Vor neuer internationaler Kabul-Konferenz am 20.Juli mehrtägige Reise von Karsai in die USA
US-Sondergesandter für Afghanistan und Pakistan bezeichnete den Krieg als Hölle und kündigte noch mehr zivile Opfer an, weil das normal wäre.
Auf der Webseite des US-Aussenministeriums konnte man am 19.April ein veröffentlichtes Plauderstündchen des Ministeriumssprechers PJ Crowly mit seinem Freund und US-Sondergesandten für Afghanistan und Pakistan, Richard C. Holbrooke nachlesen.
Darin teilte Holbrooke unter anderem mit, dass der afghanische Präsident Hamid Karsai auf Einladung von Barack Obama vom 10. bis 14.Mai zu einem Gegenbesuch in die USA kommen soll und eine grosse Anzahl leitender Regierungsbeamter mitbringen wird. Holbrooke nannte es eine grosse „sehr ernste“ Reise zur Stärkung der Beziehungen beider Länder und dass unter anderem geplant sei, dass der Verteidigungsminister Robert Gates, die Aussenministerin Hillary Clinton und der FBI-Direktor Robert Mueller – der für die Gesetzgebung zuständig sei – daran teilnehmen werden. Für den 11.Mai sei ein Treffen zwischen Karsai und Obama eingeplant, erklärte Holbrooke und dass unter Einbeziehung vieler Mitglieder der US-Regierung und hochrangiger Kongressabgeordneter mehrere Gespräche geplant seien, so auch mit dem Vorsitzenden des Joint Chiefs of Staff.
Danach käme in Kabul die Friedens-Jirga, die nicht mit der Loya Jirga, die eine andere Rolle in der afghanischen Kultur und Gesellschaft spielt, verwechselt werden darf, meinte der Sonderbeauftragte und weiter, dass die geplante dreitägige Friedens-Jirga eine beratende Funktion hätte und von Karsai auf den 20.Mai verschoben wurde, um vorher seinen Besuch im Weissen Haus wahrzunehmen, wo ihn neue Instruktionen zum weiteren Handeln in seinem Land vermittelt werden. Scheinbar war der US-Regierung der Gedanke unerträglich, dass in Kabul etwas ohne ihre Absprache von den Mitgliedern der Jirga etwas beschlossen werden könnte, was dann nicht so recht in ihr afghanisches Weltbild passen würde.
Für den 20.Juli kündigte Holbrooke in dem Gespräch mit dem Sprecher des US-Aussenministeriums eine internationale Kabul-Konferenz als Nachfolge der Afghanistan-Konferenz vom 28.Januar an und dass die Aussenministerin Clinton daran teilnehmen würde. Diese Konferenz war ursprünglich für Ende Mai geplant gewesen und wurde wegen des nun anders gefüllten Terminkalenders auf den Sommer verschoben. Ausserdem wäre Ende Mai auch noch der Memorial Day und man wolle zu den Konferenzen gut vorbereitet sein und logisch auf die Ergebnisse der vorherigen Ereignisse aufbauen.
Dass damit der Ausgang der geplanten US-Gross-Offensive im Juni in Kandahar gemeint sei, zu der zur Zeit die zusätzlich bewilligten 300000 Soldaten nach Afghanistan transportiert werden, sagte Holbrooke selbstverständlich nicht.
Holbrooke erwähnte dann noch die Wahlen zur Nationalversammlung im September, an deren Datum er sich nicht erinnern könnte und Crowley könne „es von unserem Büro erhalten, wenn es dir wichtig ist.“
In diesem Jahr würde es dann auch wieder ein trilaterales Treffen der Vereinigten Staaten, Pakistan und Afghanistan geben, wahrscheinlich nach den Wahlen, meinte Holbrooke und nannte die ganzen Planungen eine echte Choreografie und dass die Beziehungen zu den USA – die Crowley etwas später als „stürmische Zeit mit dem Präsidenten Karzai und den USA“ bezeichnete – jetzt wieder gut wären, nachdem „das Wasser ein wenig aufgewühlt wurde.“
In dem Gespräch der beiden Freunde wurde auch General McChrystal, der NATO-Oberbefehlshaber für Afghanistan und seine Einsatzregeln zur Vermeidung der zivilen Opfer erwähnt und wie sehr der General unter diesen Opfern leide und „tief und leidenschaftlich darüber empfinden“ würde und er alles tut, was er kann, um sie zu verhindern und er würde sich mit ihren Folgen befassen, wenn sie auftreten – dass könne Holbrooke als Freund und nicht nur als ein Berufskollege bestätigen.
Holbrooke kündigte gleichzeitig noch mehr Opfer an, denn „immerhin ist der Krieg die Hölle und zivile Opfer sind ein Bestandteil aller bisherigen Kriege.“ Daher wäre es nur folgerichtig, dass mit der Erhöhung der Intensität diese zunehmen werden“ und „daher ist es nicht verwunderlich, dass dies passieren würde.“
Quelle: http://www.state.gov/s/special_rep_afghanistan_pakistan/2010/140473.htm