Neue Spionage-Affäre in Berlin: Irgendwie 5000 Pässe, Visa, Dienstsiegel und Amtsstempel weg
Der „Focus“ berichtet. Die Berliner Staatsanwaltschaft sagt nichts. Ein Informant des LKA Berlin sagt, das war der türkische Inlands-Geheimdienst MIT, der eine Bande „unterwandert“ habe. Der BND ist „eingeschaltet“.
Die Mossad-Affäre um den Dubai-Mord an Hamas-Aktivist Mahmoud al Mabhouh am 19.Januar – der u.a. mit einem beglaubigten deutschen Pass begangen wurde – ist von den deutschen Behörden immer noch nicht ganz plattgesessen, da platzt schon die nächste Bombe. In einem gewaltig nach Schnitzeljagd für faule Abgeordnete und korrupte Journalisten riechenden Zitatenkarussell brachten heute die „BZ“ (1) und „Bild“ (2) zwei Berichte, in denen sie sich auf einen noch nicht im Weltinformationsnetz erschienen „Focus“-Bericht berufen.
Die Story ist ominös.
Irgendwie sollen im Juni 2009 „Einbrecher“ in der Berliner Ausländerbehörde und in zwei Bürgerämtern mehr als 5000 Blanko-Exemplare von vorläufigen Reisepässen, Visa- und Aufenthalts-Erlaubnisse sowie Dienstsiegel und Stempel „erbeutet“ haben. Damals sei, heisst es, sei durch die Strafverfolger der deutsche Auslands-Spionage Bundesnachrichtendienst (BND) eingeschaltet worden. Achtzig dieser Dokumente seien demnach bisher im „internationalen Reiseverkehr festgestellt“, wenn auch scheinbar nicht sichergestellt, ein Deutscher türkischer Herkunft im Alter von 30 Jahren inzwischen angeklagt worden.
Laut dem zitierten Bericht gingen „Ermittler“ davon aus, dass die Dokumente irgendwie in den Untergrund des Nord-Irak gelangt sein könnten. Von „Schläfern“ ist die Rede. Diese Information habe das Landeskriminalamt (LKA) Berlin von einem seiner Informanten, der sich als Mittäter der ganzen Aktion „offenbart“ habe, heisst es. Dieser habe berichtet, seine Bande sei von der türkischen Inlands-Spionage „Milli Istihbarat Teskilati“ (MIT) unterwandert gewesen. Ob dieser „Informant“ und Mittäter selbst beim MIT ist, wird nicht erwähnt.
Die Berliner Staatsanwaltschaft verweigerte den Berichten zufolge jede Aussage zur Sache.
Am 1.November soll der neue Funk-Pass („elektronische Personalausweis“) durch die deutschen Behörden an die Bürger ausgegeben werden. Auf dem jederzeit von jedem mit entsprechendem Equipment auslesbaren Funkspeicher des Staatsdokumentes sind die Personendaten der Staatsbürger hinterlegt (3). Da braucht es dann wohl keine Einbrüche mehr, um als Otto-Normal-Wähler aka Jimmy Bondi irgendwo im Hotel Schnabbel-di-Alibi jemanden liegen zu lassen, ohne dass man´s merkt.
Berlin jedenfalls hat eine neue Spionage-Affäre. Schon wieder.
(…)
zum Thema:
22.02.2010 Polizeichef Dubai: Pässe von “Diplomaten” bei Mord benutzt
Die “Mossad-Affäre” um den Dubai-Mord am 19.Januar am Hamas-Funktionär Mahmoud al-Mabhouh (Mahmoud Abdul Raouf Hassan) wird immer interessanter. Besonders und gerade in Berlin, London, Dublin und Paris dürfte man derzeit schwitzen. Die Israelis wiederum versuchen nun offenbar mit windigen Märchen, die lieben guten Freunde in den Spionage-, Polizei- und Regierungsbehörden Europas aus der ganzen Geschichte raus zu halten. Das wird nicht gelingen.
17.02.2010 Dubai-Mord an Hamas-Milizenchef ein internationaler Spionage-Plot
Grossbritannien teilte am Dienstag Abend mit, dass die Behörden die Identität der sechs Pässe der britischen Bürger bestätigen – Frankreich und Deutschland sind noch beim “Kontrollieren”. Eine Person, deren Identität beim Mord an Mahmoud al-Mabhouh verwendet wurde, ist ein in Israel lebender Deutscher.
Quellen:
(1) http://www.bz-berlin.de/aktuell/berlin/tuerken-spione-in-pass-klau-involviert-article778390.html
(2) http://www.bild.de/BILD/Newsticker/news-ticker/2010/03/21/21-15-geheimdienst.html
(3) http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=1192829&kat=120