Kunduz-Anhörung im Aussschuss um zehn Tage ausgesetzt
Glatz und Völlmer liessen das Wissen um Zivilisten vor Ort aus internem Netz der Isaf löschen.
Die Vernehmung zweier hochrangiger Bundeswehrgeneräle vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages zu dem Befehl des Bombardements auf zwei Tanklastwagen in Kunduz, die in der Nacht zum 5.März stattfinden sollte, wurde auf den 15.März verschoben, berichtete die Zeit. (1)
Brigadegeneral Jörg Vollmer, zurückgetretener ISAF-Regionalkommandeur für Nordafghanistan in Mazar-i-Sharif und Generalmajor Rainer Glatz, Befehlshabers des Einsatzführungskommandos in Potsdam, sollten befragt werden, was sie über die Situation nach der Entscheidung des Oberst Klein wussten, der die US-Bomber um Unterstützung anforderte, bei der über einhundert afghanische Zivilisten verbrannten.
Der Grund für die Aufschiebung der Anhörung sind neue Informationen und Aktenvermerke zu den Ereignissen in der Nacht des deutschen Massakers, die nach Angaben vom 4.März dem Spiegel vorliegen würden. Als die Untersuchungsausschuss-Mitglieder davon erfuhren, dass diese geheimen Unterlagen sich in einem der 30 Aktenordner für den Ausschuss befinden sollen, überprüfte das Sekretariat des Gremiums diese Einträge noch während der Sitzung.
Auszug Spiegel Online:
Der für das Nachrichtenwesen zuständige Offizier im Bundeswehrstützpunkt PRT-Kunduz erstattet täglich Bericht. INTSUM, für Intelligence Summary, heißen diese Meldungen, die über das interne Netz der Isaf verbreitet werden. Am 4. September stellt der Offizier INTSUM Nummer 247 dort ein. Geschmückt mit zwei Luftaufnahmen vom Flussbett bei Kunduz meldet er um 15:30 Uhr unter Punkt 3.3 auch den aktuellen Informationsstand zum Luftschlag der vergangenen Nacht.
Pflichtschuldig und detailgetreu berichtet er von möglichen Zivilisten unter den Opfern: Es sei wahrscheinlich, dass die Aufständischen den Treibstoff der feststeckenden Wagen an die lokale Bevölkerung verteilt hätten, notiert er. Und: „It cannot be excluded that civilians were among the casualties“ – Es sei nicht ausgeschlossen, dass auch Zivilisten bei dem Luftschlag ums Leben gekommen seien. Lange bleiben diese Informationen nicht im militärischen Netz. Schon dreieinhalb Stunden später sind sie gelöscht.
Vollmer und Glatz wären sich schnell einig geworden, dass das entlarvende Wissen in der Meldung über die Anwesenheit von Zivilisten vertuscht werden müsse, hiess es.
„Wenn das so stimmt und durch COMPRT (den Kommandeur des PRT Kunduz Oberst Klein) bestätigt werden sollte, ist das ein Verstoß gegen die Tactical Directive des COMISAF (Isaf-Kommandeur Stanley McChrystal). Dann hätte man schlimmstenfalls CIVCAS (Tod und Verwundung von Zivilisten) in Kauf genommen.“
hätte Glatz vermerkt.
„BG V. (Brigadegeneral Vollmer) hat gegen 20 Uhr veranlasst, dass dies aus dem Netz genommen wird.“ Die Meldung sei wieder aus dem Isaf-Netz herausgenommen worden, „da Details noch nicht valide nachgeprüft waren“, wurden die Notizen von Glatz im Spiegel zitiert. (2)
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Quellen:
(1) http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-03/kundus-untersuchungsausschuss-generaele-vernehmung
(2) http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,681762,00.html