In der Natur ist ein Zustand der Leere unnatürlich und wird sofort mit seiner Entstehung gleich wieder beseitigt und ausgefüllt.
So ist es auch jetzt in Kirgisistan, jegliches politische Machtvakuum zieht sofort die Aufmerksamkeit der diplomatischen Welt oder jene der Glücksritter auf sich, die sich einen guten Stand und Vorteile aus der entstandenen Situation versprechen. Nach gefallenen hohen Würdenträgern sieht sich keiner mehr um, neue Möglichkeiten in der Politik ziehen dagegen magisch an.
So kommt es auch, dass der UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon einen Sondergesandten, den Geschäftsführenden Direktor der UN-Wirtschaftskommission für Europa (UNECE), Jan Kubiš, nach Kirgisistan zu der neuen Übergangsregierung entsandte, damit dieser versuchen soll, dort zur Lösung der Spannungen beizutragen und den Dialog zu fördern.
Kubiš wird in dem Land mehrere Konsultationen mit den wichtigsten politischen Kräften und den Vertretern der Zivilgesellschaft in Kirgisistan leiten und er soll eng mit den Abgesandten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der Europäischen Union (EU) und den einzelnen Ländern in der Region und anderen zusammen arbeiten, hiess es am 9.April aus dem UN News Center.
Wenn man bedenkt, dass vor zwei Tagen, am 7.April gerade mal der bisherige Präsident Kurmanbek Bakijew von der Opposition aus dem Amt gejagt wurde, kann man dies fast als eine Reise mit Lichtgeschwindigkeit bezeichnen – im Vergleich mit der sonst üblichen Trägheit eines Beamtenapparates wie die UNO, in der manche Entscheidungen Jahrzehnte benötigen. Aber in der Geschäftswelt herrscht eben die Devise „Time is Money“.
Ban Ki-moon drängte gestern in Wien bei seinem Besuch bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) weiterhin zu der Notwendigkeit einer dringenden Rückkehr zur verfassungsmässigen Ordnung in Kirgisien und dass er „zutiefst besorgt über die Gewalt sei sowie betroffen und schockiert über den Verlust des Lebens, der in den letzten Tagen aufgetreten ist.“
Die UN World Health Organization (WHO) hat Medikamente und medizinische Ausrüstungen zur Versorgung der bei den Unruhen Verletzten nach Kirgisistan entsandt, teilte heute in Genf der WHO-Sprecher Paul Garwood Reportern auf einer Pressekonferenz mit.
Der UNO-Generalsekretär sagte weiterhin, dass eine lebendige Zivilgesellschaft, politische Partizipation, Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit entscheidend sind für die Modernisierung und den sozialen Fortschritt in Kirgisistan und seinen zentralasiatischen Nachbarn.
Damit scheint das Schicksal des autoritären gestürzten Präsidenten Bakijew endgültig besiegelt zu sein, ausser dem US- und NATO-Militär, das um das Schicksal des US-Luftwaffenstützpunktes Manas bangen muss, sehen sich andere Protagonisten bereits nach neuen Beziehungen in Kirgisistan um.
„Das Blutvergiessen in Kirgisistan ist eine zutiefst beunruhigende Erinnerung an die lebenswichtige Bedeutung der Bewältigung solcher Probleme … Es gibt politische, wirtschaftliche und soziale Fragen, die zu den Unruhen führten.“
Werter Herr UNO-Generalsekretär, wenden Sie Ihren Blick und Ihre Aufmerksamkeit nach Süden, in ein Land, dass seit dreissig Jahren durch mit Ihnen befreundete Mächte ausblutet!
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Quelle: http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=34319&Cr=kyrgyz&Cr1=