Nordkoreas Cheonan-Bestrafung: keine Liveübertragung der Fussball-WM
(Foto: Wikipedia)
Die nordkoreanischen Fussball-Fans werden bitter enttäuscht werden. Ihre Nationalmannschaft hat sich zum ersten Mal seit vierundvierzig Jahren für eine Fussball-Weltmeisterschaft qualifiziert.
Wegen des bisher noch sehr umstrittenen Untergangs der Cheonan, der allen möglichen Interessengruppen nutzen sollte ausser Nordkorea selber, hatte die südkoreanische Regierung dem „Rechtebesitzer“, dem südkoreanischen Sender SBS, der seit dem Jahr 2006 über die Weitergabe der Live-Übertragung mit dem nördlichen Bruderstaat verhandelt hatte, den Deal untersagt. Damit soll das Land abgestraft werden und den Preis für seine „Provokationen“ zahlen.
Der Sender SBS stand mit Nordkorea seit der letzten Fussball-Weltmeisterschaft in Kontakt. Das letzte Treffen war im Januar diesen Jahres und sollten im April und Mai fortgesetzt werden – wäre nicht dieser verhängnisvolle Brand auf dem Schiff im Gelben Meer ausgebrochen.
Yang Chul Hoon, der beim TV-Sender SBS der Leiter für innerkoreanischen Austausch und Kooperation ist, sagte nach Angaben der Süddeutschen Zeitung:
„Wir verlangten, in Zukunft Berichte aus Nordkorea machen zu können. Und Nordkorea war damit im Prinzip einverstanden.“
In den abgesagten Gesprächen, die wegen dem verhängten Handelsboykott der südkoreanischen Regierung gestrichen wurden, sollten die nächsten Schritte erörtert werden, hiess es.
Yang hätte es bedauert, dass es zu keinem Abschluss gekommen sei, „doch wir respektieren das nationale Interesse und die öffentliche Meinung.“
Wie diese Meinung jedoch in der Realität fern der Regierungspaläste aussieht, musste die regierende Grosse Nationale Partei bei der am 2.Juni stattgefundenen landesweiten Kommunalwahlen entsetzt feststellen.
Für die enttäuschten Fussballfans in Nordkorea sind diese Bekundungen des Willens der Bevölkerung zu spät gekommen, es sei denn, es kommt doch noch zu einer kurzfristigen Lösung.
Es wäre der nordkoreanischen Fussballmannschaft sehr zu gönnen, mindestens den Einzug ins Viertelfinale zu schaffen, um dieses ewige politische Trauerspiel ein wenig für die Nordkoreaner aufzuhellen.
Die einfachen Menschen sind immer diejenigen, die zuerst zu leiden haben und auf deren Buckel rumgetrampelt wird, wenn politische Entscheidungsträger Spannungen gegen andere Staaten schüren. Die Kaste der elitären Herrschaften braucht nicht auf ihren stets üppig gedeckten Frühstückstisch zu verzichten.
Hier wird Fussball als erpresserisches und boshaftes Politikum missbraucht. Wie wichtig die Liveübertagung einer Fussball-Weltmeisterschaft ist, wichtiger als die Wahl eines Staatspräsidenten, wurde gerade erst in Deutschland vorgeführt, wo niemand auf diesen aufregenden Genuss verzichten mag.
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