Sämtliche NATO-Treffen, Afghanistan-Konferenzen und die Sicherheitskonferenz in München – sie alle zeigen, dass man an einer Annäherung in irgendeiner Form der Demokratisierung seitens der Westmächte in Afghanistan absolut nicht interessiert ist.
Für die Militärs und führende Regierungspolitiker wäre es eine Katastrophe, wenn ihr grosser NATO-Krieg beendet werden müsste.
Der Beweis dafür ist ganz einfach mit einem Wort erbracht: Opium.
Darüber wird auf diesen Zusammenkünften nicht gesprochen sondern wie man Aufständige mit Geld und Posten etwas ruhiger stellen könnte.
Die Mohnpflanzen – Grund allen Übels – müssen vor Zerstörung wohl behütet werden, dafür sorgen die ISAF-Truppen so wie es auch die Gebietsfürsten in ihrem Einflussbereich tun. Unter ihrem militärischen „Schutz“ wachsen die Pflanzen und gedeihen prächtig.
Der US-Sonderbeauftragte für Afghanistan und Pakistan, Richard Holbrooke, hat das am 4.Februar der Welt noch einmal deutlich vor Augen geführt: dass die Vereinigten Staaten von Amerika das mittelasiatische Land, dass von Korruption nur so durchdrungen ist, unbedingt weiter im Status quo belassen wollen und ihrem Diktat zu unterwerfen versuchen, mit zusehend immer weniger Erfolg.
Russland hat zum wiederholten Mal die Koalitionstruppen aufgefordert, die Mohnfelder in Afghanistan als Hauptursache des Zustandes der Unregierbarkeit dieses Landes zu zerstören.
„Wir hatten eine ehrliche Uneinigkeit über die Ausrottung von Mohn. Die russische Regierung glaubt, dass die Ausrottung von Mohn der Schlüssel sei, wir aber glauben, dass würde zur Schaffung von Möglichkeiten für die Taliban führen, um die Landwirte zu rekrutieren.“
sagte Richard Holbrooke, der US-Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan auf einer Pressekonferenz und führte weiter aus, dass der neue Schwerpunkt auf dem Verbot und die Zerstörung der Drogenbasare statt Zerstörung der Ernten liegen würde, das verspreche „viel mehr Erfolg.“
Dieser lässt jedoch trotz des Aufgebotes eines riesigen Geheimdienstapparates und hochausgebildeten Undercover-Agenten sowie satellitengestützte HighTec-Ausrüstungen bis heute auf sich warten.
Holbrooke meinte, dass es zur Zusammenarbeit mit den Russen auf anderen Gebieten noch ein breiteres Spektrum geben würde.
Die Mitarbeit der Russen, die die Vernichtung der Mohnpflanzen fordern, ist unerwünscht, es würde die eigene Kontrolle über den Opiumhandel empfindlich stören.
Russlands NATO-Botschafter Dmitri Rogosin sagte im vergangenen Monat, dass Moskau die Haltung der Alliierten zur Bekämpfung der Opiumproduktion beklage und bestand darauf, dass sie eine höhere Priorität bekommen sollte.
„Dreissigtausend junge Russen starben im vergangenen Jahr wegen ihres Konsums von Heroin, dass in Afghanistan produziert wurde. Das ist die doppelte Anzahl von sowjetischen Truppen, die in Afghanistan in einem ganzen Jahrzehnt getötet wurden.“
sagte Rogosin. (1)
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erwarte von Russland mehr Unterstützung für die Anti-Terror-Operation des Bündnisses in Afghanistan. Auf der 46. Sicherheitskonferenz in München sagte er am Sonntag neben anderen Vorschlägen, wie sich Russland beteiligen könne, dass die Russen ein härteres Vorgehen gegen den Drogenschmuggel zeigen müssten. Wenn sich Afghanistan erneut in einen Rückzugsort für Terroristen verwandle würde, hätte Russland es schwer, sich vor den afghanischen Drogen zu schützen, zitierte Ria Novosti den NATO-Chef. (2)
Im Jahr 2009 betrug nach Angaben der UN-Drogenbehörden der Exportwert des Opiums aus Afghanistan 2,8 Milliarden US-Dollar, das sind rund ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts des Landes. 1,6 Millionen Menschen waren an der Produktion von 6900 Tonnen Opium im Jahr 2009 beteiligt, sagte das UN-Büro für Drogen und Kriminalität – vor allem in den südlichen Provinzen.
