Karsai zu Überraschungsbesuch in Marjah bei den Ältesten der Region
Die grösste Offensive der NATO in der Gegend um die Stadt Marjah in der südafghanischen Provinz Helmand, die die Bewohner von den Talibans befreien sollte, hat grosse Wut bei den ansässigen Menschen ausgelöst.
Präsident Karzai sah sich daher genötigt, die Wogen zu glätten um zu verhindern, dass sich die Stammesältesten geschlossen gegen die alliierten Truppen stellen. Der höchste afghanische Repräsentant, der durch einen sehr zweifelhaften Wahlablauf im vergangenen Jahr durch Unterstützung der USA wieder in das Amt gehievt wurde, reiste am Sonntag, den 7.März zu einem spontanen unangekündigten Besuch nach Marjah.
„Heute bin ich hier, um Ihnen zuzuhören, um Ihre Probleme zu hören.“
sagte Karsai nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters auf einer Versammlung von rund dreihundert lokalen Ältesten, die in einer Moschee in der Nähe des Haupt-Basars der Stadt zusammen gekommen waren.
Die kontroverse Auseinandersetzung dauerte volle zwei Stunden. Die Ältesten warfen der NATO und ihren Verbündeten Plünderung von Geschäften, Hausdurchsuchungen, Opfer unter der Zivilbevölkerung, Verhaftungen und das Besetzen von Schulgebäuden zur Verwendung als Basislager vor.
„Ich habe in den letzten 30 Jahren keine guten Nachrichten gehört, nur Kämpfe und Explosionen. Wir wollen Krankenhäuser, Strassen, Wiederaufbauprojekte und Sicherheit.“
sagte Mohammad Naeem Khan, ein Mann in den Dreissigern.
Abdul Aziz Khan forderte
„Wir wollen eine islamische Regierung auf der Grundlage der Scharia (islamisches Recht), dass war das Ziel unseres Jihad (Heiliger Krieg) in den letzten dreissig Jahren.“
und übergab Karzai eine Liste mit acht Forderungen, die ebenfalls die Freigabe von Gefangenen und die Reparatur von zerstörten Geschäften enthielt.
Karsai versprach für Sicherheit zu sorgen, die Schulen wieder zu öffnen und Strassen und Kliniken zu bauen. Als er die Versammlung fragte: „Wollt ihr mich unterstützen?“ erhoben die Ältesten die Händen und riefen: „Wir sind mit dir.“ hiess es nach Informationen der westlichen Presse.
Karzai und die Eroberungstruppen des Westens benötigen dringend positive Nachrichten, ob es sich hier wirklich so zugetragen hat oder Kriegspropaganda ist, müssten Augenzeugen des Gespräches in der Moschee von Marjah bestätigen.
Karzai, der ein Sinnbild für Korruption darstellt, hätte später zu Reportern gesagt:
„Sie hatten einige sehr berechtigte Beschwerden. Sehr, sehr legitim. Sie fühlten sich, als wären sie verlassen, was in vielen Fällen zutreffend ist. Und dieses Gefühl der Verlassenheit ist fort.“
Landesfürsten haben ihren eingebildeten Einfluss auf ihre Untertanen immer bei derartigen Gelegenheiten sich selbst und anderen vorgemacht, das gehört zum Geschäft.
Anschliessend hatte Karzai eine Audienz beim Kriegsherrn US-General Stanley McChrystal, Kommandeur der ISAF-Truppen in Afghanistan, der sich in Marjah aufhielt.
Eroberer McChrystal sass nach Landessitte auf dem Boden, eine Referenz an die zu kolonisierende Provinz und hätte stillschweigend den Worten des Dolmetschers gelauscht, als Karzai die Beschwerden der Ältesten von Marjah wiederholte.
Anschliessend hätte sich der General gefreut, dass es diese harschen Worte gegeben hätte, denn sie wären in seinen Augen ein Zeichen beginnender Demokratie im Land. Auch hier Selbsttäuschung in vollendeter Form für das Publikum vor den westlichen Bildschirmen.
„Für mich ist das reale Demokratie in Aktion: Menschen sprechen das aus, was sie denken und niemand zögerte, das zu tun.“
McChrystal hätte noch hinzugefügt, man werde die Vorwürfe an seine Truppen überprüfen sowie die Forderungen, die durch Sachschäden oder Plünderung entstanden sind.
Als nächstes Etappenziel der US-geführten Truppen ist Kandahar angegeben worden.
Dort kann sich der US-General wieder über offene direkte demokratische Worte der Einwohner freuen – so wie in Marjah.
Quelle: http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/LDE62609C.htm