Umfrage: Zwei Drittel für Rückkehr der Soldaten aus Afghanistan

Eine Umfrage der „Bild“-Zeitung unter fast 280.000 Lesern ergibt: der Friedenswillen der Deutschen ist ungebrochen. Nur Aussenminister Guido Westerwelle hat da wohl irgendetwas nicht mitbekommen.

Aussenminister Guido Westerwelle (FDP) wurde gestern von der „Bild“ (1) interviewt. Er wurde einer für ihn sicherlich unangenehmen Umfrage konfrontiert: von 280.000 (potentiell eher wenig subversiven) Lesern der bekannten Morgen- und Toilettenlektüre sprachen sich 66 Prozent für eine Rückkehr des deutschen Militärs aus dem 2001 eroberten Afghanistan aus. Angesprochen auf diese Forderung, nicht nur von zwei Drittel der „Bild“-Leser, sondern der überwältigenden Mehrheit der Deutschen, antwortete Westerwelle:

Es wäre falsch, jetzt einen exakten Abzugstermin festzulegen. Dann wüssten die Terroristen, wie lange sie noch durchhalten müssten, bis wir weg sind. Und die große Mehrheit der friedliebenden Bevölkerung würde nur noch schwerlich mit uns zusammenarbeiten, weil sie wieder die Repressalien ihrer Unterdrücker fürchten müsste.“

Wir verstehen: Westerwelle will nicht sagen, wann unsere Soldaten da raus kommen, weil wir dann wüssten, wie lange wir noch durchhalten müssen; denn wären die Soldaten hier, wäre er weg von der Regierung. Denn die große Mehrheit der friedliebenden Bevölkerung würde nur noch schwerlich mit ihm und seiner Regierung zusammen arbeiten, weil sie sonst wieder deren Repressalien fürchten müssten: Krieg für nichts, aber gegen die Verfassung, tote deutschen Soldaten, dazu wachsendes Elend, Armut und ab und zu ein Billiönchen für die Banker.

Also, wo er Recht hat, hat er Recht. Aber wieso sagt er das auch noch? Ich dachte immer, Politiker lügen den ganzen Tag, was das Zeug hält?!

„Wir arbeiten mit der afghanischen Regierung gut zusammen. Wir erwarten aber, dass Präsident Karsai seine selbst gesteckten Ziele, wie die Korruptionsbekämpfung, einhält. Wir nehmen ihm beim eigenen Wort.“

Aha. Das wäre zum Beispiel:

“Wenn Ihr oder oder die internationale Gemeinschaft mich weiter unter Druck setzt, ich schwöre, dann schliesse ich mich den Taliban an.” (2)

Aber jetzt, jetzt, jetzt, Achtung, Achtung, prepare for impact…

„BILD: Herrscht Krieg in Afghanistan oder wie nennen Sie den Konflikt?

Westerwelle: In der Bundesregierung sind wir nach gründlicher Prüfung zu der Einordnung als bewaffneter Konflikt gekommen, die alle Risiken und Gefahren deutlich beschreibt. Im Völkerrecht ist ”Krieg” die Bezeichnung für eine militärische Auseinandersetzung zwischen Staaten, meistens mit einer Eroberungsabsicht. Das findet in Afghanistan nicht statt, denn wir sind dort auf Einladung der afghanischen Regierung, auf Bitten der Vereinten Nationen und auf Wunsch der ganz überwiegenden Mehrheit der afghanischen Bevölkerung.“

Also, manchmal macht das hier richtig Spass. Man sieht die Afghanen förmlich vor sich, wie sie am 10.September 2001 in Riad mit dem Klingelbeutel rumgehen, um für die Invasion zu sammeln. Gut, da war die afghanische Regierung noch eine andere, sonst hätte die vielleicht eingeladen. Aber wenigstens der Saudi Bin Einladen nutzte die Gelegenheit und die Nato brachte auch gleich eine Regierung mit, die dazu einlud. Bestens, alles bestens.

Das ist hier wirklich besser als Kino. Nur weiss man dort wenigstens, wofür die Schauspieler bezahlt werden und das man nachher das Gebäude wieder verlassen kann.

Quelle:
(1) http://www.bild.de/BILD/politik/2010/04/07/aussenminister-guido-westerwelle-afghanistan/wann-gehen-wir-raus-aus-afghanistan.html
(2) http://www.nytimes.com/2010/04/05/world/asia/05karzai.htm

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