Nukleares Abkommen zur zivilen Kernenergienutzung – Washington bereitet Vertrag mit Amman vor
Das Königreich Jordanien befindet sich nach Aussagen von jordanischen und US-Beamten mit den Vereinigten Staaten von Amerika in fortgeschrittenen Gesprächen über ein nukleares Abkommen zur zivilen Kernenergienutzung. Ein erfolgreicher Abschluss der Verhandlungen stellt einen internationalen Vertrag dar und bedarf der Zustimmung des US-Kongresses, schrieb am 10.Februar das Wall Street Journal.
Präsident Barack Obama hätte sich zur Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Einrichtung nationaler ziviler Kernkraftprogramme zur Stromerzeugung verpflichtet, wenn sie dafür Garantien abgeben, nicht den Versuch zu unternehmen, Atombomben zu produzieren, schrieb die Zeitung.
US-Behörden verwiesen auf das Kooperationsabkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten im vergangenen Jahr als ein Modell für die friedliche Entwicklung der Kernenergie. Abu Dhabi musste die Verpflichtung abgeben, keine Urananreicherung in seinem Land durchzuführen.
Ein potenzieller Stolperstein in den Beratungen zwischen Jordanien und den USA stellt nach Angaben von Teilnehmern die Gewährleistung dar, ob Amman dem Beispiel der VAE folgen würde, und der Versuchung widerstehen wird, das im eigenen Land vorhandene Uranerz nicht zur Anreicherung verwenden wird.
In dem Falle würde es zu Konflikten mit den Vereinigten Arabischen Emiraten kommen, die auf Neuverhandlungen zu dem Abkommen mit den USA bestehen werden, wenn sich ein anderes Land im Nahen Osten ein Atom-Kooperationsabkommen mit den USA mit günstigeren Bedingungen sichert als sie Abu Dhabi erhalten hatte, hiess es.
Ein Berater des US-Kongresses zu Fragen der Kernenergie hätte gesagt, wenn Jordanien der Null-Anreicherungsklausel nicht zustimmen will, dann hätten auch die VAE das Recht, neu zu verhandeln.
„Diese Situation droht viele regionale Spannungen zu erzeugen und wir würden uns dem widersetzen.“
Die jordanischen Beamten haben öffentlich genau wie der Iran den friedlichen Charakter ihres Atomprogramms betont und so wie dieser gesagt, dass Amman bereit wäre, ihre Vorkommen an Uranerz in Drittländer für die Verarbeitung zu Kernbrennstoffen zu schicken. Der Unterschied ist, dass die Washingtoner Regierung gegenüber dem Königreich Jordanien vollstes Vertrauen schenkt und keinerlei Bedenken für die Zukunft zu hegen scheint, warum auch immer. Selbstverständlich hätten die jordanischen Verantwortlichen betont, dass sie mit der Internationalen Atomenergiebehörde in einem solchem Fall kooperieren würden, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Nach dem Atomwaffensperrvertrag ist es jedoch den Ländern erlaubt, niedrige Urananreicherung im eigenen Land durchzuführen und Amman würde auf dieses Recht verzichten müssen, um den Vertrag unter der Bedingung der Nichtanreicherung mit den USA abschliessen zu können, damit der Kongress ihn passieren lässt.
Welche politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen sich in ein paar Jahrzehnten ergeben könnten, wenn Jordanien die Technik erhalten hat und beherrscht, spielt fürs derzeitige Geschäft wie immer keine Rolle – Konkurrenten stehen ja vor der Tür, die die lukrativen Aufträge wegschnappen könnten. In den letzten Monaten hat die jordanische Regierung Atom-Kooperationsabkommen unterzeichnet und führte ausführliche Gespräche zusätzlich zu den Vereinigten Staaten mit einer Reihe von Ländern wie Frankreich, Kanada, China, Südkorea und Japan. Ein südkoreanisches Konsortium unter der Leitung von Korea Electric Power Corp hat nach Angaben jordanischer Beamter vor kurzem einen Vertrag mit der Regierung Jordaniens im Wert von fast 200 Millionen Dollar über den Bau eines Forschungsreaktors abgeschlossen, schrieb WSJ.
„Wir sind zuversichtlich, dass wir in naher Zukunft das Abkommen abschliessen werden.“
sagte der jordanische Botschafter in Washington, Prinz Zeid Ra‘ad Zeid Al-Hussein.
König Abdullah kündigte im Jahr 2007 ein Programm zur Entwicklung nuklearer Technologien als Mittel der Energieerzeugung an, um die Unabhängigkeit des Landes vom Ausland zu verringern. Jordanien bezieht sein Bedarf an Erdöl von den benachbarten arabischen Staaten, von denen es 96 Prozent importiert.
In Jordanien wurden vor nicht allzu langer Zeit Uranerzvorkommen entdeckt, in denen Schätzungen zufolge mehr als 100.000 Tonnen lagern.
„Unsere Uranvorkommen geben uns die Hoffnung, dass wir in der Zukunft in der Energieversorgung nicht im vollen Umfang von anderen Nationen abhängig sein werden.“
sagte Prinz Zeid. Die jordanische Atomenergiekommission hat im Jahr 2008 mit dem französischen Energiekonzern Areva ein Joint-Venture gegründet, um die Uran-Lagerstätten zu erschliessen.
Abgesehen von der Gefahr der Versuchung, die Raketen mit nuklearen Sprengsätzen zu bestücken – die Raketentechnik liefert das Pentagon gern frei Haus an seine Verbündeten im Nahen Osten und Asien – erhöhen sich mit dem Bau von Atomreaktoren nukleare Unfälle, von der weltweit ungelösten Frage der Zwischen- und Endlagerung der radioaktiven Abfälle ganz zu schweigen. Dieses Problem haben die fortgeschrittenen hoch technologisierten Länder der westlichen Welt bis heute nicht im Griff.