DGB: Ich weiss, was der letzte Sommer 2014 getan haben wird

Michael Sommer will vier weitere Jahre Vorsitzender des „Deutschen Gewerkschaftsbundes“ bleiben. Das würde bedeuten, dass dieser bis dahin implodiert ist – ein potentieller Glücksfall für die Republik, wenn man mal ein bisschen voraus denkt.

Michael Sommer ist einer der flüssigsten Heuchler der deutschen Politik. Er ist nämlich überflüssig.

Kein anderer Name steht so herausragend für den Niedergang der Gewerkschaften in der Berliner Republik. Diese werden seit Jahrzehnten gelähmt, ausgebremst und verraten durch das reaktionäre und korrupte Establishment einer Funktionärs-Mafia, die in Aufsichtsräten und Vorständen einer Vielzahl von Banken und Konzernen sitzt, deren Steigbügelhalter bei Lohn-, Sozial- und Demokratieraub spielt und ein durch Generationen von Arbeitern zuvor hart erarbeitetes Vermögen an den Börsen durchbringt: den DGB.

Seit Existenz der Berliner Republik hat sich die Mitgliederzahl in den DGB-Gewerkschaften (1) fast halbiert – von 11.8 Millionen (1991) auf 6.2 Millionen (2009). Sie liegt damit auf dem Stand von 1957 in Westdeutschland.

Struktur, Aufbau, Wesen und Wirken des DGB wird bis heute durch die Weimarer Republik und den Faschismus bestimmt. Die Gewerkschaften in Deutschland haben, stets eng verknüpft mit dem Parteiapparat der SPD, eine Tradition von Versagen und Verrat.

Nach Arbeiter- und Soldatenrevolution und dem Sturz des Kaiserreiches im November 1918 gründete sich, nach Bürgerkrieg und Machtkämpfen, im Juli 1919 der „Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund“ (ADGB). Schlug dieser 1920 noch mit 8 Millionen Mitgliedern im ersten und bis heute einzigen Generalstreik den faschistischen Kapp-Putsch des kaiserlich geprägten Militärs nieder, spielte sich danach im zentralistisch organisierten Apparat der Einheitsgewerkschaften ein ähnlicher Niedergang ab, wie 60 Jahre später in Westdeutschland und anschliessend in der gesamtdeutschen Berliner Republik.

Nie, zu keinem Zeitpunkt, war der ADGB in der Lage, die sich abzeichnende Entwicklung der Weimarer Republik positiv zu beeinflussen – im Gegenteil. Bis 1933 sank die Mitgliederzahl auf 3.5 Millionen. Bei der Machtergreifung der NSDAP

– lehnte der ADGB einen Generalstreik ab
– sah allen Verfolgungen gegen religiöse, gesellschaftliche, politische oder einfach normale Mehrheiten und Minderheiten regungslos zu
– sah dem Reichstagsbrand am 28.Februar und der Reichstagsbrandverordnung des Präsidenten Paul von Hindenburg (einem ehemaligen kaiserlichen Feldmarshall) einen Tag später zu
– sah dem dem faktischen KPD-Verbot am 8.März und dem Raub ihrer Parlamentssitze zu, die sie nach ihrem 12.3 Prozent Wahlerfolg kurz vorher trotz Betätigungsverbot errungen hatte
– sah dem Ermächtigungsgesetz am 22.März zu

und rief im April 1933 die Arbeiterschaft dazu auf, sich „in den Dienst des neuen Staates zu stellen“ und an den 1.Mai-Feiern der Nazis teilzunehmen. Nach dem üblichen Biedermann und Brandstifter-Prinzip wurde der ADGB dann am 2.Mai handstreichartig zerschlagen. Dem wiederum sah die SPD zu, bis sie dann am  22.Juni selbst verboten wurde.

Seitdem kennt lernt man als Arbeitender in Deutschland (neben den drei realpolitisch wichtigsten Wörtern „saufen“, ficken“, „Chef“) als erstes den Satz:

„Ja was soll´n wa denn machen?“

Im Mai 1933 wurden die gewerkschaftseigenen Wohnungsunternehmen des ADGB enteignet und der “Deutschen Arbeitsfront” (DAF) unterstellt; diese benannte 1939 die einzelnen Firmen dann um – in “Neue Heimat”.

