„Es herrscht hier die Diktatur des Geldes“: Telefoninterview aus Thailand

Der Ausländer „Michael“ lebt in der thailändischen Stadt Ayutthaya, ca 80 Kilometer vom Stadtzentrum der Hauptstadt Bangkok entfernt. Im Laufe des gestrigen Tages berichteten die Behörden über eine Bombe, die in einem Einkaufszentrum Ayutthayas hochgegangen sei. Noch Stunden zuvor war von einem Chinaböller, nun, „Feuerwerkskörper“ auf der Toilette eines Big C Supermarkts die Rede gewesen. Dennoch seien gleich drei Gebäude im Visier von „Randalierern“, Gouverneur Witthaya Piewpong war sehr besorgt gewesen (1). Ebenso die geistigen und amtlichen Bevölkerungsaufseher in Deutschland: der älteste Flachbildschirm der (west)deutschen Presselandschaft berichtete bereits am 17.Mai unter der Wandmalerei „Brennen bald auch die Touristen-Hochburgen?“ (2)

„Da sich die Unruhen mittlerweile auch auf andere Städte und Provinzen des Landes ausgeweitet haben, raten die deutschen Behörden „von nicht unbedingt erforderlichen Reisen“ in Städte Ayutthaya, Chiang Mai, Chiang Rai, Udon Thani und Khon Kaen und die unter Notstandsrecht stehenden Provinzen im Süden Thailands ebenfalls „dringend“ ab.“

Merkwürdigerweise bekam man in Ayutthaya selbst gar nicht mit, wie dramatisch die Lage in der westlichen Presse mittlerweile geworden war.

Michael ist kein Anhänger der „Rothemden“, den Oppositionellen, die aus Protest gegen Armut und Unterdrückung durch das nach dem Militärputsch 2006 eingesetzte Regime von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva wochenlang das Geschäftsviertel in Bangkok besetzt hielten. Als angeblicher „Anführer“ der demokratischen Opposition, die sich größtenteils aus verarmten Bauern zusammen setzt, wird in der Informationsindustrie des Einflußraumes von USA und europäischen Staaten immer wieder der 2006 gestürzte ehemalige Ministerpräsident Thaksin Shinawatra genannt, einer der reichsten Männer Thailands und ehemals einer der zwanzig reichsten Männer der Welt.

Thaksims Familie hatte seine 1987 gegründete Shin Corporation, durch Betrug jahrelang das faktische Monopol für Mobilfunk im Königreich, in 2006 für umgerechnet 2.3 Milliarden Dollar an die mehrheitlich im Staatseigentum von Singapur befindliche Temasek Holdings verkauft, ohne Steuern zu bezahlen. Das führte in Thailand zu Protesten, neun Monate später wurde Thaksim gestürzt und Aktien im Werte von umgerechnet 1.4 Milliarden Dollar beschlagnahmt. (3)

Michael schildert nun aus seiner persönlichen Perspektive die Lage im Land, die gesellschaftlichen Verwerfungen und sozialen Schluchten zwischen einer winzigen Oberschicht und einer verarmten Bevölkerung, sowie über Berichte, die man sich hinter vorgehaltener Hand über den vermeintlichen „Anführer“ der Opposition Thaksin Shinawatra erzählt.

Quellen:
(1) http://www.bangkokpost.com/news/local/178577/curfew-continues-until-saturday
(2) http://www.bild.de/BILD/politik/2010/05/17/thailand-bangkok-gewaltsame-unruhen-buergerkrieg/brennen-jetzt-auch-bald-die-touristen-hochburgen.html
(3) http://blogs.forbes.com/billions/2010/02/27/thaksin-shinawatra-says-goodbye-to-1-4-billion/

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