schon durch die Medien. Die Not der Menschen darf nicht für politische Mächte missbraucht werden.
Seit dem 12.Januar, dem Tag des Erdbebens, ist der vierte Tag angebrochen, an dem viele von ihnen ohne Wasser und Nahrung überleben mussten – das sind 70 Stunden! Die wenigsten werden Plünderer sein, es geht hier um das nackte Überleben. Wer kann diesen Menschen verdenken, verzweifelt sich das zu nehmen, was sie brauchen.
Eine ordnungsgemässe Grundversorgung ist noch lange nicht in Sicht, die Infrastruktur ist vollkommen zerstört. Haitianische Behörden sprechen von bis zu fünfzigtausend Todesopfern.
Weltweit werden Hilfsmassnahmen organisiert. Die Weltgemeinschaft darf nach der ersten Welle der Hilfsbereitschaft das Land nicht sich selbst überlassen und muss für eine echte Perspektive für Haiti nach Jahrzehnten bürgerkriegsähnlichen Zustände sorgen, dann wird man auch die bis zu 10000 Blauhelmsoldaten nicht mehr benötigen, die jetzt unter dem UNO-Mandat MINUSTAH versuchen, einigermassen so etwas wie eine öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten.
Den USA das Feld zu überlassen wäre der grösste Fehler und Grundstock zu kommenden gewalttätigen Konflikten, die sich jetzt schon mit einigen sich von den USA emanzipierten Ländern Süd- und Lateinamerikas anbahnen.
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete vor einer Stunde, dass Hillary Clinton nach Haiti fliegt, um sich aus erster Hand ein Bild über die Lage zu machen.
Zudem wird sie bei der Organisation zur Evakuierung von US-Bürgern behilflich sein, die in dem Land von der Katasthrophe überrascht wurden. (6)
Reuters zitierte die Aussagen von haitianischen Behörden, dass bis zu 200.000 Menschen bei dem Beben starben und dass drei Viertel der Hauptstadt Port-au-Prince neu aufgebaut werden müssten.
Artikel zum Thema
14.01.2010 George W. Bush wieder salonfähig durch Präsident Barack Obama
14.01.2010 Schwere Zerstörung nach Beben in Haiti
27.12.2009 Negative Sozialentwicklung in Kolumbien
20.12.2009 Indigenes Pflegeheim in Militärbasis
Quellen:
(1) http://www.reuters.com/article/idUSTRE60E5S220100115
(2) http://blogs.wsj.com/dispatch/2010/01/15/us-carrier-carl-vinson-joins-relief-efforts/
(3) http://www.tagesschau.de/ausland/haitiusa100.html
(4) http://www.latimes.com/news/nationworld/nation/wire/sns-ap-us-us-haiti-earthquake-clinton-gates,0,958998.story
(5) http://latina-press.com/themen/politik-wirtschaft/8939/jean-bertrand-aristide-will-nach-haiti-reisen/
(6) http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/N14195068.htm