Nach dem Krieg zuerst beschlagnahmt, wurde auch die unter den Nazis aus ADGB-Gewerkschaftsbesitz geschaffene “Neue Heimat Hamburg” (NHH) 1952 durch die britische Besatzungsmacht dem ADGB-Nachfolger “DGB” übergeben. Dieser beschloss die “Neue Heimat Hamburg” als zentrales Auffangbecken für alle Wohnungsbaugesellschaften als “Neue Heimat” zu machen.

Im Prinzip erfolgte hier durch den DGB die gleiche Zentralisierung wie unter den Nazis. Ein riesiger Apparat entstand, der im Laufe seiner gesamten Existenz nur durch zwei (!) Personen kontrolliert wurde – zuerst durch Heinrich Plett, und nach seinem Tode 1963 durch dessen “Ziehsohn” Albert Vietor. Damals besass die Neue Heimat 200.000 Wohungen.

Am 8. Februar 1982 erschien ein Bericht im “Spiegel”, in dem aufgedeckt wurde, dass sich mehrere Vorstandsmitglieder unter der Führung von Albert Vietor persönlich, zum Teil auch direkt an den Mietern, bereichert hatten. Vietor hatte unter den Augen des DGB im Laufe jahrzehntelanger Korruption und Vetternwirtschaft 16 Milliarden D-Mark Schulden der “Neuen Heimat” angehäuft.

Eine Katastrophe nahm ihren Lauf, die bis heute wirkt. Nachdem zuerst der gesamte Wohnungsbestand – in dem ja nun auch Hunderttausende von Menschen wohnten – für einen Euro (kein Witz) an einen Bäckermeister verscherbelt wurde (auch kein Witz), beschloss man aufgrund öffentlicher Proteste diese Quasi-Verschenkung von Hunderttausenden von Wohnung zurückzunehmen und die “Neue Heimat” zunächst in Einzelteile zu zerlegen und dann sukzessive zu verscherbeln. Dieser Prozess dauerte bis 1998.

Die ehemalige Regionalgesellschaft “Neue Heimat Niedersachsen”, die heute zur BauBeCon-Gruppe gehört, blieb bis Herbst 2005 in Gewerkschaftsbesitz, bis sie an die “Cerberus Capital Management” verkauft wurde. Dies war Folge der Finanzprobleme bei der „Allgemeinen Hypothekenbank Rheinboden“ (AHBR), in deren Folge die Gewerkschaften ihren Anteil 2005 an den US-Finanzinvestor Lone-Star verkauften.

Die “Beteiligungsgesellschaft der Gewerkschaften AG“ (BGAG) (früher Beteiligungsgesellschaft für Gemeinwirtschaft AG) ist eine Beteiligungsgesellschaft mehrerer deutschen Gewerkschaften. Eigentlich war sie einmal dafür gedacht, Gewerkschaftsvermögen zu vermehren. Diese BGAG erwarb Ende der 90er Jahre eben jene Anteile an der “Allgemeinen Hypotheken Bank Rheinboden” (AHBR) .
Das “Institut” – also die Bank – gab einzelnen, irgendwie durch Beziehungen an ihre Posten gekommene Gewerkschaftsfunktionären die Möglichkeit, Milliarden unkontrolliert an der Börse zu verzocken. Von dieser Chance machten die DGB-Seilschaften auch ordentlich Gebrauch: innerhalb von wenigen Jahren verschwanden um die Jahrtausendwende 4 Milliarden Euro. (Das linke Missverständnis der Berliner Republik, 30.Januar 2008)

So ging das weiter, bis heute. Genau wie die SPD wird der DGB nicht aufhören alles zu verramschen und zu verraten, solange noch irgendetwas da ist, was diese beiden Apparate kontrollieren.

Vom 16. bis 20. Mai 2010 tagt in Berlin der Bundeskongress des DGB in Berlin. Weil er das wichtigste Legislativ-Gremium des DGB ist, tagt er nur alle vier Jahre ein einziges Mal. Dann werden die Beschlüsse des Bundesausschusses abgenickt, dem die Funktionäre des DGB-Vorstands und die Vorsitzenden der DGB-Bezirke angehören. Heute nun vernahm man in der Presse: Michael Sommer will dort, nach 2002 und 2006, zum dritten Mal für vier Jahre zum Bundesvorsitzenden gewählt werden. (2)

«Die nächste Amtszeit wäre dann auch meine letzte. Ich bin jetzt 58 und ein entschiedener Gegner der Rente mit 67″

