Afghanen erschiessen Afghanen wegen tödlichen Operationen des US-Militärs
Im Osten Afghanistans wurde am 14.Mai ein Demonstrant von der Polizei erschossen, hiess es nach Angaben von Haji Jamal, dem Leiter des örtlichen Provinzrates.
Hunderte von Dorfbewohnern waren im Surkhrod Bezirk in der Provinz Nangarhar auf die Strasse gegangen, um gegen die nächtlichen NATO-Übergriffe auf ihre Häuser zu protestieren und hätten Steine auf Regierungsgebäude geworfen. Bei dem neuesten Überfall waren elf Zivilisten getötet worden. Das Innenministerium war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
NATO-Oberbefehlshaber General Stanley McChrystal hatte Anweisung gegeben, dass derartige nächtliche Razzien nur mit afghanischen Truppen an der Spitze durchgeführt werden sollen, um Verwechslungen mit Aufständigen zu vermeiden, wenn Bewohner beim überfallartigen Eindringen der Militärs in ihre Häuser diese verteidigen.
Diese Anweisung ist völliger Blödsinn und soll die Schuld auf die afghanische Armee abwälzen, wenn dabei Zivilisten getötet werden – da müsste General McChrystal den Befehl erteilen, einen Ortsansässigen als Führer mitzunehmen, der den Killerkommandos bei jedem Haus erklärt, wer von den Insassen zu dem Dorf gehört und wer ein bewaffneter Unbekannter ist.
Die NATO-geführten Truppen sagten, dass in dieser Nacht im Surkhrod-Bezirk nur Aufständische getötet worden wären, darunter ein Taliban-Sub-Commander und dass keine Zivilisten zu Schaden gekommen wären. Die NATO-Erklärung dazu lautete
„Den Berichten zufolge wurden keine Zivilisten während der Operation geschädigt.“
Ali Khan, der neben den Häusern wohnt, die geplündert wurden, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass er ca. 01.00 Uhr hörte, wie Hubschrauber landeten.
„Und dann hörten wir die Schüsse. Wir erschraken und konnten nicht nach draussen gehen. Dutzende von afghanische und ausländische Soldaten haben drei Wohnungen durchsucht und wir fanden frühmorgens heraus, dass neun Menschen getötet wurden und zwei weitere werden vermisst.“
Letztes Jahr war nach Angaben der Vereinten Nationen das tödlichste für afghanische Zivilisten seit Beginn des Krieges im Jahr 2001.
Das Pentagon teilte mit, dass US-und NATO-Truppen neunzig Zivilisten von Januar bis April diesen Jahres getötet haben – das ist ein Anstieg von 76 Prozent gegenüber der einundfünfzig Todesfälle in dem gleichen Zeitraum im Jahr 2009. Und das sind nur die offiziell zugegeben Daten. Hinter jeder einzelnen dieser Zahlen steht ein vernichtetes Menschenleben und die Zerstörung ihrer Familien.