Erste Bernsteinfunde Afrikas in Äthiopien sorgten für neue Überraschungen über die Entwicklung des Lebens auf der Erde

Die Chemie des Harzes stimmte schon mit der von den Bernsteinen überein, die 75 bis 90 Millionen Jahre später durch Saftabsonderungen der viel „jüngeren“ Bäume entstanden sind – neue bisher unbekannte darin eingeschlossene Lebensformen entdeckt.

In Äthiopien fanden Forscher 95 Millionen Jahre alten Bernstein, der durch das Baumharz eines uralten Waldes der Kreidezeit (rund 145,5 Millionen Jahren mit dem Ende des Juras bis vor etwa 65,5 Millionen Jahren) entstanden war.


(Abbildung: Fossilien der Kreide (Aus Meyers Konversations-Lexikon (1885-90) – Wikipedia)

Das Besondere daran ist, dass es der erste Fund von Bernstein überhaupt in Afrika ist.

Eine weitere Überraschung ist die Entdeckung eines kleinen Ökosystems mit unbekannten neuen Bakterien, Pilzen, Insekten, Spinnen und Nematoden. Dreissig Arthropoden und Spinnen, aus dreizehn Familien von Insekten, wurden damals in dem flüssigen Harz gefangen und blieben so bis heute in dem Bernstein konserviert.

Diese Fossilien sind einige der frühesten gefundenen afrikanischen Fossilien und repräsentieren eine Vielzahl von Arthropoden (Gliederfüsser), einschliesslich Wespen, Borkenkäfer, Motten, Käfer, Ameisen sowie eine sehr primitive Ameise – ein seltenes Insekt genannt Zorapteran, und eine Blattweber-Spinne.


(Zorotypus hubbardi, Zoraptera – Maxwell Lefroy, 1923 /Wikipedia)

Ausserdem wurden noch parasitäre Pilze, die mit Bäumen lebten sowie Filamente von Bakterien und die Überreste von Blütenpflanzen und Farne in den Harzstücken gefunden.

(Abbildung: Beispiele fossiler und rezenter Arthropodengruppen: Trilobiten, Kieferklauenträger wie Seeskorpione und Spinnentiere, Krebstiere, Tausendfüßer und Sechsfüsser – xvazquez/Wikipedia)

Dieser Fund liefert neue Einblicke in die Entstehung und Diversifizierung der Blütenpflanzen während der Kreidezeit.

In der aktuellen Ausgabe der Proceedings of the National Academy of Sciences werden die Rekonstruktionsergebnisse eines alten tropischen Waldes, der im Gebiet des heutigen Äthiopien entdeckt wurde von einem internationalen Team von 20 Wissenschaftlern beschrieben.

„Bis jetzt hatten wir praktisch keine Bernsteinstätten aus der Kreidezeit in der südlichen Hemisphäre des Superkontinentes Gondwana entdeckt. Bedeutende Bernsteinlagerstätten der Kreidezeit wurden vor allem in Eurasien und in Nordamerika gefunden.“

sagte Autor Paul Nascimbene von der Abteilung für Zoologie am American Museum of Natural History.

„Die ersten Angiospermen (bedecktsamige Pflanzen, kurz Bedecktsamer) oder blühende Pflanzen, erschienen und diversifizierten in der Kreide. Ihr Aufstieg zur Dominanz veränderte drastisch die terrestrischen Ökosysteme – und die Lagerstätte des äthiopischen Bernstein wirft Licht auf die Veränderungen dieser Zeit.“

teilte der Hauptautor Alexander Schmidt von der Universität Göttingen in Deutschland mit.

Die Forscher fanden heraus, dass das Harz, dass aus diesen Kreidezeit-Bäumen von Gondwana sickerte, chemisch den Bernsteinen des viel jüngeren Miozäns (dieses Erdzeitalter begann vor etwa 23,03 Millionen Jahren und endete vor 5,332 Millionen Jahren) ähnelt, dieses Harz entstand aus neueren blühenden Pflanzen, die in miozänen Ablagerungen in Mexiko und der Dominikanischen Republik gefunden wurden.

Gondwana (Name: „Land der Gond“, nach einem Volk in Zentralindien) bezeichnet den südlichen Grosskontinent, der während des grössten Teils der bekannten Erdgeschichte auf der Südhalbkugel existierte.
Zumindest zweimal bildete Gondwana zusammen mit den nördlicher gelegenen Kontinentalschollen Laurasia einen Superkontinent – vor etwa 1000 mya das proterozoische Rodinia und vor 300 mya das paläozoische Pangaea. Der spätarchaische Superkontinent Kenorland – 2500 mya – gilt als stratigraphisch nicht gesichert.
Gondwana umfasste die damals in einer Landmasse zusammenhängenden Kontinente Südamerika, Afrika, Antarktika, Australien, Madagaskar und Indien. (1)


Mit Hilfe der hier farbig markierten paläobiogeographischen Verbreitungsgebiete von Cynognathus, Mesosaurus, Glossopteris und Lystrosaurus lässt sich die Anordnung heute getrennter Kontinente zu Gondwana rekonstruieren. (Karte: U.S. Geological Survey (USGS)/Wikipedia)

Die chemische Bezeichnung des Bernsteins aus Äthiopien ist die Klasse Ic und es ist die einzige Ic, die bisher in fossilem Harz aus der Kreidezeit entdeckt wurde. Alle anderen dokumentierten Bernsteine der Kreidezeit sind definitiv nicht aus blühenden Pflanzen oder Gymnospermae (nacktsamigen Pflanzen, kurz Nacktsamer) entstanden.

„Der Baum, der den Saft produzierte, ist nach wie vor unbekannt, aber die Chemie des Bernsteins ist überraschend dem einer Gruppe von jüngeren Angiospermen, genannt Hymenaea, der Neuen Welt sehr ähnlich. Dieser Bernstein könnte von einem frühen Angiospermen oder einem vorher unbekannten Nadelbaum produziert worden sein, der ganz verschieden von den anderen bekannten Bernstein-Gymnospermen der Kreidezeit war.“

sagte Nascimbene. (2)

Quellen:
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Gondwana
(2) http://www.waltainfo.com/index.php?option=com_content&task=view&id=20688&Itemid=134

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