Das ist doch mal ein Argument: man sei gegen etwas, was man selbst nicht braucht und kriegt dafür ein Amt, was niemand braucht. Da ist die Gelegenheit günstig, noch ein paar andere Sprüche loszuwerden, über die FDP, Gott und die Welt, z.B. Hauptsache nicht aufhören zu reden und mühsam die Augenbrauen zusammen ziehen. Mann, ist das ein Stress alle paar Monate. Jaja, ich will

„alles in meiner Kraft stehende tun, damit der DGB und seine Gewerkschaften weiterhin als das starke Sprachrohr der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wahrgenommen werden“

Das tut niemand. Mal ganz davon abgesehen, dass z.B. Künstler nie so fertig in der Birne wären, sich selbst „Kunstnehmer“ nennen zu lassen. Aber das spielt auch keine Rolle, wenn man seine Rolle runterspielt. Schliesslich werden die Schauspieler Deutschlands dann sehr viel besser bezahlt, wenn sie sehr viel schlechter und in Politik, Banken und Gewerkschaften sind. Lieber ehrlos als arbeitslos, würde man im hirnlosen Deppenhaufen der Arbeiterschaft sagen, wenn es dank dem herzlosen Leichenhaufen DGB nicht mittlerweile auch jede Menge unbezahlte oder fast unbezahlte „Arbeitsplätze“ in der Republik gäbe.

Wieder wird Michael Sommer im Mai zum Vorsitzenden des DGB gewählt werden. Und ich weiss jetzt schon, was der letzte Sommer 2014 dann wieder getan haben wird: nichts.

Bis dahin hat seine Organisation ein geistiger Meteoriteneinschlag geholt. Um was wollen wir wetten?

(…)

23.04.2009 ACHTUNG! WARNUNG VOR DEM VOLKE! – Divide et impera durch Drohung mit „sozialen Unruhen“
Nach der Unterdrückung der freien Presse, der Unterdrückung unabhängiger neuer Parteien, nach der Unterdrückung unabhängiger freier Künstler und Wissenschaftler, nach der Unterdrückung von sozialen Bewegungen, nach der Unterdrückung jedes Anzeichens von Intelligenz und das alles organisiert durch eine Heuchler-Elite in Kapital, “Medien”, “Parteien”, “Gewerkschaften” und elitären Kreisen über die letzten 30 Jahre, wird jetzt, wo das alles nicht mehr funktioniert, die letzte zerkratzte Volksmundharmonika aus dem Schrank gesucht, um der total verblödeten Mittelschicht nun “Das Lied von der Panik” zu spielen: die “soziale Unruhe”.

21.11.2007 „Politische Streiks“,Lafontaine,DGB: DIE LINKEN HEUCHLER
Seit Monaten kämpfen die Lokführer der GDL (fast) allein gegen alle. Die ganze Zeit von Lafontaine dazu kein Wort. Auch von der parlamentarischen Oberschicht der sogenannten “Linken” im Bundestag – nichts. Die linken Abgeordneten schaffen es noch nicht einmal, sich gegen Lafontaine, Gysi und den Rest der “Fraktionsführung” durchzusetzen, die einen Solidaritätsbeschluss zugunsten der streikenden Proletarier unterdrücken.
Und jetzt, JETZT kommt dieser ex-SPD-Vizekanzler an und fordert “politische Streiks”. Ein Albtraum der Falschheit.

15.11.2007 SPD,DGB,Kapital: der faschistische Putsch gegen das Streikrecht
“Gott sei Dank, eine Entscheidung für das Streikrecht.” Wer sprach diese Worte nach dem Chemnitzer Gerichtsurteil zugunsten der Lokführer und der Verfassung? Ein Kommunist? Ein Terrorist? Ein Verwirrter, Chaot oder ungebildeter, hässlicher, degenerierter, fauler und unmotivierter Unterschichtler?
Nicht doch. Es war Konrad Freiberg, der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Und wer forderte gestern den faschistischen Putsch gegen unsere Verfassung und ihren Artikel 9 mit dem darin verankerten Streikrecht? Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Rainer Wend. Er will unbefristete Streiks generell “vom Staat” – also der Exekutive – verbieten lassen.

Quellen:
(1) http://fowid.de/fileadmin/datenarchiv/Gewerkschaftsmitglieder_DGB__1950-2005.pdf
(2) http://www.zeit.de/newsticker/2010/4/4/iptc-bdt-20100404-18-24412538xml

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