Nach Angaben des Pentagon hiess es:
„Es gibt eine etablierte Verbindung zwischen dem Drogenhandel und der Finanzierung des Aufstands.“
Vom Wachturm der Mirwais Base, einem afghanischen Aussenposten der NATO, können die niederländischen Soldaten das Wachstum der hübschen Mohnblumen verfolgen, aus deren Erlös vielleicht eines Tages Waffen finanziert werden, die sie selbst oder ihre Kameraden töten werden, hiess es in einem Bericht am 2.Februar der pakistanischen Zeitung Dawn. (3)
Die niederländischen Streitkräfte werden nicht eingreifen. Der Kommandeur der niederländischen Truppen in der Provinz Uruzgan, Brigadegeneral Marc van Uhm, hätte mitgeteilt, dass man nur nach den Urhebern suchen würde
„Wenn wir wissen, wer für den Zusammenhang zwischen den Taliban und dem Mohn verantwortlich ist, werden wir etwas dagegen tun, das ist ein sehr wichtiges Ziel für uns. Wir können uns nicht aktiv daran beteiligen, den Landwirten ihre Feldfrüchte zu zerstören, denn dann verfügen sie über kein Einkommen mehr.
Wenn sie ihre Familien nicht mehr ernähren können durch derartige Aktionen, geben sie uns die Schuld und laufen zu den Talibans über.“
Die Niederlande sind die „Lead Nation“ in der Koalition der NATO-Truppen in der südlichen Provinz Uruzgan, die eine der ärmsten in Afghanistan ist – und der viertgrösste Produzent von Mohn.
Da die Drogenproduktion und der Handel in dieser Dimension alle Bereiche Afghanistans – angefangen bei der Regierung, den Behörden, der Armee, der Polizei, den Bauern, die Gouverneure, die Generäle, sogenannte Warlords – erfasst hat und durch Angst, Bestechung, Korruption, Gewalt, Morde, Erpressung mit dieser Verfassung keine Veränderung zum Guten erleben wird, so muss man sich fragen, was die Bundesregierung mit den Soldaten und Polizisten dort will.
So wie es aussieht, der Strategie Amerikas treu ergeben folgen und den Mohnanbau stützen. Das Leid, dass diesem Land dadurch erfährt, hört nicht an der Grenze Afghanistans auf, sondern setzt sich bis zu der Abhängigkeit der weltweiten Drogenkonsumenten und dem Elend ihrer Angehörigen fort.
Das Märchen, die afghanischen Bauern würden bei Vernichtung der Mohnernte zu den „Talibans“ überlaufen, ist der grösste Betrug, der von den Westmächten als Alibi verwendet wird.
Merkwürdigerweise ist doch angeblich der Widerstand der Aufständigen im Jahr 2009 so dramatisch und flächendeckend angewachsen, obwohl es so viel Mohnanbau, der anweisungsgemäss in Ruhe gelassen wird, gibt?
Das bedarf grössten Erklärungen seitens unserer Regierung.
Der Aussenminister Westerwelle und der Verteidigungsminister Guttenberg sollten zu der Frage der angebauten Flächen Stellung nehmen. Darüber hört man kein Wort von den Experten für Afghanistan, die über das Leben und den Einsatz der Bundeswehr so grosszügig über die Verfassung hinweg zu entscheiden versuchen.
Warum bleibt Afghanistan ein blühendes Land voller Mohnfelder?!
Quellen:
(1) http://www.dawn.com/wps/wcm/connect/dawn-content-library/dawn/news/world/14-us-disagrees-with-russia-on-afghan-drugs-zj-02
(2) http://de.rian.ru/world/20100207/125008000.html
(3) http://www.dawn.com/wps/wcm/connect/dawn-content-library/dawn/news/world/04-afghan-drug-trade-qs-03