Kurz vor dem von Militär und „Spiegel online“ aus der Besatzungszone gemeldeten „Überfall“ von „Taliban“ auf deutsche Soldaten sprach sich Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel für einen Rückzug bis Ende 2013 aus.
Das deutsche Militär, namentlich seine Führungsgeneräle und besonders das Einsatzführungskommando, haben schon so oft gelogen, dass das Wort „Kunduz-Affäre“ nach achteinhalb Jahren Krieg und Kriegslisten eigentlich ausreichen sollte. Heute geschah nun folgendes, in zeitlicher Reihenfolge:
1. Vor vier Stunden meldet der „Focus“ (1) in einer mehr als mürrisch zu bezeichnenden Meldung, Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) habe bei seinem Besuch in Afghanistan die Heimkehr der deutschen Soldaten bis Ende des Jahres 2013 gefordert. (1)
2. Vor wenigen Minuten meldet dann aus Kunduz ein eingebetteter Reporter von „Spiegel Online“, zusammen mit dem Militär, dass deutsche Soldaten „bei einer Patrouille“ im unglaublich gefährlichen (aber nah am deutschen Militärstützpunkt in Kunduz gelegenen) Bezirk Char Darah von „Taliban“ beschossen worden wären. Man hätte nicht zurück schiessen können, da sich die „Taliban“ in Dorfhäuser verschanzt hätten. Trotzdem seien irgendwie Dorfhäuser in der deutschen Besatzungszone vom deutschen Militär zerschossen worden. Drei Soldaten der Bundeswehr seien gefallen. Die Kämpfe seien aber schon zuende. Das ganze hätte sich schon am Vormittag abgespielt. Die Taliban hätten sich „zurückgezogen“ – vermutlich in die sagenhafte Höhle von al-Alibi, dem „Emir von Spiegel Online“. Hubschrauber seien im Einsatz, aber..ja (2). Und das, nachdem „Welt online“ gestern noch einen April-Scherz darüber gemacht hatte. (Welt Online: kleiner Taliban-Scherz zum 1.April)
Wie immer taugte das für die feigste und schlechteste Presse der Welt. Wie immer taugte das nichts.
Wenn das schlechteste Parlament der Welt wieder zurück aus seinem Urlaub ist, in dem es mehr als die Hälfte des Jahres verbringt, könnte einer der AbgeordnetInnInnInnen ja mal auf die Idee kommen und das Militär fragen, welche drei Soldaten dort umgekommen sind, wann, wie genau, wer verantwortlich war, sich diese Aussagen schriftlich (und unterschrieben) geben lassen und sich dann noch zum Sarg durchfragen.
Dann kann man sagen – es geschehen noch Zeichen und Wunder.
update: 19.05 Uhr
Um 18.05 veröffentlichte Radio Utopie diesen Artikel. Schon setzen die Zeichen und Wunder ein. Um 18.35 Uhr erschien im „Focus“ (3) die Mitteilung, dass Militär und eingebettete Presse sich wohl irgendwie vertan hätten. Die Kämpfe in der Nähe des deutschen Militärhauptquartiers von Kunduz (im Bezirk Char Darah) seien gar nicht beendet. Und die Taliban hätten sich auch gar nicht zurückgezogen.
Vielmehr seien die Kämpfe immer noch in vollem Gange, deutsche Einheiten in Begrängnis, neue Einheiten würden zu Hilfe eilen, „Rettungshubschrauber der US-Streitkräfte“ seien beim Abtransport der Verwundeten („Deutschen“ fehlt hier) unter Beschuss bekommen, die Patrouille sei beim Vorfall am Vormittag einem Beschuss ausgewichen und „beim Ausweichen“ auf eine „Sprengfalle“ gefahren. Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 231 (nach offiziellen Angaben Teil der Gebirsgjägerbrigade 23 und damit Teil des deutschen Heeres) seien als Teil der Quick Reaction Force (QRF) zusammen mit regulären Soldaten des „Aufbauteams“ aus dem Hauptquartier in Kunduz auf dem Weg, um die Kameraden raus zu hauen.
Apropos raushauen: Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU), der demnächst im umgewandelten Militärausschuss zu Gast ist und alte Freunde im „Untersuchungsausschuss“ der Kunduz-Affäre begrüßen darf, hat im Gegensatz zum Parlament seinen wohlverdienten Urlaub abgebrochen und wird das Osterwochenende in Berlin verbringen.
Wenn er da mal bloß Zeit hat, noch alle folgenden Termine wahrzunehmen.
update 21.00 Uhr
Im Artikel von der „Zeit“ um 17.04 Uhr wird berichtet, dass der Provinzgouverneur Mohammed Omar erzählt hat, dass der Taliban-Kommandeur Mullah Habib bei den Gefechten getötet worden sei. Da fragt man sich, woher er das so genau wusste, wo doch noch angeblich gekämpft wird. Sicher ist ein Talibankämpfer zu ihm hinspaziert und hat ihm Meldung gemacht. (4)
(…)
Quellen:
(1) http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/deutschland-afghanistan-niebel-fuer-baldige-rueckkehr-der-bundeswehr_aid_495445.html
(2) http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-04/angriff-afghanistan-bundeswehr
(3) http://www.focus.de/politik/ausland/toedliches-gefecht-einheiten-eilen-bundeswehr-zu-hilfe_aid_495496.html
(4) http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-04/angriff-afghanistan-bundeswehr
Kommentare sind geschlossen.